Meine Schüchterheit zieht meine Noten in den Keller. Was tun?
Hallo, ich bin in der neunten Klasse, komme nächstes Jahr in die Oberstufe und habe ein Problem. Ich bin extrem introvertiert und fühle mich beim Sprechen vor anderen Leuten einfach nicht wohl. Sobald mich jemand anspricht, den ich nicht sehr gut kenne, werde ich nervös, nicke, bevor ich überhaupt registriert habe, was man mir sagen wollte und antworte so kurz wie möglich. Im Nachhinein fällt mir dann immer ein, was ich stattdessen hätte sagen sollen.
Dieses Problem bestand, seit ich denken kann, aber in der Schule und vor allem jetzt in der Oberstufe wird es problematisch. In meiner Umgebung hat dieses Problem nie jemand ernst genommen. Familie und Freunde sagten immer, es werde mit der Zeit besser, aber ich habe eher das Gefühl, es ist schlimmer geworden.
Eigentlich ist mir egal, was andere von mir denken, ich interessiere mich nicht das geringste bisschen für Mode, Liebe und andere Teenagerthemen und habe eigentlich schon immer mein eigenes Ding durchgezogen. Ich lerne beispielsweise Japanisch, obwohl das alle merkwürdig finden und mich dafür wahrscheinlich sogar auslachen, aber es macht mir Spaß und es verletzt niemanden, also warum sollte ich aufhören?
Sobald es aber um das Interagieren mit anderen Menschen geht, schalte ich um. Ich möchte dem anderen keine Umstände machen und versuche förmlich, nicht da zu sein um, das Gegenüber unter keinen Umständen zu stören. Letztens habe ich mir eine Busfahrkarte kaufen wollen - eine Tageskarte, weil eine Tageskarte günstiger ist, als eine für Hin- und Rückfahrt zusammen. Der Fahrer gab mir allerdings nur eine Karte für die Hinfahrt. Jeder hätte den Busfahrer sofort darauf angesprochen, aber ich Idiot nehme das einfach hin und verschwinde auf einen freien Sitzplatz.
Im Klassenzimmer melde ich mich fast nie. Während ich überlege, was ich sage, ist bereits jemand anderes drangekommen und wenn ich mich dann mal melde, komme ich meist nicht dran. Meine Lehrer denken, ich interessiere mich nicht für ihren Unterricht, obwohl ich immer zuhöre, Aufgaben bereits beendet habe, während andere gerade das Schwätzen einstellen und anfangen und ansonsten störe ich auch nicht oder ähnliches. Über meine schriftlichen Noten kann man sich nicht beklagen.
Referate sind für mich der pure Horror, ich kann ab dem Tag, an dem ich von ihnen erfahre bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich sie hinter mir habe kaum ruhig schlafen. Und das ist nicht übertrieben. Während der Präsentation bin ich hibbelig, verspreche mich ständig und mache generell den Eindruck, als hätte ich mich nicht vorbereitet.
Nun setzen mich die Lehrer unter Druck, ich müsse mich ab der Oberstufe mündlich verbessern, da es in den Leistungskursen zu 50% und in den Grundkursen sogar zu 60% zählen wird. Wie ich das anstellen soll, können sie mir auch nicht sagen. "Einfach mal melden." Sehr witzig, wenn es so einfach für mich wäre, hätte ich dieses Problem nicht.
Ich habe meine Situation geschildert, jetzt hoffe ich auf hilfreiche Antworten.
26 Antworten
Mir ging es ähnlich ! Ich habe mich getraut sich zu melden. Deshalb sind meine Noten auch eigentlich schlechter ... Aber ich habe angefangen mich zu melden! Es ist nicht schlimm was falsch zu sagen ! Was sollen die schon machen ? Am Anfang War es bei mir auch so schlimm. Aber nach der zeit gewöhnt du dich, dich zu melden, auch wenn du die Antwort nicht zu 100% weißt. Ab dem 2. Halbjahr sind meine mündlichen Leistungen SEHR angestiegen! Sieht man auch am Zeugniss. (In einem Halbjahr um 0,25 besser geworden bei gesamtnoten!!!). In einem Fach habe ich sogar den revolutionären Sprung von einer 3+ zu einer gesamt 1- geschafft! Nimm dir vielleicht vor dich in der Stunde mindestens 2 mal zu melden . Und manchmal muss man halt auch sagen was man darüber denkt, und davor musst du nicht noch extra darüber nachdenken, was du denkst xD Viel Erfolg.
Auch wenn das etwas ist, was mir alle raten, vllt schaffe ich es ja jetzt mal. Danke jedenfalls.
Hallo!
Ich weiß nicht, ob du jetzt nochmal hier rein schaust, aber ich finde die meisten Antworten in einem Punkt nicht so gut - es geht immer um dich; weniger um deine LehrerInnen oder das System, in dem du steckst. Ich glaube aber nicht, dass du das Problem bist. Ich glaube sogar, dass du ziemlich fit bist; zumindest liest man hier eher selten so klare und gut geschriebene Fragen!
Ich bin selbst Lehrer und habe das Problem, dass ich natürlich auch Schülerinnen und Schülern (SuS) gerechte Noten geben muss, von denen ich im Unterricht nicht viel höre, die ich aber als reflektierte und interessierte Menschen wahrnehme. "Schüchternheit" kann nämlich auch einfach Selbstreflexion und die Abwesenheit von Blendertum bedeuten.
