Schweizerdeutsch in der Schule, Pro & Contra?

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Natürlich ist es wichtig, dass auch die Deutschschweizer eine Sprachkompetenz in der Schriftsprache (also Standarddeutsch) erlernen. Deswegen erachte ich es als richtig und wichtig, dass in den wichtigen Fächern wie Deutsch, Naturkunde, Mathematik oder Geschichte eben auch Deutsch die einzige Unterrichtssprache ist.

In den anderen Fächern wie Zeichnen/Gestalten oder Sport sollte aber auch das Schwiizertüütsch zum Zug kommen dürfen. Besonders wichtig erachte ich dies gerade für die über 20% ausländischen Mitbürger in der Schweiz. Eine Integration ohne perfektes Schwiizertüütsch ist in der Deutschschweiz kaum möglich. Und so könnte eben auch dies, so nebenbei, noch erlernt werden.

Das Schwiizertüütsch steht sehr stark unter Druck der Standardsprache, viele Worte und Eigentümlichkeiten der Grammatik werden durch solche aus der Standardsprache ersetzt, was die Sprache verarmen lässt. Eine Entwicklung, die in den Alemannischen Sprachgebieten in Deutschland z.B. schon extreme Züge angenommen hat.

Im Kindergarten jedoch sehe ich nicht ein, weshalb Standarddeutsch die Unterrichtssprache sein soll. Gerade wegen der Ausländerkinder ist es doch wichtig, dass diese eben die Umgangssprache, also Schwiizertüütsch hören wenn sie meist zum ersten Mal mit den "Einheimischen" in Kontakt kommen. 

 Ich find's auf jeden Fall sinnvoll, um der Gefahr zu begegnen, daß Dialekt-/Mundart verloren geht. So, wie ich informiert bin, ist ja schon ein starker Rückgang zu verzeichnen, daß schweizerische Schulkinder die eigene Mundart ver- bzw. schon nicht mehr erlernen.

Ich muß ja gestehen - den bernerischen Dialekt versteh ich auch nach 3 Jahren bis heute nur unter höchster Konzentrationsanstrengung und ein paar Nachfragen - ist aber mein Problem.

Das Contra ist dann natürlich, daß ein ausschließlich Dialekt-Sprechender nicht überall verstanden wird.

Was ich aber nicht so ganz verstehe: die Schweiz vereinbart problemlos 3 Sprachen in einem Land - weshalb können dann nicht auch Mundarten schulisch integriert werden? Wo ist das Problem?

Ich persönlich wünsche mir weiterhin Vielfalt und die Erhaltung von Sprachkultur, ich höre gerne Schwiizerdütsch.

Also bei uns wars 1970 so:

Ab der 2. Klasse wurde in den Hauptfächern konsequent Hochdeutsch gesprochen. Geschadet hat es uns nicht, aber wir lernten ein sauberes Hochdeutsch und bekamen Routine. Dialekt wurde dann in der Freizeit, beim Turnen, Realien und Religion noch genügend gesprochen.

Wenn ich manchmal höre, wie unbeholfen die Jungen sich auf Hochdeutsch ausdrücken, dann finde ich die damalige Lösung immer noch gut.

Ich bin gegen Hochdeutsch im Kindergarten. Hier sollte auch ganz klar dafür gesorgt werden, dass die Lehrpersonen auch Mundart sprechen können.

Wer nicht schweizerdeutsch einwandfrei versteht, hat als Lehrperson nichts verloren! 

Ich hab schon als Begründung gehört, dass Hochdeutsch gesprochen werden soll damit die Lehrperson die Kinder verstehen, weil sie nicht Schweizerdeutsch verstehen.

Dies geht natürlich nicht! 

Kehrwisch  07.05.2011, 08:10

DH von mir. Gute Antwort (obwohl ich Schwäbin und keine Schweizerin bin).  Wenn in der Schule mehr hochdeutsch gesprochen würde hätten auch die Kinder die umgezogen sind keine Sprachprobleme mehr und würden immer Anschluss im Unterricht haben.

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Das pro wäre, dass alle Schüler so reden können wie sie es gewohnt sind und vor allem die Grundschüler so bestimmt besser dran wären beim Lernen als wenn sie auch noch auf den Dialekt achten müssen. Das Kontra wäre z.B. dass Menschen ja nun mal auch umziehen müssen.   In unserem schwäbische Grundschule ist seit kurzen ein Junge aus Hamburg dazugekommen. Der versteht natürlich kein Wort.   Das Kind tut mir total leid.   Von daher gesehen wäre eine einheitliche Schulsprache perfekt.   Die andere Seite wieder: Es gibt stärkere und weniger starke Dialekte - z.B. hier im tiefsten Schwabenland hätten die Kinder ein Problem mit Hochdeutsch und wenn ich nun schon in der Schweiz war habe ich bemerkt, daß es dort auch ziemlich breite Dialekte gibt. ( Wobei ich als Schwabe den Schweizer Dialekt gut verstehe) - aber ein Hochdeutscher hätte sowohl mit meinem schwäbisch Probleme als auch mit dem Schweizerdeutsch.

Kommt drauf an in welchen Stunden. Es ist bestimmt sinnvoll, auch so zu reden, da vieles in der Schweiz auch auf Schweizerdeutsch ist und man die eigene sprache eig. nicht verlernen sollte. Allerdings ist es auch nicht schlecht, Hochdeutsch zu sprechen, da die Jugend dies so dringend nötug hätte.