Mein Vater jammert nur

7 Antworten

Mein Vater müsste sie beantragen und daran würde es wieder scheitern. Da mein Vater noch voll "geschäftsfähig" ist, sind mir die Hände gebunden, ich kann/ darf für ihn keine Entscheidungen treffen.

Mein größeres Problem liegt auch eher bei seiner Jammerei und dabei mir immer das Gefühl zu geben eine schlechte Tochter zu sein, obwohl ich die Einzige bin, die sich überhaupt kümmert. 

Es ist unmöglich mit ihm mal über positive Dinge zu sprechen, selbst im Bezug auf seine Enkel zum Beispiel. Das hört er sich kurz an, kommentiert es aber nicht mal ( Gute Noten, tolles Fußballspiel oder so)

Es dreht sich ausnahmslos nur um ihn und sein Elend. Und er könnte seine Lebensqualität durchaus steigern, wenn er denn wollte.

Liebe(r) JaspisSaphir,

ich bin durchaus nett zu meinem Vater, wahrscheinlich zu nett, deswegen suche ich hier ja auch Tipps.

Aber deine Aussage:

Wie wäre es, wenn Du zu ihm ein bisschen netter bist, während Du ihn zu seinem Grab begleitest? Das ist doch nicht viel verlangt?

Noch ein paar Jahre und dann kratzt er ab. Dann kannst Du Dich freuen, denn dann ist diese Last von Deinen Schultern genommen.

finde ich etwas ambivalent zu dem , was du dann schreibst.

1. Meinem Vater geht es eigentlich für sein Alter gut ( jedenfalls pysisch) , ich begleite ihn also noch nicht ins Grab.

2. Werde ich mich nicht freuen, wenn mein Vater " abkratzt" .

Hätte ich so eine Einstellung, würde ich es mir  auch leicht machen können und wie der Rest der Familie den Kontakt abbrechen .

Mein Vater ist nicht religiös, also findet er da auch keine Kraft, aber wenn du es bist, verstehe ich deine oben genannte Aussage nicht so ganz

Dein Vater hat nicht viele Worte, um sein Leben zu beschreiben. Er klagt deshalb, er jammert, wie du es nennst, er lebt sein klägliches Leben in Krankheit und sucht Liebe, Unterstützung, Beistand, Verständnis. du musst versuchen, damit umzugehen. Geh nicht auf spezielle Aussagen ein. Frag nach seinem Ergehen, seinem Tag, sortiere mit ihm seine Post. räume mit ihm auf, organisiere ein neues Umfeld. Er braucht dich, er hat aufgegeben. Der müll um ihn herum tröstet und beruhigt ihn, es bildet einen Panzer gegen die Welt, in der er klein und ohne Trost steht. Es ist anzusehen, wie lange er noch am Leben sein wird. dass das so schön wie möglich sein sollte, von Liebe erfüllt, dass du immer und immer aufs neue auf ihn zugehen musst, Kompromisse eingehen und dich wieder ärgern und grämen wirst, ist zwangsläufig. Ab einem gewissen Alter werden die Eltern wieder zu kindern, du wirst zur Erziehungsperson, übernimm diese Rolle. Wie weit unterstützen dich Verwandte, deine Familie, deine Kinder? Kannst du Teile der Verantwortung abgeben, andere beauftragen? du musst deine Kraft einteilen, Ärzte mit ins Boot holen, Angebote der Kirche und der Sozialstationen in Anspruch nehmen. sag deinem Vater klar, dass du selbst eine große Familie hast, aber ihn liebst und nach Kräften für ihn da sein willst. Er muss sich mehr öffnen, damit du an ihn  rankommst. er misstraut allen, auch dir, er stellt alles in Frage, er sucht den Schutz hinter seinen aufgestapelten Dingen, auf die kann er sich verlassen, die hat er im Griff. Es wird immer schwierig bleiben und du manchmal vollkommen fertig. Aber es ist deine Aufgabe, für ihn und sein Wohlergehen nach deinen Möglichkeiten zu sorgen.


