Vor-/Nachteile von Epigenetik?

3 Antworten

Achtung! Die Epigenetik, genau wie die Evolution und die Genanalyse hat erstmal keine Vor- oder Nachteile und kann auch keine Krankheiten auslösen. Die Frage kann deshalb so nicht gestellt werden.

Eine einfache Definition:
Die Epigenetik ist das Fachgebiet der Biologie, welches sich mit der Frage befasst, welche Faktoren die Aktivität eines Gens und damit die Entwicklung der Zelle zeitweilig festlegen. Sie untersucht die Änderungen der Genfunktion, die nicht auf Mutation beruhen und dennoch an Tochterzellen weitergegeben werden. aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Epigenetik

Das DNA-Modell, ein Strukturmodell einer DNA-Doppel-Helix von 1953, von Watson und Crick ist eine extreme Vereinfachung der Realität, die eine viel komplexere 3D-Strukturen aufweist. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Desoxyribonukleins%C3%A4ure

Kleinste Veränderungen innerhalb einer Zelle durch pH-Wert, Salzkonzentration, Salzart, Cytoplasmadichte etc. können die Aktivität von Genen also der Ablesung oder Hemmung komplex beeinflussen. Deshalb sind Experimente in vitro oder mit Zellmodellen in vivo nur schwer durchführbar und schlecht auswertbar. Es gibt keine Grundeinstellung und keine Standartwerte einer Zelle sondern meist Berechnungen und Spekulationen...."man geht davon aus, dass..."

Als bemerkbare Änderungen (Modifizierungen) sind zu finden die verschiedenen Wicklungen um Histone, Methylierung, Acetylierung und/oder Phosphorylierung. Dieses ist nur in sehr teueren und langwierigen Versuchen teilweise belegbar.

Man kann sich bestimmte Dinge durch die Genregulation und -vererbung aller Watson/Crick nicht erklären. Und der Erhalt und die Beschreibung des Phänotyps scheint durch das Zusammenwirken von Erbanlagen und Umweltfaktoren (Modifikation) nur unzureichend bestimmt. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%A4notyp

Man muss auch alle Zwischenschritte vergleichen und auswerten:


Es werden verschiedene Prozesse – unter anderem Transkription,Translation, posttranskriptionale und posttranslationale Modifikationen – unterschieden und die an ihnen beteiligten Faktoren untersucht.

Irgendjemand muss teure langwierige Forschung bezahlen. Begründet wird dies - wenn es sich nicht um reine Grundlagenforschung handelt - in der Medizin und Molekulargenetik mit der Erforschung von Krankheiten und deren Bekämpfung.

Es gibt einzelne Studien am Menschen (kleine Zahl von Probanten/ Patienten), Tierversuche an Mäusen und Ratten und Zellkultur-Experimente.

Der Nutzen also die Eindeutigkeit der Ergebnisse wird durch die Übersetzung (Englisch-Deutsch), die Transformation von wissenschaftlichen Daten in populärwissenschaftliche Textartikel (unbeabsichtig?) verbessert.  vgl http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/epigenetik-muetter-koennen-erfahrungen-vererben-a-605447.html

Auch das Humangenomprojekt hat nicht zu einer deutlichen Verringerung von Krankheiten geführt, so dass die Wissenschaft die Epigenetik (neu) für sich entdeckte.

Ich möchte mich folgender Aussage anschließen:
Die Umwelt hat also offensichtlich doch einen größeren Einfluss auf die Gene als bisher vermutet, nur wird dadurch nicht das Genom verändert, sondern das Epigenom. aus: http://www.scinexx.de/dossier-detail-437-9.html

Unser Körper, unsere Zellen und unsere Gene sind nicht so ein starres Sytem, wie uns verschiedene Modelle implizieren können.

Eine Zelle steht in Kommunikation mit ihrer Umgebung und die Genregulation ist komlexer also stärker bedingungsabhängig als "alte" Modelle zeigen können. Flexibilität ist im Sinne der Evolution sinnvoll. Da die DNA, als ein sehr simples System, ubiquitär ist, ist eine Feinregulation sinnvoll und zu erwarten.

