Sollten Zoo abgeschafft werden?

7 Antworten

Jeder der gegen Zoos oder dessen Besucher meckert hat in Teilen oft recht. Es ist eine riesensauerei bedrohte Tierarten in fernen ländern zu wildern und dann in Deutschen Zoos zu präsentieren. Und das ist fast überall gegeben. Unproblematisch sind mMn die artgerechte Haltung heimischer Wildtiere oder die artgerechte Haltung von bestimmten Nachzuchten. Aus der Totalen betrachtet, finder man allerdings nie einen sauberen Zoo.

Allerdings: Und hier kommt der Knackpunkt - im Angesicht der Massentierhaltung sind Zoos kleinigkeiten. Wer sich über Zoos aufregt und Tierprodukte konsumiert ist Heuchler. Und Veganer die das tun, setzen an der falschen stelle an.

Zoos ist das letzte um das wir uns kümmern müssten.

Ontario  19.04.2024, 07:38

Freilich kann man geteilter Meinung sein. Jede Haltung von Wildtieren in Gehegen ist gegen die Natur dieser Tiere. Genauso die Haltung von Vögeln in kleinen Käfigen. Diese Vögel haben nie die Möglichkeit zu fliegen. Die sitzen auf Stangen oder flattern eben mal kurz im engen Käfig herum.Das ist aus meiner Sicht auch Tierquälerei.

In den Zoos werden Tiere gehalten, die viele nicht sehen würden.Nicht jeder kann sich eine Safari leisten.Es gibt Zoos in denen die Tiere ausreichend Platz haben., in anderen Zoos ist das nicht der Fall. Da ist alles total verdreckt. Manchen Tieren sieht man das an, dass sie unter dieser Haltung leiden.

Die positive Seite bei Zoos sehe ich darin, dass man vom Aussterben bedrohte Tierarten hält und nach Möglichkeit die Art erhält. Die meisten Tiere die in Zoos gehalten werden, leben länger als die Tiere in freier Wildbahn. Die Tiere werden medizinisch versorgt.

Massentierhaltung ? Hier versagt unser Tierschutzgesetz auf breiter Basis. Die Massentierhaltung von Schweinen in engsten Gattern ist reine Tierquälerei.Gleiches gilt bei der Geflügelhaltung tausende von Hennen auf engstem Raum untergebracht sind. Es geht eben ums Geld und da bleibt der Tierschutz auf der Strecke.

Heute sieht man auf Bauernhöfen kaum noch Kühe mit Hörnern..Auch das finde ich als abnormal

Bei uns wurde ein Schlachthof geschlossen, weil massiv gegen die Art der Tötung von Tieren verstossen wurde Da kommen staatliche Veterinäre laufend zur Fleischbeschau, ignorieren aber die Verstöße gegen das Schlachten.

Erst Nachbarn die das Schreien der Tiere bei der Schlachtung hörten , haben sich darüber beschwert Danach schaute man mal näher hin und fand dann die Zustände die da bei der Schlachtung herrschten . Der Schlachthof wurde daraufhin geschlossen dem Betreiber die Schlachtungen untersagt.

Ich denke schon, dass man sich auch um Zoos kümmern muss. Man könnte einige Dressuren wie bei Delphinen untersagen.

Tierdressuren im Zirkus werden kaum noch angeboten. Das ist eine gute Entwicklung. Diese Tiere haben keinerlei Auslauf. Leben nur in engen Käfigen, kommen nur in die Manege um dressiert zu werden, dann geht es wieder zurück in den Käfig.

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Zoos wurden in einiger Zeit erfunden, wo Reisen nur sehr schwer möglich war. Die Möglichkeiten, Tiere zu sehen, sind in den letzten Jahrzehnten zahlreich geworden. Es gibt Dokus, welche Kindern leicht das Verhalten von Wildtieren in der Wildnis zeigen können. Das Reisen ist mittlerweile erschwinglicher und günstiger. An vielen Orten der Welt kann man Whale Whatching Touren besuchen, anstatt in Zoos zu gehen und Delfinen und Orcas bei unnatürlichen Tricks zu zusehen.

Zum Artenschutz:

Auch wenn man gegen Zoos ist, muss man so ehrlich sein und zugeben, dass Zoos schon einige Tiere vor dem Aussterben gerettet haben. Bekannt sollte jedoch auch sein, dass nur 20-25 % aller bedrohten Säugetierarten in Zoos gehalten werden, bei Reptilien sind es sogar nur 3 % (Q1), auch wenn wir gerade den Beginn eines sechsten Massensterbens miterleben dürfen.

