Veränderungen nach Vergewaltigung?

2 Antworten

Schwierig.
Die Unsicherheit in einem bleibt...bei mir jetzt fast 40 Jahre. Bei meiner Frau vier Jahre.

Man möchte, gerade, wenn man mit anderen unterwegs ist, immer alles genau geplant haben/planen, also auch genau wissen, wo es hingeht, wie die Örtlichkeiten sind, usw. Eben wissen, ob und wo Gefahren lauern können. Das ist "normal" und nur logisch, nach einer Vergewaltigung oder generell nach Übergriffen.

Zwar sind meine Ängste nach vielen Jahren Therapie relativ gering, aber ich lehne bspw. für mich auch Ausflüge/Feiern mit Kollegen usw. ab. Unter anderem, weil ich Leute, mit denen ich keinen engeren Kontakt habe, in der Freizeit/im Privaten nicht einschätzen kann...schon gar nicht, wenn es Alkohol gibt. Das kann im Job der netteste Kollege sein, privat...who knows?

Allerdings war ich nie ein spontaner Mensch und sich plötzlich ändernde Pläne konnte ich noch nie ab. Die Vergewaltigung hat das alles nur verstärkt.

Mit Freunden treffe ich mich eigentlich eh nur an Orten, an denen ich mich auskenne, bzw. die wir alle kennen. Mag aber daran liegen, dass wir uns generell eher selten sehen und dann eben die Zeit intensiv miteinander verbringen wollen.

Bei meiner Frau ist es "ähnlich". Bei ihr kommt halt dazu, dass sie alleine sowieso nirgends hingehen könnte. Der Übergriff war so gravierend, dass sie heute einen gelähmten Arm und ein halbgelähmtes Bein hat, bzw. einen zerstörten Gleichgewichtssinn. Sie kann also die Wohnung alleine nicht verlassen.
Nach außen hin, ist sie die Starke, Vernünftige, die weiß, dass einem eine Vergewaltigung durch einen Fremden/anderen meist nur einmal passiert (also, wenn es nicht im Rahmen einer Beziehung ist)...aber innerlich, möchte sie natürlich auch Sicherheit und wenn wir unterwegs sind, dann sorge ich dafür, dass sie sich sicher fühlen kann. Das ist sowieso schon, wenn ich dabei bin, aber auch, dass sie die Orte kennt, dass sie weiß, wohin sie kann, wenn es ihr zuviel wird usw.

Leider ist die Gesellschaft aktuell so aufgestellt, dass sie einem die Sicherheit nicht geben kann oder sogar gar nicht geben will.


Viele verändern sich dadurch, ist ja auch nicht überraschend.

Und ja, das Bedürfnis die Kontrolle zu behalten und daher beispielsweise spontane Planänderungen nicht zu mögen, weil es einem wieder das Gefühl der Ohnmacht und Hilfslosigkeit gibt, ist dabei nicht ungewöhnlich.

Wenn es einem im Alltag belastet, ist das ein Punkt er in der Therapie mit angegangen werden muss. Wenn es schwach genug ist, dass es einen nicht belastet, dann kann man es so hinnehmen und akzeptieren, dass das nun einfach zu einem gehört.