Nach Biologiestudium (Promotion) Lehrer werden
Liebe Community,
bezüglich meiner späteren Berufswahl mache ich mir seit langem schon Gedanken. Ich möchte nicht viele Jahre im Labor in der Forschung arbeiten und habe mich nach Alternativen umgesehen. Die Berufsbilder des Patentanwalts und des Lehrers (berufliches Gymnasium) gefallen mir sehr gut. Informationen zum Patentanwalt habe ich viele aber was den Lehrerberuf angeht finde ich keine nützlichen Informationen.
Ich werde am Ende auf jeden Fall promovieren. Wenn ich dann eine Zeit lang als Postdoc gearbeitet habe, wie könnte ich dann Lehrerin werden? Muss ich dann noch ein pädagogisches Studium anschließen? Oder müssen irgendwelche besonderen Kurse besucht werden? Ich persönlich würde lieber an einem beruflichen Gymnasium z.B. mit biotechnologischer Richtung unterrichten (ich selber wurde von einem promovierten Diplom Biologen unterrichtet). Meine Frage: Wie komme ich an dieses Ziel, wenn ich mich dafür entscheide?
Welche anderen Möglichkeiten bezüglich eines alternativen Berufes kennt ihr eventuell noch?
Ich würde mich sehr über Antworten freuen, vielleicht auch von Usern, die die selbe Richtung eingeschlagen haben.
Alles Liebe!
7 Antworten
Also beim Lehrer gibt es noch die Option des sogenannten Quereinstiegs. Ich weiß nicht, ob man dazu Berufserfahrung braucht, aber es gibt eine Altersgrenze und halt nur sehr begrenzte Stellen, aber nochmal was studieren muss man da nicht, da gibt es stattdessen ein paar Kurse um den Leuten die Basics beizubringen (glaube ich jedenfalls, vielleicht hoffen sie auch auf Naturtalente in Pädagogik oder sagen sich, dass es egal ist...).
Danke! Aber was genau meinst Du jetzt mit Quereinstieg? Quereinstieg ins Lehramstudium oder in den Beruf durch eine Initiativbewerbung?
Es gibt an staatlichen Schulen die Möglichkeit des Quereinstiegs, bei dem man direkt mit dem Referendariat anfängt und berufsbegleitend pädagogisch ausgebildet wird. Nach zwei Jahren macht man dann das Zweite Staatsexamen und kann als Lehrer arbeiten. Diese Ausbildung wird allerdings nur angeboten, wenn in bestimmten Fächern keine normal ausgebildeten Lehrer zur Verfügung stehen. Welche Fächer das sind, wird von den Bundesländern jeweils jährlich neu entschieden.
du kannst als quereinsteiger (stellen bei LEO) als lehrer einsteigen. stellen sind eher rar gesät, und jemand mit pädagogik wird bevorzugt eingestellt. doktor-titel hin oder her.
patentanwälte gibt es ja kaum, vielleicht 2-5 stellen alle 4 jahre. und ohne publikationen und fundiertem fachwissen in dem bereich wird das nichts. ein kapitel in einem lehrbuch sollte schon da sein, bzw viele die sich darauf bewerben haben genau das.
wichtig ist so oder so: kontakte knüpfen. nur so bekommst du deine stelle.
Ich muss leider an dieser Stelle erwähnen dass man in einem Lehramtsstudium nicht umsonst das Fach Pädagogik mitstudiert... Als quereinsteiger im Lehrerberuf solltest du schon vergleichsweise überragende Fähigkeiten im Umgang mit Jugendlichen mitbringen, sonst wird man dir (auch als Doktorand) immer einen "studierten" Pädagogen vorziehen. Und gerade in der Biologie (auch an Berufsschulen) kommt an Pädagogen genug nach.
Wenn du dir jedoch vorstellen könntest, in diese Richtung zu arbeiten wäre eventuell die Fachdidaktik etwas für dich. Dort beschäftigt man sich intensiv mit Lehr-/Lernforschung... Im Internet gibt es zahlreiche Informationen dazu und parxiserfahrung an Schulen ist dafür nicht wirklich nötig.
