Sind Fertig PCs echt "Abzocke"?

15 Antworten

Nein sind sie nicht. Das was du gesehen hast ist bestimmt ein extrem Beispiel.

Es gibt sehr gute fertig PCs, auch vom P/L her. Man sollte ebend sehen was man kauft und wo man es kauft.

Wo sollte man vielleicht nicht kaufen ?

Saturn, Mediamarkt, OTTO, eBay, Amazon, etc.

Wo sollte man vielleicht kaufen ?

Hardwarerat, Dubaro, Agando.... aber auch hier sollte man sich zuvor erkundigen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Dozent f. Hardware&Softwareentwickl./Compu.-Reparaturdienst

Man zahlt einfach nur häufig 3 stellig fürs zusammenbauen und hat immer mindestens ein minderwertiges teil dabei, häufig besteht auch fast der gesammte rechner aus minderwertiger quali, um den preis zu drücken

Zuerst sollte man mal von dem Begriff Abzocke Abstand nehmen. Abzocke ist wenn ein Betrug vorliegt und ein Betrug liegt nur dann vor wenn vorsätzlich falsche,fehlerhafte, unvollständige oder gar keine Ware geliefert wird.

Was viele mit Abzocke meinen ist ggf ein sehr schlechtes Preis / Leistungsverhältnis, aber da liegt dann kein Betrug vor. Dieses schlechte Preis / Leistungsverhältnis kommt meistens zustande weil viele Kunden keine Ahnung von einer guten Konfiguration haben.

Das ein 200,-€ PC besser sein soll als ein 600,-€ PC halte ich für ein Gerücht, entweder übertreibst du da, oder es wurden Äpfel mit Birnen vergleichen z.B. ein Gebraucht PC mit einem Neu PC. Ich glaube nämlich nicht das es einen Neu PC für 200,-€ gibt. Auch muss man bei einem Komplett PC immer den Zusammenbau und die Händler Gewährleistung für den Zusammengebauten PC mit einberechnen.

Selbst billigste Komponenten haben einen gewissen Preis wenn man sie Neu kauft:

Gehäuse inkl. China Böller als Netzteil ca 45,-€

Mainboard ca. 45,-€

CPU ca. 45,-€

RAM 8GB ca 30,-€

HDD ca 30,-€

Selbst mit diesen Komponenten liegst du schon bei 195,-€ rein von der Hardware ohne Zusammenbau. Und wir reden dabei wirklich von einem Rechner mit ungefähr dieser Ausstattung. Mit so einer Ausstattung gewinnt man keinen Blumentopf.

Auch bedeutet eine gute Konfiguration nicht immer das das in dem PC eine SSD, 16GB oder eine potente Grafikkarte und potente CPU verbaut sein muss. es hängt immer auch vom Einsatzzweck ab.

Wer einen Server bauen will der braucht z.B. keine große Grafikkarte. Auch die SSD könnte bei einem kleinen Fileserver der nur als Datengrab für Filme und Musik dienst unnötig sein.

Was allerdings für viel Verwirrung bei den Verbrauchern sorgt ist der Begriff "Gaming". Gaming ist kein geschützter Begriff der etwas über den PC aussagt, sondern die Erwartungshaltung stützt, das sich dieses Gerät besonders gut zum spielen eignet. Auch verbinden inzwischen viele Verbraucher mit dem Begriff "Gaming"="GUT". Beides ist ein Trugschluss.

Nun gibt es bei den Verbrauchern leider noch die 9er Schwelle bei den Preisen. Ein Gerät darf z.B. 699,-€ kosten aber keine 700,-€ oder gar 725,-€. Das ist für die Anbieter leider schlecht, denn die Anbieter benötigen auch Ihre Marge für die Aufrechterhaltung des Betriebes. Ein Händler handelt doch nur mit dem Zweck Gewinn zu erwirtschaften und zwar nach Abzug seiner eigenen Kosten. Er handelt nicht weil er ein Gutmensch ist, oder zuviel Geld über hat.

An meinem ersten Tag in der Lehre (Radio und Fernsehtechniker im Einzelhandel) hat mein Chef damals ein Gespräch mit mir geführt. In dem Gespräch hat er auch das zustandekommen seiner Verkaufspreise erläutert. Er benötigt eine durchschnittliche Gewinnspanne von ca 23% um den Laden und seine Mitarbeiter zu halten. Natürlich kann man diese 23% nicht immer erwirtschaften erst recht nicht bei den Geräten, aber irgendwie muss er das Geld verdienen (beim Zubehör).

Und wenn ein Kunde in den Laden kommt und sich beraten lässt, dann muss er auch für diesen Kuden einen Mitarbeiter haben (der auch am Monatsende sein Gehalt haben möchte).

An den Kosten für die Komponenten kann ein Händler wenig tun, wo er sparen kann ist an der Qualität und an der Leistung einzelner Komponenten.

Was sind die Kern Aussagen eines PCs für die sich ein uninformierter Kunde interessiert.