Kerstin1004 
Fragesteller
 03.04.2015, 09:23

Das ist sehr nett geschrieben :-) Ich habe schon diverse Hilfen versucht in Anspruch zu nehmen, z.b auch eine Sozialstation. Mein Vater lässt das kurze Zeit zu, aber sobald irgendeine klitzekleine Kritik kommt oder sie nicht ausreichend mitleiden, bricht er alles ab. Als seine Wohnung damals in einem katastrophalem Zustand war, haben wir uns Hilfe gesucht bei der Seniorenvereinigung. Die wollten ihm Helfen, aber dann fragte der Herr meinem Vater wie er sich denn einbringen könnte und das fand mein Vater so unverschämt, dass er ihn rauswarf.

Mein Vater ist übrigens kein Messi, der sammelt, sondern er lässt alles stehen und liegen und wartet, dass ich komme und es wegräume

Meine Kinder sind noch zu jung, um mitzuhelfen ( 12 und 10 )

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Liebe Kerstin,

bitte versteh erstmal, dass dein Vater alt, brüchig, grau und schwach ist. Und dass er viiiiel zu leiden hat. Erstmal hat er ein ganzes Leben hinter sich und Du solltest ihm Respekt zollen, weil Du seine Tochter bist. Dein Vater ist bestimmt unerträglich und dass er sterben will versteht sich von selbst. Ja, irgendwie schon.

Wie wäre es, wenn Du zu ihm ein bisschen netter bist, während Du ihn zu seinem Grab begleitest? Das ist doch nicht viel verlangt?

Noch ein paar Jahre und dann kratzt er ab. Dann kannst Du Dich freuen, denn dann ist diese Last von Deinen Schultern genommen.

Übrigens kannst Du ihm weismachen, dass Jesus ein Tröster für alle leidende Knechte ist. Wenn Dein Vater statt zu lamentieren Gott loben und preisen würde, dass er in seinen finalen siebzigern ist und, dass Jesus aus Liebe für ihn gestorben ist, dann würde er sich tausend mal tausend und zehntausend mal zehntausend mal besser fühlen. Er will doch kein schlechter "Verlierer" sein? Wer lobt und dankt... ist automatisch ein Sieger. Hast Du überhaupt Verständnis, dass Du als Tochter Fürsorge tragen musst? Hat er Dich erzogen, um von Dir nicht geehrt zu werden? (Wer seine Kinder halbherzig erzieht, verlangt auch keine Ehre)

Frag ihn was ihn genau bedrückt. Er soll es ganz genau sagen. Vielleicht beklagt er, 1000 verpasst Chancen in seinem früherem Leben. Vielleicht sind es auch wirklich nur die körperlichen Leiden. 

Er müsste Wasser trinken und singen. Hol ein christliches Liederbuch, wenn Du Klavier spielen kannst, begleit seinen Gesang. Vielleicht will er nur geliebt werden. Alle haben mit ihm den Kontakt abgebrochen. Du bist das Letzte was er noch hat.

Niemand will freiwillig ins Altersheim.Dein Vater hat Angst das letzte Stück vermeintliche Selbstständigkeit zu verlieren und natürlich hat er Angst zu sterben.Hat er jemals selbständig seinen Haushalt geführt?Oder hat das damals seine Frau getan, dann hat er es schlicht nie gelernt,und die Generation ist vermutlich der Meinung, das ist Frauensache,jetzt eben deine.Das soll keine Entschuldigung sein, nur eine Erklärung.Natürlich bist du überlastet.Dein Vater hat nur noch dich, also kriegst du alles ab.Das alte Leute jammern ist normal.Ich hab leider keinen Rat für dich.Ich wünsch dir nur ganz viel kraft.Vielleicht ist er ja doch einsichtig, wenn du ihm klarmachen kannst, das es auch gut geführte Altersheime gibt.