Ich bin sicherlich nicht bei allen meinen SuS beliebt und will mich jetzt nicht als toller Lehrer darstellen. Ich sage aber immer denen, die nicht viel im Unterricht von sich geben, dass sie mir jederzeit Hausaufgaben (angeordnete oder freiwillige) abgeben können. So können SuS, die eher nachdenklich sind und nicht einfach bereits halbdurchdachten Krams von sich geben wollen, auch zu einer guten, wenn auch nicht sehr guten Mitarbeitsnote gelangen.
Denn es gibt keine "mündlichen" Noten; es gibt nur schriftliche Noten und Mitarbeitsnoten. Und die Mitarbeit besteht aus dem, was du 1. sagst, was du 2. im Unterricht schreibst, was du 3. zu Hause schreibst (hier gibt es Unterschiede zwischen den Bundesländern: manche erkennen Hausaufgaben nicht an, weil da Mutti oder Papa hätten helfen können) und wie du 4. mit deinen Mit-SuS interagierst. Wer im Unterricht lieber wenig sagt oder sagen kann, kann mit den drei anderen Kriterien immer noch auf eine gute, allerdings m.E. nicht sehr gute Bewertung kommen. Für eine 1 erwarte ich, dass jemand auch im Unterricht hilft, die Diskussionen nach vorne zu bringen; aber eine 2- oder 3+ ist immer drin, auch wenn jemand quasi nichts sagt, aber durch tolle Texte und HA beeindruckt. Und das ist doch nicht schlecht, oder?
Versuche, deine LehrerInnen in dieser Hinsicht zu begeistern! Dann hast du auch kein Problem mehr mit schlechten "mündlichen" Noten, die eigentlich ja Mitarbeitsnoten sein sollten. Du bist gut so, wie du bist. Versuche nur daran zu arbeiten, dass die anderen Menschen um dich herum das erkennen! ;-)
ich war früher auch sehr schüchtern und mit der zeit ist das echt weggegangen. und das mit dem melden, mach es einfach es geht ja um deine noten und ob die antwort falsch oder richtig ist sollte dir egal sein. bei den ersten malen wird es dich viel überwindung kosten. aber mit der zeit wirst du merken wie es weg geht und du dich problemlos melden kannst. so war das auch bei mir früher..mittlerweile ist das kein problem mehr für mich. und allgemein solltest du vielleicht mehr mit leuten sprechen auf menschen zu gehen usw. da wird man auch offener. und gut ist es ja schonmal das dir egal ist was andere denken und zu deinen intressen, suche dir doch leute die die selben interessen wie du haben, dann fällt es dir viellleicht auch leichter mit anderen leuten in kontakt zu treten.
Ich war auch mal sehr sehr schüchtern und kann mich sogar noch dran erinnern dass ich stark ins Schwitzen kam wenn ich aufgerufen worden bin, um z.B einen Text aus dem Buch vorzulesen. Wenn wir eine selbstgeschriebene Hausaufgabe z.B ein Aufsatz ( ca. 1x Din A4 lang) bis zur nächsten Stunde machen mussten und ich anschließend aufgefordert wurde es zu lesen , habe ich vorgegeben die Hausaufgabe nicht gemacht zu haben , nur um nicht vor der Klasse vorlesen zu müssen da diese paar Minuten für mich die Hölle gewesen wären. Ich hätte wie bereits erwähnt stark geschwitzt und auch gestottert :( . Naja das war in der 9ten Klasse. Als ich in die zehnte kam habe ich mir bloß gedacht : " Das geht so nicht weiter" . Ich habe mich einfach mal gestreckt und es war garnicht mal so schwer. Du musst nur deinen ganzen Mut zusammen nehmen und deine Hand strecken. "Was passiert wenn ich mich weiter im Unterricht nicht beteillige? Welche Zukunft verbaue ich mir deswegen? Ist es wirklich so schwer sich zu melden, die Ruhe dabei zu bewahren und eine Antwort abzugeben die nichtmal richtig sein muss?" Diese Fragen habe ich mir gestellt und es hat wirklich geholfen. Naja, ich kann dir nicht garantieren dass dies klappt, aber ein Versuch ist es wert, und ich kann dir eins verraten : Wenn du dich erstmal streckst wirst du nach ner Zeit immer mehr und mehr von selbst strecken, der Unterricht wird viel mehr Spaß machen und du bekomst viele positive Rückmeldungen von deinen Lehrern was dich stärken und weiter motivieren wird, so ist es zumindest bei mir in diesem Jahr verlaufen.
Ich hoffe wirklich dass ich dir mit dieser Antwort ein bisschen helfen konnte.^^
Mir geht es auch ungefähr so wie dir. Vor ein paar Monaten bin ich deswegen zu einer Therapeutin, die ich allerdings gewechselt habe. Mir wurde jedes Mal fast schlecht weil ich da irgendwie doch nicht hin wollte. Ich bin da verkrampft gesessen und es war für mich die reinste Folter wenn mir Fragen gestellt wurden. Ich konnte dem Gespräch schwer folgen und wäre am liebsten rausgerannt. Bei der anderen Therapeutin geht es etwas, vlt. weil sie mir nicht gegenüber sitzt und manchmal die Augen zukneift um sich meine Fantasiewelt vorzustellen.
Ich würde jedenfalls jemanden brauchen der wirklich für mich da ist, eine Person die nicht von mir genervt ist wie ich mich verhalte. Meine Eltern dagegen zwingen mich regelrecht dazu unter viele Menschen zu gehen weil sie denken dass ich dann mehr reden muss, und mich dann ändere.
Meine Noten haben auch darunter gelitten, und jetzt bin ich mit der Schule fertig. : |