Probleme im Kindergarten. Was tun?
Hallo,
Der Text könnte etwas länger werden. Sorry dafür :)
Mein Sohn (im März 3 Jahre alt geworden) geht seit Ende Mai in den Kindergarten. Zunächst war er in der Gruppe der 1-3 jährigen. Dort hat er sich natürlich ziemlich gelangweilt und hat sich eine andere Beschäftigung gesucht, wie zB auf Möbel klettern oder viel viel herumrennen.
Nach 6 Wochen eingewöhnung, hatten wir dann das erste Elterngespräch, in dem uns gesagt wurde, dass unser Sohn Frühförderung braucht, weil er zu wild wäre. Ich habe bei den Erziehern den Vorschlag gemacht, dass er doch lieber in die Gruppe der 3-6 jährigen sollte, da kann er mit gleichaltrigen spielen und generell der Ablauf ist spannender für ihn wie bei den ganz kleinen. Ihm war einfach langweilig.
Nach 4 Wochen Sommerferien, kam er dann Ende August in die große Gruppe. Dort hat er sich auch direkt wohlgefühlt.
Wir hatten vor ein paar Tagen wieder ein Elterngespräch, in dem wurde uns gesagt, dass sie vermuten er hätte frühkindlichen Autismus und muss dringend zur frühförderung, weil er nach wie vor wild ist, "nur" 20 Minuten beim Frühstück dabei sitzt, man müsste ihn 3 mal rufen, wenn Draußen gespielt wird und die Kinder sollen wieder reinkommen, er spielt nur mit einem kleinen Jungen und mit den anderen kindern nicht. Sie sagen aber auch er sei sehr lieb, ruhig, spricht viel und ist nicht böse oder aggressiv. Beendet wurde das Gespräch mit dem Satz "keine Diagnose, kein Kinderarten für Ihren Sohn"
Verbessert mich wenn ich falsch liege, aber sind das nicht alles ganz normale Dinge, die eben ein 3 jähriger macht? In seiner Gruppe sind es 18 Kinder und 2 Erzieher.
Man muss auch dazu sagen, dass er Anfang September eine kleine Schwester bekommen hat, die er sehr sehr liebt. War aber natürlich dennoch was ganz neues für ihn.
8 Antworten
"nur 20 Minuten beim Frühstück dabei sitzt" - das finde ich für einen 3-jährigen Jungen schon echt gut. Die reißt es doch oft schon nach wenigen Minuten wieder hoch. Was erwarten die Erzieher in dem Kindergarten?
"man müsste ihn 3 mal rufen" - das kommt schon vor, wenn Kinder im Spiel vertieft sind. Da wird die Umgebung einfach ausgeblendet.
Ich würde über den Verdacht mal mit dem Kinderarzt sprechen. Die sind häufig recht unvoreingenommen und sehen eine größere Bandbreite an Kindern. Mit dessen Aussage hast Du dann etwas in der Hand, wenn solche Forderungen von den Erziehern kommen. Oder aber es gibt tatsächlich einen Förderbedarf, und dann soll das Kind ja wohl auch gefördert werden.
Kinder unterscheiden sich voneinander. Es kann sein, dass dein Kind eben so ist, ohne das Autismus der Grund ist und es kann sein, dass die Erzieher Recht haben.
Wenn der Kindergarten möchte, dass ihr dieses Verhalten ärztlich abklären lasst, solltest du das aus meiner Sicht tun. Es wird dem Kind nicht schaden und deswegen einen Streit mit dem Kindergarten anzufangen wäre übertrieben.
Wenn Kinder im Kindergarten etwas auffällig sind, überlegen sich die Erzieher, welche Fördermaßnahmen gruppenintern in Frage kommen und schöpfen diese aus.
Wenn diese Auffälligkeiten jedoch größer sind, werden Eltern beraten und ihnen einiger Fördermaßnahmen in Frage kommen. Dafür muss oftmals eine Diagnose vom Arzt oder von einem Psychologen voraus gehen. Das Kind wird dazu beobachtet und getestet. Diese Beobachtungen können durch Kinderfachärzte, Psychologen und interdisziplinäre Förderstellen durchgeführt werden, sind aber nur mit Einwilligung der Eltern machbar. Auch eine Fördermaßnahme, was dann der weitere Schritt wäre, ist freiwillig.
Es gibt Kindergärten, die eine Zusammenarbeit mit der Familie verweigern, wenn sich die Eltern nicht kooperativ verhalten. Dann wird dem Kind der Kindergartenplatz gekündigt. Das ist bei uns auch der Fall, aber meistens zieht sich das über Jahre, so dass es meistens bei einem Kindergartenwechsel bleibt.
Wir hatten allerdings einmal eine Kind, welches in drei Kindergärten war, bevor es eingeschult wurde. In dieser Klasse blieb es trotz Inklusion auch nur ein Jahr, bevor es in die Förderschule kam.
Diese Wechsel können dem Kind erspart werden, denn man macht ihm damit keinen Gefallen. Die Erzieherinnen sind entsprechend ausgebildet und sehen sofort, ob ein Kind nur Defizite und Förderbedarf oder sogar eine leichte Behinderung hat. Trotzdem ziehen sie Fachärzte, Psychologen .... zu Rate, um die genaue Diagnose feststellen zu lassen. Wenn diese vorliegt, kann man dem Kind gezielt helfen und es gezielt fördern. Eigentlich sollten Eltern dafür dankbar sein, aber sie stellen sehr oft die Erzieher so hin, als wäre dies ein zwischenmenschliches Problem zwischen Kind und Erzieherin.
Wenn eine konstruktive Zusammenarbeit und Mitarbeit nicht möglich ist und die Eltern dem Kind jegliche Hilfe verwehren, kann es dazu führen, dass der Kindergarten die Verantwortung nicht übernimmt und den Platz kündigt, weil das Kind z.B. nicht tragbar ist, (anderen Kindern gegenüber, Sachbeschädigungen ... z.B.). In ganz besonders schwierigen Fällen muss der Kindergarten sogar das Jugendamt informieren.
Geh mit deinem Kind zum Kinderarzt und lass es prüfen
Liebe Judith,
ich verstehe das dir diese Situation große Sorgen bereitet. Mein Sohn war auch immer ein sehr lebhaftes Kind, so waren es aber auch seine Freunde.
Die "Diagnose" Frühkindlicher Autismus finde ich persönlich jedoch übertrieben, vor allem wenn dir Zuhause keine Besonderheiten auffallen.
Ich würde die Situation noch etwas beobachten und ansonsten wirklich mal mit dem Kinderarzt drüber reden.
LG Sybille