Leise-Pedal geht nicht - kann man mein Piano tunen?
Also "tunen" im Sinne von "aufmotzen" :D
Das Klavier heißt Sauter 112. Wenn ich das Leisepedal trete, höre ich überhaupt keinen Unterschied. In 2 Monaten muss das Klavier eh wieder gestimmt werden, meint ihr, da können die auch was mit dem Pedal machen? Man sieht zwar, wie die Hammerköpfe beim Treten näher dran geschoben werden, aber man hört den Effekt davon gar nicht...
PS: Ich hab gestern Andras Schiff davon reden hören, dass die heutigen Klaviere (meint er Flügel?) gar kein una corda mehr haben, dass die Klavier-Evolution so gesehen gescheitert ist.... stimmt das? Wie genau meint er das? (Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=xfXAuP2ugQ0)
1 Antwort
Also: Das Leisepedal bei Pianino schiebt nur die Hämmer näher zu den Saiten, das hast Du richtig beobachtet. Leise spielen musst Du immer über Deinen Anschlag, also die Kraft und die Schnelligkeit, mit denen Du die Tasten drückst. Das getretene linke Pedal unterstützt nur Deine Bemühungen, leise zu spielen.
Beim Flügel bewirkt das Drücken des linken Pedals ein Verschieben der Mechanik, das bedeutet, dass die Hämmer mit einer anderen Stelle die Saiten berühren, an denen die Hämmer etwas weicher sind, und somit klingt es auch weicher. Entweder (meist) weil diese Stelle an den Hämmern, weil sie seltener benützt wird - man spielt meist ohne linkem Pedal - oder weil sie absichtlich weicher intoniert sind. Zudem kann man das linke Pedal unterschiedlich einstellen: Normal werden alle drei Saiten (der dreichörigen Töne) angeschlagen, bei getretenem linken Pedal kann man es so einstellen, dass die (meist) linke Saite gerade noch, halb oder nicht mehr angeschlagen wird. Stellt man es so ein, dass bei ganz getretenem linken Pedal die linke Saite nicht mehr angeschlagen wird, so kann der Pianist, wenn er entsprechend geschickt ist, mit dem unterschiedlich weit durchgetretenem Pedal eben alle drei geschilderten Varianten erreichen.
Schiff meint natürlich einen Flügel (Klavier ist der Überbegriff, heute werden Pianos bzw. Pianinos (die Aufrechten) und Flügel gebaut.) Im anspruchsvollen Konzert wird ausschließlich ein Flügel verwendet. "Una Chorda" würde genaugenommen heissen, dass bei getretenem linken Pedal nur mehr eine Saite angeschlagen wird. Früher gab es Flügel, die nur zweichörig bespannt waren (also nur zwei Saiten pro Ton), daher der Ausdruck. Früher gab es Flügel (man nennt sie Hammerflügel), die hatten zur Veränderung des Klanges viel mehr Pedale. Heute sind die bekannten drei übrig. Steingräber baut Flügel auf Wunsch mit ähnlichen Einstellungsmöglichkeiten, die man früher bei historischen Instrumnten hatte. Im frühen 19. Jahrhundert haben die Klavierbauer viel experimentiert, da sind die unterschiedlichsten Ergebnisse herausgekommen. Die klangliche Vielfalt war damals viel größer. Heute hat man den "Steinway-Einheitsklang", der in der Fachwelt auch viel kritisiert wird. Schiff spielt auch lieber auf Bösendorfer.
Dass die Klavier-Evolution gescheitert ist, würde ich nicht so behaupten, sie ist allerdings - klanglich - zur Zeit in einer Sackgasse. Ich schätze Schiff sehr als Pianist, er hat eine Ahnung von dem, was er tut. Das kann man nicht von vielen Pianisten behaupten.
Ich hoffe, dass damit Deine Frage weitgehend beantwortet ist. Das Video habe ich mir nicht angehört, nur den Anfang, da ich dazu nicht die Zeit finde.
Bei mir höre ich aber wirklich gar keinen Unterschied, selbst wenn ich mich richtig doll bemühe (habe es sowohl bei schwächstem wie auch stärkstem Anschlag ausprobiert). :/
Danke für die Erklärungen!
Ich denke mal, Schiff hat das scherzhaft gemeint. ;-)