Hi,
warum willst du denn promovieren, wenn du vorhast später Lehrer zu werden? Das macht nicht so wirklich viel Sinn, nutze diese (Lebens-)zeit lieber, als Lehrer Berufserfahrung zu sammeln. Es dürfte dir auch wesentlich leichter fallen in den Lehrerberuf überzuwechseln, wenn du nicht Anfang/ Mitte 40 bist (denn das wärst du nach ein paar Post-Docs!).
Überlege dir also dringend, ob du dir eine Promovation + ein paar Postdocs antun willst, inklusive Job- und Stadtwechsel alle 2-4 Jahre (da muss dann auch der Partner/Kinder mitspielen!).
Berufsalternativen für Biologen:
Ich bin promovierte Biologin und nun in der Arzneimittelsicherheit einer Pharmafirma tätig. Ich betreue unsere Mitarbeiter im Ausland (von Deutschland aus aber auch bei Geschäftsreisen vor Ort). Ich schaue mir die Qualität der in die Datenbank eingegebenen Nebenwirkungsmeldungen an, löse aber Probleme, z.B. wenn Berichte nicht rechtzeitig an die Behörden heraus gegangen sind, optimiere Prozesse und such Lösungen.
Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job, bei dem viel Köpfchen gefragt ist.
Mein eigentliche Berufsziel ist es aber, als Medical Writer zu arbeiten, da ich diesen Job auch notfalls als Freiberufler oder home-based ausführen kann. Mal sehen, ob ich in 1-2 Jahren die Abteilung wechseln kann? Diese Option möchte ich mir freihalten, falls ich später Kinder habe ;-)
Medical Writer schreiben Texte für die Pharmazeutische Industrie aber man könnte sich z.B. auch auf das Korrekturlesen von wissenschaftliche Artikel spezialisieren. Hier ist die HP der European Medical Writers Association (EMWA):
;-) Vielleicht treffen wir uns ja irgendwann auf einer EMWA Konferenz in Berlin?
Es gibt da aber auch andere interessante Berufsbilder, z.B. bei der Arzneimittelzulassung
October
Führst Du in Deinem Beruf noch irgendwelche Labortätigkeiten durch oder machen das andere für Dich?
Für Probleme mit Produktfälschungen und Produktionsproblemen bin ich nicht zuständig - meine Abteilung muss lediglich dafür Sorge tragen, dass bei solchen Meldungen gesondert nach der angebrochenen Packung/ Chargennummer gefragt wird und dass der Bericht der Produktsqualitätsabteilung der richtigen Nebenwirkungsmeldung zugeordnet wird.
Aber ja, es gibt bei uns dafür eine gesonderte Abteilung, die solchen Problemen nachgehen und auch Laboranalysen durchführen/ bzw durchführen lassen. Auch das ist eine spannende Tätigkeit, neben bei bemerkt.
October
Hi!
Danke für die ausführliche Antwort. Zu Promovieren ist eines meiner persönlichen Lebensziele und ich empfinde es als wichtig in diesem Bereich das Studium mit einer Promotion abzuschließen, u.a. auch, weil ich am Ende nicht weiß wohin es mich verschlagen wird. Meiner Berechnung nach bin ich allerdings mit allen zusammen Anfang/Mitte 30 nach Promotion und Postdocs. Ich habe mir das bezüglich Partner/Familie eigentlich auch bereits gründliche überlegt. Trotzdem danke für den Hinweiß, aber in der Hinsicht glaube ich zu wissen was ich tue :) Aber noch habe ich ein bisschen Zeit es mir zu überlegen.
Führst Du in Deinem Beruf noch irgendwelche Labortätigkeiten durch oder machen das andere für Dich?
Danke für die Hinweiße auf die anderen - wirklich interessanten - Berufsbilder. Da ich selber auch gerne schreibe, wäre der Beruf des Medical Writers vielleicht ja auch etwas für mich? Ich werde mich darüber informieren - danke für den Link - und vielleicht trifft man sich ja tatsächlich irgendwann auf einer solcher Konferenzen ;-)
Alles Liebe!