Und warum hält man im Zoo Tiere mit einem total stabilen Bedrohungsstatus? Sind diese dazu da, damit der Zoo mehr Geld scheffeln kann?

Zur Bildung:

Eine Studie in einem englischen Zoo ergab, dass Kinder mehr über Dinosaurier wussten, als über die Menschenaffen, die man in diesen Zoo sehen konnte. (Q2) Welchen Bildungszweck hat es, wenn Kleinkinder, die noch nicht mal lesen können, in den Zoo gehen um den Spielplatz zu besuchen und ein Eis zu essen? Eine wissenschaftliche Studie von 2017 hat zudem gezeigt, dass Zoobesucher:innen zwar etwas über Aussehen oder Name der Tierarten lernten, aber kein tiefergehendes Wissen erlangten, etwa zu Verhalten, Bedrohungsstatus und Schutzmaßnahmen.(Q3)

Zoos sind gut, weil man da lernt, wie Tiere sich verhalten:

Schwachsinn. Ich habe noch nie einen Geparden im Zoo jagen sehen oder einen Wanderfalken im Sturzflug. Elefanten beispielsweise wandern im Durchschnitt 25 Kilometer am Tag. Welcher Zoo dieser Welt kann denn für einen Elefanten einen artgerechten Lebensraum bieten? Der Zoo zeigt dem Besucher also verhaltensgestörte oder apathische Tiere, dessen Verhalten lange nicht der Wahrheit entspricht.

Tiere im Zoo fühlen sich wohl:

Ich kann es echt nicht mehr hören. Laut einer Studie, die 2012 die Tierhaltung in 25 deutschen Zoos untersuchte, stand den Tieren in den meisten Gehegen nicht einmal ausreichend Verhaltens- und Beschäftigungsmaterial zur Verfügung.(Q4) Ich bezweifle zudem stark, dass Tiere sich sicherer fühlen, wenn man sie einsperrt und fremde Menschen sie förmlich begaffen. Würdest du gerne für den Rest deines Lebens eingesperrt werden, nur weil manche Leute denken, dass du so länger lebst, weil ja durchaus die Gefahr besteht, dass man von einem Auto überfahren wird? Haben Löwen Fressfeinde? Müssen sie vor irgendetwas Angst haben? Nein, aber trotzdem leben sie im Zoo.

,,Da Zoos regelmäßig Tiere züchten, um mit den niedlichen Tierbabys mehr Besucher:innen anzulocken, wird der Platz früher oder später knapp. Von den Zoos unerwünschte und als „Überschuss“ deklarierte Tiere werden in der Regel getötet oder an dubiose Tierhändler:innen verkauft. Wir von PETA Deutschland nachgewiesen, dass allein der Zoo und Tierpark Berlin zwischen 2007 und 2009 über 1.000 Tiere an den Tierhändler Werner Bode verkaufte, zu dessen Kunden unter anderem ein Tierversuchslabor und ein Exotenrestaurant zählten." (Q5)

Zoos investieren viel in den lokalen Artenschutz:

,,Zoos geben nur einen geringen Bruchteil ihres jährlichen Budgets für Naturschutzprojekte aus. Die finanzielle Unterstützung von Artenschutzprojekten dient oft eher zur Imageverbesserung der Zoos. Dabei erhalten die meisten Zoos in Deutschland mehrere Millionen Euro an Subventionen aus den städtischen Kassen – sowohl für die laufenden Betriebskosten als auch für kostenintensive Bauprojekte. Würden diese Gelder direkt in den Artenschutz fließen, also für den Erhalt der natürlichen Lebensräume bedrohter Tierarten, wären viele Tiere heute nicht vom Aussterben bedroht. Stattdessen investieren Zoos in teure Zuchtprogramme für Tierarten, die niemals ausgewildert werden können." (Q6)

In Zoos sind keine Wildfänge mehr:

Schon gewusst, dass weit mehr als 90% der Salzwasserfische Wildfänge sind? Kaum welche werden nachgezüchtet, viele werden in Bali in Plastiktüten eingepackt und über Kontinente geflogen. Nicht alles, was im Zoo ist, kommt auch aus dem Zoo.

