Kennt jemand ein gutes Gedicht über Hamburg?

3 Antworten

Besuch vom Lande

Erich Kästner

Sie stehen verstört am Potsdamer Platz.

Und finden Berlin zu laut.

Die Nacht glüht auf in Kilowatts.

Ein Fräulein sagt heiser: "Komm mit, mein Schatz!"

Und zeigt entsetzlich viel Haut.

Sie wissen vor Staunen nicht aus und nicht ein.

Sie stehen und wundern sich bloß.

Die Bahnen rasseln. Die Autos schrein.

Sie möchten am liebsten zu Hause sein.

Und finden Berlin zu groß.

Es klingt, als ob die Großstadt stöhnt,

weil irgendwer sie schilt.

Die Häuser funkeln. Die U-Bahn dröhnt.

Sie sind alles so gar nicht gewöhnt.

Und finden Berlin zu wild.

Sie machen vor Angst die Beine krumm.

Sie machen alles verkehrt.

Sie lächeln bestürzt. Und sie warten dumm.

Und stehn auf dem Potsdamer Platz herum,

bis man sie überfährt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – B.Sc., M.A., M.Sc. & Doktorand

In Hamburg ist die Nacht

nicht wie in andern Städten

die sanfte blaue Frau,

in Hamburg ist sie grau

und hält bei denen, die nicht beten,

im Regen Wacht.

In Hamburg wohnt die Nacht

in allen Hafenschänken

und trägt die Röcke leicht,

sie kuppelt, spukt und schleicht,

wenn es auf schmalen Bänken

sich liebt und lacht.

In Hamburg kann die Nacht

nicht süße Melodien summen

mit Nachtigallentönen,

sie weiß, daß uns das Lied der Schiffssirenen,

die aus dem Hafen stadtwärts brummen,

genau so selig macht.

- Gedicht von Wolfgang Borchert -

In Hamburg lebten zwei Ameisen,

Die wollten nach Australien reisen.

Bei Altona auf der Chaussee

Da taten ihnen die Beine weh,

Und da verzichteten sie weise

Denn auf den letzten Teil der Reise.

So will man oft und kann doch nicht

Und leistet dann recht gern Verzicht.

Joachim Ringelnatz

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Ameisen_(Ringelnatz)