Es muss noch viel Forschung betrieben werden, um belegen zu können, wem man etwas "in die Schuhe schieben" kann. Den Genen der Vorfahren, den epigenetischen Faktoren, der Umwelt oder dem eigenen Lebenswandel. Deshalb sollte ein Thema wie Homosexualität auch unter den sozialpolitischen Bedingungen für die Forschung gesehen werden. Die nachfolgende kritische Quelle sollte man gelesen haben - mit sehr vielen Quellenangaben und Hinterfragungen. vgl http://heinzjuergenvoss.de/Voss_2013_Epigenetik_und_Homosexualitaet__.pdf

Besonders wichtige Felder der epigenetischen Forschung sind heute die Felder: Tumorwachstum, Autoimmun‐und Stoffwechselerkrankungen, Alterung und Embryonalentwicklung.


Der wissenschaftliche Stand heute sind Hinweise und Hypothesen. Ich empfehle zur Beurteilung eine kritische Hinterfragung der Originalquellen bzw. -ergebnisse.
In der Psychologie sollte man sich deshalb besonders fragen, was eine Meinungsgewichtung in unserer Gesellschaft bewirken kann und soll.

Und, konnte ich dir mit dieser - kiritisch, wissenschaftlichen - Stellungnahme weiterhelfen? Ist für einen Laien, der sich auf gutzugängliche deutschsprachige Quellen verläßt, leider schwer in Gänze zu erfassen.

Nette Grüße seniorix


Sheila136 
Fragesteller
 20.11.2016, 14:33

Danke und ja du konntest mir weiterhelfen(auch wenn ich es mir 2x durchlesen musste :))! Du hast es sehr ausfühlich erklärt, ich kann mir vorstellen wie viel Aufwand das war. Vielen Dank, dass du mir auch die Quellen hinzgefügt hast. War echt sehr hilfreich. ;)

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Hallo Sheila136

Epigenetik und damit Genregulation sind notwendig damit sich verschiedene Zelltypen ausbilden können obwohl die Erbinformation überall gleich ist.

Nachteile sind negative Prägungseffekte während der Schwangerschaft wenn eine Mutter während der Schwangerschaft oder bis kurz zuvor raucht steigt das Risiko für das Kind tatsächlich ebenfalls, ebenso scheint es wohl bei Übergewicht zu sein.

Laut neuster Erkenntnisse, spielt epigenetische Prägung bei der Ausbildung einer Disposition zur sexuellen Orientierung eine entscheidende Rolle, ich schreibe hier gezielt von Disposition da die sexuelle Orientierung aller Wahrscheinlich nach nur Geburt noch nicht fest ist auch wenn viele das gerne behaupten.

Ob epigenetische Prägung in irgendeiner Form vererbt werden kann wird zur Zeit kontrovers diskutiert, die übliche Lehrmeinung ist jedoch, dass diese Informationen bei der Meiose aus der Zelle entfernt werden, das ergibt auch Sinn denn irgendwie muss aus einer hochspezialisieren Keimzelle wieder eine unspezialisierte werden.

LG

Darkmalvet

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologie Leistungskurs außerdem Hobby

Es erscheint erst mal ein wenig schwierig Vorteile zu erkennen, wenn man sieht, dass die Kinder der Frauen aus dem "holländischen Hungerwinter" mit etlichen Problemen zu kämpfen haben.


Derartige epigenetische Mechanismen wurde aber in der Evolution nicht "abgeschafft", sondern man findet sie bei vielen Organismengruppen von Hefezellen über Würmer auch bei Mäusen und Menschen.

Wenn man Epigenetik als eine Art umweltabhängige Vererbung betrachtet, so kann eine epigenetische Prägung  der nachfolgenden Generation eine Art Vorwarnung für schlechte Lebensbedingungen geben, ihnen also zu einer leichteren Anpassung an eine Umwelt mit wenig Nahrung verhelfen.

Eine epigenetische Prägung über die Schwangerschaft auf das Kind gilt beim Menschen als sicher, inwiefern sich diese Muster auch in der 3. Generation auswirken, also wirklich über die Keimbahn vererbt werden, ist nicht sicher. Welche Rückschlüsse  man aus Fallstudien aus Schweden ziehen kann, wonach die Lebensumwelt der Großväter einen Einfluss auf die Gesundheit der Enkel hat, ist nicht ganz eindeutig.

Eine Antwort auf deine Frage ist also erst mal schwierig.

Darkmalvet, UserMod Light   18.11.2016, 16:41

Vererbung über die Keimbahn dürfte im Regelfall ausgeschlossen sein, was sein kann ist aber, dass es manchmal in seltenen Fällen dazu kommt das Fehler bei Löschung der Epimarker geschehen, das erklärt auch warum in etwas einem von 6000 Fällen ein Mischlingskind zwischen Schwarzen und Weißen trotzdem weiß sein kann aber wie gesagt, das wäre dann der Ausnahmefall.

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