Sollten Kinder Tote sehen?
Ich sehe gerade Two and a half man auf Kabel 1! Dort ist eine Szene wo ein Mann gestorben ist und der Junge (10 Jahre glaub ich) auf der Beerdigung ist! Aso schleicht er sich in die Kapelle und will sich den Toten ansehen! Sein Vater erwischt ihn und fragt ihn was er da tut! Danach gehen beide zusammen hin, der Junge schaut den toten an, der Vater erklärt woran er gestorben ist und fragt den Jungen wie er sich fühlt! An sich eine tolle Szene, das Vertrauen Vater und Sohn super dargestellt!
Meine Frage ist: Haltet ihr es für richtig die Kinder So mit dem Tod zu konfrontieren? Ich lese überall man soll offen drüber Reden, wenn Kinder fragen, aber so?
Was meint ihr?
28 Antworten

Das kommt darauf an, wie das Kind aufwächst. Früher bspw war das ganz normal, dass Verwandte im Haus offen aufgebahrt wurden, also auch die Kinder Zugang zu dem Zimmer hatten und den Toten sehen konnten. Dadurch hat sich eigentlich eine viel gesündere und natürlichere Einstellung zum Tod entwickelt...ich sehe das immer wieder an meinen Großeltern, die also mit dem Thema sehr locker umgehen und glücklicherweise auch mit diese Selbstverständlichkeit des Sterbens mitgeben konnten. Als ich noch Kind war gab es ab und an auf den Friedhöfen auch noch offene Aufbahrungen, das fand ich absolut faszinierend und hat mir nie Angst eingejagt.
Aber es gibt natürlich Familien, in denen das Thema ein Tabu ist...und es kommt auch auf den Toten an sich an, manches ist wirklich kein schöner Anblick. Und im Endeffekt kommt's auch auf das Kind selbst an.
Man muss da wirklich gut abwägen, ob man dem Kind zutraut den Anblick zu verarbeiten...

Ich kenne den Film nicht, aber ich bin der Meinung, je früher ein Kind lernt, dass der Tod ein Teil unseres Lebens ist, desto weniger wird es Ängste aufbauen. Man gruselt sich doch nur deswegen vor Verstorbenen, weil man den Anblick einfach nicht gewöhnt ist. Natürlich ist es wichtig, darauf zu achten, was das Kind möchte, zwingen sollte man es nicht. Und vielleicht muss ein neugieriges Kind auch mal ausgebremst werden, indem man vorher genau zu erklären versucht, was geschehen ist und dass ein Toter eben anders aussieht. Ich würde wenn irgend möglich auch nicht gleich damit anfangen, dem Kind eine nahestehende Person zu zeigen. Aber im Prinzip finde ich, dass Tote bei uns zur Zeit viel zu sehr "versteckt" werden. Früher wurden sie zuhause aufgebahrt, damit jeder Abschied nehmen konnte. In den USA gibt es so eine Art Schaukasten (sorry, etwas makaber, aber ein besseres Wort fällt mir dazu nicht ein) in den Leichenhäusern, in den die Verstorbenen für einen gewissen Zeitraum gelegt werden, damit jeder, der möchte, noch einmal hingehen kann. Das ist eine schöne Alternative zur Aufbahrung zuhause, finde ich.

Kinder werden auch mit dem Tod von Haustieren konfrontiert. Wenn ein Kind es möchte und dabei begleitet wird, spricht nichts dagegen. Der Tod ist ein Teil vom Leben und je mehr er tabuisiert wird und ausgeblended, umso mehr wächst später das Unwohlsein, wenn diese Kinder Erwachsene sind und einen lieben Menschen z.B. im Krankenhaus hinüber begleiten müssen.

Na ja - Tod im TV und im Reallife ist nicht das Gleiche ...
Kinder haben ein völlig anderes Verhältnis zum Tod als Erwachsene - mein Sohn wollte mit 5 "mal den toten Nachbarn sehen", der schon 2 Jahre begraben war.
Das klingt für unsere Ohren makaber, weil wir zuviel hineinsehen ...
Ergo: wenn Kinder einen Toten sehen wollen, sollten wir es ihnen ermöglichen, ihren Wissendrang zu stillen (auch wenn sich bei uns die Zehennägel allein bei dem Gedanken hochrollen und wir gedanklich alle möglichen Traumata durchspielen)
Aber wir sollten sie nie zwingen, sich mit dem Tod zu konfrontieren
Punkt

Es gibt eine tolle Sendung über Sterben und Tod von "Willi wills wissen" Ich habe sie gemeinsam mit meiner 6-jährigen Tochter angesehen. Ich hatte zunächst Bedenken, aber meine Tochter lehrte mich eines besseren, war sehr entspannt und meinte, dass Tote ja gar nicht so schlimm aussehen würden. Ich denke aber auch, dass dies auf die Kinder ankommt. Mein Sohn 16 Jahre alt, hat bis heute jede Beerdigung selbst von seinem Opa vermieden, weil er sich mit Sterben und Tod nicht auseinandersetzen mag. Ich konnte ihn nicht überreden und zwingen wollte ich ihn nicht.