Resozialisierung Jugendliche?

1 Antwort

Hallo knhl11,

zwischen der Resozialisierung für jugendliche Straftäter und der Resozialisierung für erwachsene Straftäter bestehen tatsächlich Unterschiede.

Den ersten Unterschied bezüglich der Resozialisierung findet man in der Struktur einer Jugendhaftanstalt und einer Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter:

Die Struktur in einer Jugendhaftanstalt ist durch eine geringere Strenge ausgeprägt. Das heißt, dass in einer Jugendhaftanstalt keine absolute Strenge herrscht - und das wirkt sich positiv auf die Psyche eines jugendlichen Straftäters aus - und eine stabile Psyche ist für die zukünftige Integration in die Gesellschaft und für eine gute Resozialisierung wichtig.

In einer Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter jedoch herrscht eine scharfe Struktur. Dort wird mit Strenge, mit scharfen Kontrollen, mit peniblen Vorschriften und mit strikten Regeln vorangegangen. Dies wirkt sich negativ auf die Psyche eines erwachsenen Straftäters aus - und erwachsene Straftäter, denen es durch die strengere, härtere Haft psychisch schlecht geht, bieten der Justizvollzugsanstalt keine gute Sozialprognosen, was wiederum schlecht für die zukünftige Integration in die Gesellschaft und somit schlecht für eine erfolgreiche Resozialisierung ist.

Den zweiten Unterschied findet man in den Angeboten der Jugendhaftanstalten und der Justizvollzugsanstalten für erwachsene Straftäter:

Während eine Jugendhaftanstalt den jugendlichen, inhaftierten Straftätern oftmals mehr Freizeitangebote und berufliche Möglichkeiten anbietet, damit sich die jugendlichen Straftäter während der Haftzeit entfalten können, bietet eine Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter den Gefangenen oft nur das Nötigste an und bietet den erwachsenen Straftätern somit nur begrenzt die Möglichkeit einer positiven Entwicklung während der Haftzeit.

Den dritten Unterschied findet man in der Härte einer Jugendhaftanstalt und einer Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter:

Während die jugendlichen Straftäter in einer Jugendhaftanstalt noch Freundschaften schließen können und verbündete finden, herrscht in einer Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter die goldene Regel, dass man keinen anderen Straftäter sein Vertrauen schenken sollte.

In einer Justizvollzugsanstalt für erwachsene Straftäter herrschen also unter den erwachsenen Straftätern strengere, härtere "Knast-Regeln" - und dies trägt dazu bei, dass erwachsene Straftäter/Gefangene in kriminelle Geschäfte hineingezogen werden, aus denen sie nicht mehr so schnell herauskommen. Wird ein erwachsener Gefangener innerhalb des Gefängnisses jedoch kriminell, so hat dieser keine gute Chancen auf begleitende Ausgänge, unbegleitende Ausgänge/Freigänge und/oder auf Hafturlaub - und diese Haftlockerungen stellen aber einen großen, wichtigen Schritt für die erfolgreiche Resozialisierung eines erwachsenen Straftäters dar.

Den vierten Unterschied findet man in den Haftstrafen für jugendliche Straftäter und für erwachsene Straftäter:

Während Jugendliche oft nur eine kurze Haftstrafe erhalten, erhalten erwachsene Straftäter meistens längere Haftstrafen. Das liegt jedoch daran, dass das Strafrecht für Jugendliche milder ist und dass das Strafrecht für Erwachsene härter ist.

Durch die kürzeren, nicht so langen Haftrafen für jugendliche Straftäter erhalten jugendliche Straftäter keinen so großen "Haftschaden". Somit können jugendliche Straftäter leichter und besser resozialisiert werden.

Durch die längeren Haftstrafen für erwachsene Straftäter erhalten erwachsene Straftäter oft einen "Haftschaden". Somit ist die Resozialisierung von erwachsenen Straftätern schwieriger, da erwachsene Straftäter von der langen Haft oft eher negativ geprägt sind. Somit ist die Resozialisierung bei erwachsenen Straftätern nicht immer/weniger erfolgreich.

("Haftschaden" bedeutet übrigens, dass man so dermaßen von der Haftzeit beeinflusst wurde und geprägt ist, dass man dies nicht mehr oder nur schwer rückgängig machen kann).

Es gibt Vieles, was für eine erfolgreiche Resozialisierung von jugendlichen und erwachsenen Gefangenen wichtig und ausschlaggebend ist.

Weitere Punkte sind beispielsweise

  • eine gute Führung während der Haftzeit,
  • der soziale Kontakt/die sozialen Kontakte,
  • eine Arbeit während der gesamten Haftzeit zu haben.

Nicht jeder jugendlicher Gefangener und nicht jeder erwachsener Gefangener wird erfolgreich resozialisiert. Denn Jugendhaftanstalten und Justizvollzugsanstalten für erwachsene Straftäter können noch so viel anbieten und für die Gefangenen tun; wenn die Gefangenen die Angebote nicht nutzen und nicht mitmachen wollen, dann kann man den Gefangenen nicht helfen.

Es kommt also auch auf die Mitarbeit der Gefangenen an, ob sie resozialisiert werden, oder nicht.

LG, Toxic38