Unterschied zwischen Ataraxie und Apathie

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Apathie ist ein stoischer Begriff: ἀ-πάθεια bezeichnet das Freisein von Leidenschaften. Leidenschaften stören die Gemütsruhe (tranquillitas animi) und hindern den Menschen daran, glücklich = tugendhaft = gemäß der Natur = gemäß der Weltvernunft (=λόγος) = secundum naturam zu leben. Ein Weiser muss sein ganzes Handeln durch Gebrauch der Vernunft prüfen und für vernünftig befinden; Voraussetzung ist, dass er weiß, was gut und schlecht ist. Für diejenigen, die es (noch) nicht wissen, gibt es die Tugenden, die - ohne tieferes Verständis - zum selben Ziel - zur vita beata führen.

Der stoische Weise lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er versteht, wie die Welt funktioniert, weiß, dass alles vom Logos vorherbestimmt ist; er sieht ein, dass es besser ist, sich dem Logos zu fügen als sich ihm zu widersetzen. Es lässt keine Leidenschaften in sich aufkommen, denn sie stören nur die Seelenruhe; Leidenschaften streben nach unvernünftigen (= nicht der Natur gemäßen) Dingen. Dies wäre selbstverständlich dem Glück abträglich.

Für den Epikureer ist die Ataraxie wichtig: Ataraxie ist, wie es scheint, eine Verbindung von Apathie und Aponie (Schmerzfreiheit): Wer frei von (körperlichem) Schmerz und frei von Unruhe, von Leidenschaften lebt, hat Ataraxie erreicht.

Summa summarum scheinen Ataraxie und Apathie beinahe dasselbe zu bedeuten. In der Ataraxie ist vielleicht eher noch die Schmerzfreiheit enthalten; Schmerzen nämlich müsste ein Stoiker als Adiaphora = Indifferentia = dem Glück weder zuträgliche noch abträgliche Dinge ansehen.

Ein Stoiker in Ataraxie wäre demnach glücklich, ein Epikureer in Apathie nicht unbedingt. Er könnte ja Schmerz verspüren.

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