stadt nach der die palastkultur benannt ist?..

2 Antworten

Die Einordnung in einen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang ist günstig, um eine Antwort geben zu können.

Bei einem Bezug zu Athen und Sparta ist anscheinend Mykene gemeint (mykenische Palastkultur).

Die minoische Kultur ist nach dem König Minos (eine Person der griechischen Mythologie) benannt, nicht nach einer Stadt.

Bei Athen ist eine Zeit mit mykenischer Kultur deutlich.

Ulrich Sinn, Athen : Geschichte und Archäologie. Originalausgabe. München : Beck , 2004 (Beck'sche Reihe ; 2336 : C. H. Beck Wissen), S. 8:
„In der Blütezeit der mykenischen Kultur, im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr., wurde die felsige Höhe von einer Anlage gekrönt, die wir gemeinhin als ‹Palast› bezeichnen. Nüchterner formuliert verbirgt sich dahinter ein Gebäudekomplex, der neben dem Sitz des ‹Priesterkönigs› (Wanax) auch die Verwaltung und in der Regel die Bevorratung von Lebensmitteln und ertragreicher Handelsware umfaßt. Der Sakralraum solcher mykenischer Paläste bildet in der Regel die Keimzelle für den Kultplatz der nachmykenischen Siedlungen. Das Zeichnet sich auch für die Akropolis von Athen ab.“

In der Mythologie (Homer) gibt es ein vordorisches Sparta mit einem Königspaar Menelaos und Helena.

Geschichtlich ist eine Zuordnung Spartas zur mykenischen Kultur zweifelhaft. Durch archäologische Funde gestützt ist eine solche Zugehörigkeit für Amyklai, das von Sparta her später (wohl im 8. Jahrhundert v. Chr.) erobert und in den Staat Lakedaimon eingegliedert wurde.

Ein Weg zum Herausfinden ist das Lesen geschichtlicher Darstellungen über die Zeit und den Raum, auf den die Frage bezogen ist. Dort ist feststellbar, welche Kulturen erwähnt werden.

Birgitta Eder, Antike und moderne Mythenbildung: Der trojanische Krieg und die historische Überlieferung. In: Griechische Archaik : interne Entwicklungen - externe Impulse. Herausgegeben von Robert Rollinger und Christoph Ulf. Berlin : Akademie-Verlag, 2004, S. 110:
„Unbestreitbar und ein archäologisch erwiesenes Faktum ist, daß die mykenische Palastkultur um ca. 1200 v. Chr. im Zuge von bis heute diskutierten Ereignissen ein gewaltsames Ende gefunden hat.“

Wolfgang Schuller, Griechische Geschichte. 5., überarbeitete und erweiterte Auflage. München : Oldenbourg, 2002 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 1), S. 4:
„Nach Jahrhunderten des Zusammenlebens und Verschmelzens begannen die mykenischen Griechen seit dem zweiten Drittel des Jahrtausends eine politisch bestimmende Rolle zu spielen. Einer der Gründe hierfür ist wahrscheinlich die Verschmelzung mit der minoischen Zivilisation. […]. Die minoische Schrift ist als Linear B übernommen und der griechischen Sprache nur schlecht angepasst worden; die staatliche gesellschaftliche und vor allem wirtschaftliche Organisation, die sich in den Täfelchen widerspiegelt, ist großenteils minoisch. Nicht minoisch ist außer der Sprache die Architektur, nach der man neben der differenzierten archäologischen Periodeneinteilung (Späthelladisch[SH] oder, was dasselbe ist, Mykenisch [Myk] mit Untergliederung in der Art der minoischen Stilabfolge) den zeitlichen Ablauf am sinnfälligsten einteilt. Zuerst ist sie in den Schachtgräbern von Mykene zu fassen, die von 1650 bis 1450 angelegt wurden, während die riesigen Kuppelgräber aus der Zeit vom 15. bis zum 13. Jahrhundert stammen. Ihren Höhepunkt erreichte die mykenische Architektur dann mit der Anlage der großen befestigten Paläste in Mykene, Tiryns, Midea in der Argolis, Pylos, Athen, Theben, Gla in Böotien, Iolkos in Thessalien und wohl auch Sparta im 14. und 13. Jahrhundert, deren Befestigungen trotz des Eindrucks von äußerer Macht Defensivbauwerke gegen neue Eindringlinge waren.“

Klaus Tausend, Geschichte Griechenlands von den Anfängen bis zu den Perserkriegen. In: Ingomar Weiler (Hg.), Grundzüge der politischen Geschichte des Altertums. Wien ; Köln : Böhlau, 1990 (Böhlau-Studien-Bücher : Grundlagen des Studiums), S. 34 (zur helladischen Kultur, der bronzezeitlichen Kultur in Griechenland):
„Am Ende dieser Epoche findet unter starkem minoischen Einfluß ein kultureller Aufstieg statt, der bruchlos in die späthelladische (= mykenische) Zeit übergeht.

Die ersten Zeugnisse dieser Blüte sind die Schachtgräber von Mykene (um 1580). Von Kreta wird auch das System der Palastwirtschaft übernommen; mykenische Herrscher residieren auf stark befestigten Burgen und regieren, verglichen mit den späteren Polisterritorien, über relativ große Gebiete. Mykenische Zentren (Burgen) existieren in Messenien (Pylos), Lakonien (Amyklai), Argolis (Mykene, Tiryns, Midea), Attika (Athen), Boiotien (Theben, Gla, Orchomenos) und Thessalien (Iolkos); mit kleineren Anlagen sind die Mykener jedoch in ganz Griechenland vertreten.“

Albrecht  04.03.2012, 02:53

Detlef Lotze, Griechische Geschichte : von den Anfängen bis zum Hellenismus. Originalausgabe. 7., überarbeitete und erweiterte Auflage. München : Beck, 2007 (Beck'sche Reihe : Wissen ; 2014), S. 13:
„In die Umfassungsmauer der Burg von Mykene wurde der Grabkreis A einbezogen und zusätzlich mit einem doppelten Plattenring eingefaßt. Magazine und Werkstäten lagen außerhalb in der sogenannten Unterstadt, wo sich auch Wohnungen von Vornehmen befanden. Die zu den Burgen gehörenden Wirtschaftskomplexe waren weniger umfangreich als in Knossos – vielleicht ein Zeichen für geringere Zentralisierung und größeren Spielraum der unmittelbaren Produzenten. Im Prinzip bestand aber auch ein System der Palastwirtschaft. Pylos ist der festländische Hauptfundort von Linar-B-Tafeln; wenige wurden in Mykene, Tiryns und Theben gefunden.“

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Die Palastkultur ist nicht nach einer Stadt benannt, sondern nach einer Wirtschaftsform: Die Lebensmittel einer Stadt werden zentral in einem Palast gelagert und dann an die verteilt, die etwas brauchen beziehungsweise einen Anspruch darauf haben.