Quellen:

Q1: https://www.zeit.de/wissen/2017-06/tierschutz-pandas-zoo-berlin-tierhaltung-artenschutz/komplettansicht

Q2: https://www.leicestermercury.co.uk/whats-on/family-kids/twycross-zoo-study-shows-kids-5459204

Q3: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0044516917300114

Q4: Der EU ZOO Report – Deutschland (2012): Eine Untersuchung zur Umsetzung und Durchsetzung der Richtlinie 1999/22/EG des Rates über die Haltung von Wildtieren in Zoos. Born Free/ENDCAP et al.

Q5, Q6: https://www.peta.de/themen/zooirrtuemer/

Schönen Abend!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Zookritiker

Zoos sind heute sogar wichtiger denn je. Sie erfüllen wesentliche Funktionen für den Schutz der Biodiversität, die Bildung und Lehre, Forschung und natürlich auch die Erholung. Prof. Dr. Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos, sagte einmal: "Wenn es Zoos noch nicht geben würde, man müsste sie erfinden." Und er hat damit völlig recht.

Wir erleben gerade den Beginn eines sechsten Massenaussterbens, das schon jetzt schneller voranschreitet als das das letzte, dem am Ende der Kreidezeit die Dinosaurier (mit Ausnahme der Vögel) und Flugsaurier zum Opfer fielen. Aktuell sterben Säugetiere und Vögel tausendfach schneller aus als normal ist und die Aussterberate wird sich nach Schätzungen noch bis zum Faktor 10 000 erhöhen. Erst in diesem Monat wurde eine neue Schätzung veröffentlicht, wonach 2 Mio. Arten weltweit vom Aussterben bedroht sind - das sind 25 % aller Arten.

Zoos sind eines unserer schärfsten und wichtigsten Instrumente, um das Artensterben zu verlangsamen und im besten Fall zu stoppen. Zoos allein ist es zu verdanken, dass solche Arten wie Wisent, Säbelantilope, Kalifornischer Kondor, Schwarzfußiltis oder Spix-Ara nicht ausgerottet wurden. Rund 50 Arten haben Zoos durch ihre Tätigkeit bereits gerettet. Freilich ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber es macht für jede einzelne gerettete Art einen enormen Unterschied aus und es ist ein Anfang und mehr als selbsternannte Zoogegner im Artenschutz je geleistet haben.

Die Artenschutzarbeit von Zoos geht über die Erhaltung bedrohter Arten außerhalb ihrer natürlichen Lebensräume (den sog. ex situ-Naturschutz) aber noch weit hinaus. Zoos informieren ihre Besucher über Artenschutzthemen und helfen dabei, sie für den Erhalt der Biodiversität zu begeistern und sich dafür einzusetzen. Und Zoos unterstützen viele Schutzprojekte in situ, also direkt vor Ort. Sie beteiligen sich finanziell daran, sie stellen Material und Personal zur Verfügung und tragen so dazu bei, dass Land gekauft und unter Schutz gestellt werden kann, dass die lokale Bevölkerung über den Schutz von Arten informiert und darin eingebunden wird, dass Ranger ordentlich ausgerüstet werden und ihr Equipment gewartet wird und dass in Schutzstationen verletzte oder kranke Tiere gesund gepflegt und wieder ausgewildert werden. All das leisten Zoos.

Für die Wissenschaft sind Zoos unentbehrlich. Der Großteil unseres Wissens über die Tierwelt stammte aus Zoos. Für Verhaltensforscher bieten Zoos mit ihren naturnahen Gehegen einzigartige Beobachtungsmöglichkeiten. Das Verhalten der Tiere kann so viel natürlicher studiert werden als im Labor. Die Beobachtung im Freiland ist nämlich sehr aufwändig oder gar unmöglich - viele bedrohte Arten leben ja in Regionen, die politisch instabil und für Forschende schlicht lebensbedrohlich wären.

Auch die Ausbildung von Biolog:innen und Tierärzt:innen wäre ohne Zoos kaum denkbar. Und Zoos sind die größten außerschulischen Bildungsorte. Jeder größere Zoo unterhält eine eigene Zooschule. Auf den Homepages werden kostenlose Unterrichtsmaterialien bereitgestellt. Es gibt Zooführungen, kommentierte Fütterungen, interaktive Lernstationen und selbstverständlich auch die guten, alten Gehegebeschilderungen. Der edukative Nutzen von Zoos ist vielfältig und in etlichen Studien gut dokumentiert.