Preis

bei der CPU Kerne und Takt

Größe des RAMs

bei der Grafikkarte die Größe des Videospeichers

Beim Massenspeicher die Größe (evtl. noch ob es eine HDD oder SSD ist)

Nun gibt es drei verschiedene wie man einen PC Konfigurieren kann:

Typ A - Mit der Absicht ich will möglichst viel alten Kram loswerden zu einem Kurs der möglichst hoch ist : Hier als Beispiel ein Amazon PC von Shinobee

FX 8300; GTX 1060 3GB; 8GB RAM, 1TB HDD für 588,-€

Typ B - Einen auf Papier (siehe oben) guten PC anzubieten der aber weniger als 600,-€ kosten darf.

Ryzen 7 2700x; Rx 570 8GB; 16GB RAM; 1TB HDD für 589,62€ (zum Zeitpunkt der Linkerstellung)

Typ C - Einen PC der für etwas mehr als 600,-€ etwas mehr leistet aber auf dem Papier schlechter ist

Ryzen 5 3600; Rx 580 8GB; 16GB RAM; 500GB NVMe SSD für 626,48€ (zum Zeitpunkt der Linkerstellung)

Bei Typ C ist hat zwar die CPU nur sechs statt acht Kerne aber durch die bei ZEN 2 verbesserte IPC (Instruktionen pro Takt) ist diese CPU bei Spielen schneller. Der bessere Grafikchip ist ca 20% schneller. Satt der 1GB HDD wurde eine 500GB SSD verbaut die deutlich schneller ist was sich beim Booten und Laden von Spielen und Programmen stark bemerkbar macht. Und zu guter letzt wurde das billige Bronze Netzteil gegen ein effizientes und haltbares Gold zertifiziertes Netzteil ausgetauscht.

Das alles für ca 30,-€ Aufpreis und nur weil bei Typ B die Preisgrenze eingehalten und auf die Kundenpsychologie eingegangen werden musste.

Bastler und YT scheren sich nicht um solche Grenzen und daher können selbst gebaute PCs oft für einen geringen Aufpreis deutlich besser sein als Fertig PC. Was aber nicht bedeutet das Fertig PCs schlecht sein müssen wie Shops wie HardwareRat und Dubaro regelmäßig beweisen, auch wenn dann der PC mal nicht 599,-€ kostet.

Deine Frage kann man nicht mit einem pauschalen Ja oder Nein beantworten. Ob ein ein Angebot gut oder schlecht ist, hängt von vielen Faktoren ab. Wie ist unter anderem die Ausstattung und Verarbeitung, welche Komponenten wurden verbaut und natürlich auch für welchen Zweck ein Computer gekauft wird.

Damals war mein erster Computer der etwas mehr Leistung hatte von Medion. Zu der Zeit wirklich ein klasse Gerät und mit allem möglichen Gedöns ausgestattet. Wenn ich mich recht erinnere war es entweder Ende der 1990er oder Anfang der 2000er Jahre. Als die ersten Computer rauskamen, campten viele auf dem Aldi Parkplatz ohne zu wissen ob sie am nächsten Tag auch so ne Kiste in den Händen werden.

Das liegt jetzt auch schon etwa ~20 Jahre zurück und heute vieles etwas anders sehe als damals. Ich will damit nicht sagen, das Medion irgendwie schlecht sei. Auch da kommt es immer wieder auf das Modell und die Ausstattung an. Solche Angebote sind vor allem für weniger versierte User und den DAU ganz gut und interessiert, die vielleicht keinen IT-affinen Bekannten haben der sie beraten kann. Was ich Medion damals gut fand, das sie eigentlich immer eine Recovery-CD beigelegt haben.

Mit dem Wissen von heute würde ich mir eigentlich keinen fertigen PC mehr kaufen. Einzige Ausnahmen sind bestimmte Modelle die ich ganz bewusst für einen bestimmten Einsatzzweck nutzen möchte. Was jetzt deine Frage bezüglich abzocke angeht. Ja, es gibt durchaus Angebote die mit irgendwelchen Werbeversprechen locken und völlig überteuert sind. Auch da wird wieder mit der Unwissenheit der Kunden gespielt. Schlimmer ist eigentlich, dass all das gar nicht nötig wäre. Eben weil der Markt genügend Auswahl bietet.

LG medmonk

PS: Kleiner Fun-Fakt - Der anfangs erwähnte Medion-PC existiert noch, ist selbst nach ~20 Jahren betriebsbereit und das "China-Böller" Netzteil ist mir auch noch nicht um die Ohren geflogen. 😅 Ich weiß nicht wieso, mich schwer von Hardware trennen kann und mir immer zurede " Da kannste sicher nochmal was mit machen."

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Naja nicht immer und nicht unbedingt. Aber du darfst natürlich nicht vergessen, dass jemand, der dir einen Fertig-PC anbietet damit Geld verdienen. Wenn der PC dann nicht irgendwie gleich 2000 Euro kosten soll, muss halt gespart werden. Am Gehäuse, am Netzteil an billigem Ram usw. Das muss natürlich nicht immer so sein, aber generell kommst du billiger weg, wenn du dir einen PC selber zusammenbaust