Macht man im Tiermedizinstudium in Gießen Tierversuche?
Hallo,
ich möchte im kommenden Wintersemester mit einem Studium beginnen und habe am Sonntag bei Hochschulstart ein Angebot für Tiermedizin in Gießen bekommen. Jetzt bin ich mir nicht sicher ob ich es annehmen soll oder nicht, weil ich immer noch zwischen Tiermedizin, Humanmedizin und Psychologie schwanke und aktuell in der Priorisierung Psychologie vor Tiermedizin steht. Ein Problem, das ich mit Tiermedizin hätte, wären Tierversuche, also Studieninhalte durch die Tiere leiden müssen. Gibt es bei Tiermedizin in Gießen solche Tierversuche?
Generell freue ich mich über Erfahrungen und Tipps, die mir bei der Entscheidung weiterhelfen können.
Viele Grüße,
MrsGranger
5 Antworten
Also vielleicht bin ich ja schon zu spät mit meiner Antwort, aber dennoch, nicht speziell aus giessen, das wird aber sehr ähnlich sein:
die ersten paar Semester hat man Präparationsübung, da bekommt man Körperteile (z.B. ein Hinterfuß) von einem Tier (meist Hund oder Katze, die in der Klinik eingeschläfert wurden oder in die Patho geschickt wurden, also definitiv nicht extra für den Studenten gestorben sind.)
Später hat man natürlich noch Kurse am lebenden Tier, meistens Kliniktiere, aber daran macht man jetzt nichts dramatisches, abhören/abtasten usw, evtl mal spritzen, aber nicht einfach so zum Spaß oder als Tierversuch, das wäre rechtlich gar nicht möglich.
Dazu kommen natürlich noch die Sachen wie Schlachthof, Fleisch und Lebensmittel usw. Das muss man abkönnen, kann aber auch sehr spannend sein, weil man nochmal Einblicke bekommt, die man als „Normalsterblicher“ nie in diesen Bereich bekommen würde und es gehört schlicht und ergreifend dazu, dass man weiß, woher und unter welchen Bedingungen das Fleisch auf den Teller kommt.
Also speziell Gießen weiss ich jetzt nicht aber das wird überall so sein.
Wenn Du Leid nicht ertragen kannst dann ist das nicht der richtige Beruf für Dich. Du hast als Tiermedizinier ständig mit kranken und leidenden Tieren zu tun und nicht immer kann man helfen. Du wirst ja dann auch Tiere einschläfern müssen etc.
Danke für die Antwort. Ich möchte Tierärztin werden um Tieren zu helfen. Mir ist bewusst, dass man da leidende Tiere sieht und sie auch manchmal erlösen muss. Mein Problem sind Tiere, die eigentlich kein gesundheitliches Problem haben und nur für die Studenten in Nakose gelegt oder getötet werden.
Das Thema Schlachthof ist dir bewusst?
Ja, das ist auch ein Problem, aber ich wollte mich nicht "nur" wegen diesem Praktikum gegen das Studium entscheiden
Meinst du echte Tierversuche oder sogennante Schnippelkurse?
Tierversuche: Das Tier lebt und an ihm wird experimentiert, es bekommt z.B. Krankheitserreger und potenzielle Heilmittel oder unterschiedliche Futtersorten oder muss hungern und bekommt dann Versuchsfutter.
Das machen meines Wissens nur Wissenschaftler und nur auf Antrag (vor allem mit Säugetieren bzw. evtl. auch Höheren Wirbeltieren).
Schnippelkurs (Zoologiepraktikum etc.):
Man bekommt schon tote Tiere und muss diese sezieren, das Ergebnis zeichnen etc. Das wird im Tiermedizinstudium überall wohl gemacht. Dafür werden meist Tiere genommen, die "sowieso gestorben wären" wie Hühner aus der Legebatterie. Wie das im Tiermedizinstudium mit anderen Arten ist, die nicht so einfach zu bekommen sind, weiß ich nicht. Wir hatten im Biostudium in Formaldehyd eingelegte Krallenfrösche. Andere Tiere waren halt Tiere, die meist sowieso gestorben wären, also Fische (kann man auch auf dem Markt kaufen) oder Hühner.
Als Tiermediziner musst du natürlich wissen, wie die Anatomie des echten Tieres aussieht, wie du eine OP durchführst, was wo am echten Tier ist und wie das im OP-Falle behandelt wird. Das musst du natürlich üben. Das geht mMn nur am echten Tier. Und ja, das wird vermutlich einschließen, dass du irgendwann mal einen Hund von innen siehst, ob der dann tot oder nur sediert ist, weiß ich nicht. Aber das wird auch erst in fortgeschrittenem Semester sein. Als Vorbereitung dient halt der sog. Schnippelkurs. Und vieles von dem, was man da macht,haben unsere Großmütter in der Küche gemacht (Hühner ausgenommen, Fische ausgenommen etc.).
An so einen Kurs gewöhnt man sich normalerweise mit der Zeit, auch wenn man das anfangs nicht glaubt.
Aber als Tiermediziner sollte einen der Gedanke auch schon vor dem Studium mMn nicht schockieren, denn das ist es doch, was man später immer wieder machen wird - Tiere von innen sehen, aufschneiden, Tumor raus oder Ähnliches. Wem das nicht behagt, der dürfte später Probleme mit der Arbeit haben, es sei denn, er vermeidet OPs generell (keine Ahnung, ob das möglich ist, z.B. einer in der Praxis macht nur OPs, der andere untersucht nur).
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Was ich meinte sind dann wohl sowas wie Schnippelkurse. Ich hätte glaube ich kein großes Problem damit, ein Tier von innen zu sehen, wenn es "sowieso schon tot ist" oder dem Tier gerade durch eine OP geholfen wird, weil ich hier die Hoffnung habe, dass ich mich daran gewöhnen würde (wie du ja auch gesagt hast). Das Problem wären Kurse, für die entweder gesunde Tiere leiden müssen oder für die sie extra getötet werden.
Nein gibt es nicht. siehe Scjena (hab in Gießen studiert)