Rund die Hälfte der Menschen lebt heute in Städten - Tendenz steigend. Zoos sind wertvolle Ruheoasen in der hektischen Stadt, die wieder eine Verbindung zur Natur schaffen. Sie fördern damit die Erholung und somit auch die Gesundheit der Besucher. Und sie bieten Erlebnisse, die es ermöglichen die Tierwelt im wahrsten Wortsinn mit allen Sinnen zu be-greifen. Keine noch so gute Tierdoku (und ich liebe Tierfilme wirklich!) kann den Geruch eines Tiers vermitteln oder das Anfassen ermöglichen oder erlaubt das stundenlange Beobachten des "Alltags" eines Tiers. Und es kann sich nun mal nicht jeder einen teuren Safariurlaub leisten, zumal dieser ebenfalls seine Probleme mit sich bringt.

Tiere müssen in den wissenschaftlich geführten Zoos auch nicht leiden. Die Tiere werden von ausgebildeten Pflegern versorgt nach den aktuellsten Erkenntnissen aus der Biologie. Zoos sind wie jeder Tierhalter zur Einhaltung des Tierschutzgesetzes verpflichtet, d. h. sie müssen ihre Tiere artgerecht halten, pflegen und ernähren. Wer also gegen Zoos ist, sollte so konsequent sein und dann jede Form von Tierhaltung ablehnen.

Die Gehege werden so geplant, dass sie sich nach dem aktuellen Säugetiergutachten des Bundeslandwirtschaftsministeriums richten, das zusammen mit Vertretern von Tierschutzorganisationen und unabhängigen Experten erarbeitet wurde. Zootiere werden im Krankheitsfall tiermedizinisch versorgt und wenn sie doch einmal nicht geheilt werden können, wird ihr Leid schnell und schmerzlos beendet.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Komplexes Thema. Es gibt für mich überwiegend Nachteile , deshalb würde ich sagen, ja. Aber die Vorteile nicht vergessen. Zoos die verletzte Tiere aufnehmen, pflegen und wieder in Freiheit lassen sind in Ordnung . Aber aus Wildnis fangen, nein

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich liebe Hunde & habe selbst welche ❤️🐕
verreisterNutzer  21.11.2023, 11:41
Aber die Vorteile nicht vergessen. Zoos die verletzte Tiere aufnehmen, pflegen und wieder in Freiheit lassen sind in Ordnung

Nicht in Deutschland. Wildtiere gehen zum Tierarzt und der Steuerzahler finanziert die behandlung. Länger Aufgepeppelt werden die Tiere fast nie. Wenn, dann in überlasteten Tierheimen.

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Leuchtturm294  12.01.2024, 11:07

Problem ist nur, Zoos, wo Tiere zur Schau gestellt werden und villeicht sogar mit Menschen posieren müssen, die wildern normalerweise nicht aus.

Wenn eine Auswilderung der Tiere geplant ist, wird der Menschenkontakt auf das absolute Minimum beschränkt.

Wie willst du denn auch einen Löwen auswildern, der freudig auf jeden Menschen zurennt? In einem Land, wo jeder ein Gewehr hat, um sich vor Löwen zu schützen.

Oder ein Reh, das nicht mehr vor dem Jäger wegrennt, weil es gelernt hat, dass Menschen ungefährlich sind.

Hochsoziale Tiere wie Elefenten, Affen und so weiter können außerdem im Zoo das Sozialverhalten und überhaupt das Wissen, dass sie in der Wildnis brauchen, nicht lernen. Diese Tiere würden überhaupt nicht mehr klarkommen unter ihresgleichen.

Das mit dem "wieder auswildern" das wird gerne gesagt, weil es so schön klingt. Aber es ist meist einfach nicht wahr. Teilweise werden zum Beispiel auch (vermeintlich verwaiste) Tigerbabys gezüchtet die - wenn sie dann zu groß, pubertär und nicht mehr süß genug fürs Publikum sind einfach eingeschläfert werden. Also.... schwierige Sache :/

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Nein! Moderne zoologische Gärten, die eher an einen Naturpark als an eine Tierschau erinnern, können sehr wichtig sein, für die Erhaltung von (in Freiheit) bedrohten Tierarten. Manchmal ist es sogar möglich, in Zoos geborene Tiere wieder auszuwildern. Zumindest gibt es erfolgversprechende Versuche in dieser Richtung.