Kann man seine Gastmutter als Au pair um eine Umarmung bitten?

3 Antworten

Du darfst sie natürlich auf jeden Fall fragen. Ein Au-Pair ist ja (idealerweise) tatsächlich kein „reines“ Arbeitsverhältnis, und ich hoffe / denke, dass die meisten Arbeitgeber von Au-Pairs auch wissen / verstehen, dass ein ein Zwanzigjähriger zwar erwachsen ist, aber eben auch erst seit kurzem, und deshalb hier und da vielleicht selbst wirklich auch noch etwas Hilfestellung braucht, zumal es ja auch ein anderes Land ist. Vielleicht macht deine Gastmutter es also auch. Aber natürlich hat sie andererseits auch das Recht, es nicht zu wollen, wenn es schlicht nicht ihre Mentalität ist. Und ob es dir hilft, wenn sie es dir zuliebe dann nur halbherzig tut beispielsweise…. Trotzdem würde ich dir aber auf jeden Fall empfehlen, das Gespräch mit ihr zu suchen und ihr alles zu sagen, was du in der Frage auch geschrieben hast. Umarmen hin oder her, aber zumindest Zuhören kann sie ja (das hilft manchmal schon) und vielleicht hat sie ja auch einen Tipp, wo man „landestypisch“ nach Gleichaltrigen suchen kann.

Das mit dem Problem der Einsamkeit bzw. Problem, Freunde zu finden, ist meiner Meinung nach länderübergreifend so ein „Ding“ des Erwachsenseins. In der Kindheit und Jugend geht man halt zur Schule und verbringt einen großen Teil der Zeit mit Klassenkameraden, zu denen man kein Abhängigkeits- oder Konkurrenzverhältnis hat, weshalb man sich mit ihnen gut anfreunden kann, wenn auch nur halbwegs die Chemie stimmt. Als Erwachsener verbringt man einen großen Teil des Tages mit dem Arbeitgeber und Kollegen und ggf. Kunden, und zu allen steht man in einem (gegenseitigen) Abhängigkeitsverhältnis und das macht eine „private“ Verbindung etwas kompliziert, selbst wenn die Chemie stimmt. Und außerhalb der Arbeitszeit fehlt einem eben mitunter auch einfach die Energie oder Zeit für noch irgendwelche Aktivitäten. Und ganz besonders Au-Pair ist man da insofern in einer speziellen Situation, als dass die Gleichaltrigen in dem Gastland selbst gerade entweder in Ausbildung oder Studium sind (und eben dort viel Zeit verbringen und einen Freundeskreis aufbauen), oder eben selbst gerade im Ausland sind.

Ok, nun hast du aber ja schon einiges probiert. Was ist denn zum Beispiel an 25-Jährigen schlimm? 😅 Wenn du auch eine Umarmung deiner Gastmutter nehmen würdest, die bestimmt deutlich älter als 25 ist, dann sollte doch auch eine Freundschaft mit 25-Jährigen möglich sein.

Was du noch versuchen könntest wäre Tandem, wofür du ja trotzdem die Aushänge in der Uni nutzen könntest. Bestimmt will der eine oder andere Erstsemestler jetzt gerade Deutsch lernen.

Nur, das andere Problem ist denke ich auch einfach die grundsätzliche finnische Mentalität, die eben ein wenig „eigenbrötlerisch“ und „abweisend“ wirken kann. Ich hatte in meinen Mittzwanzigern mal eine Finnin in einem Tanzkurz. Sie war nicht unsozial oder so, aber besonders outgoing war sie eben auch nicht. Lange Zeit waren wir halt nur „so irgendwie“ zusammen im Kurs, und erst als wir mal zusammen eine Tanzshow machen wollten, kamen wir dann Stück für Stück ins Gespräch.


FIHAG 
Beitragsersteller
 01.12.2024, 12:04

Ja, klar theoretisch kann man natürlich auch mit einer oder einem fünfundzwanzigjährigen befreundet sein. Ich bin halt erst 19 und stehe nach meinem Abi an einem Punkt im Leben, der sich sehr krass von den zwei drei Leuten unterscheiden hat, die ich in dem Alter getroffen habe. Die waren eben schon berufstätig und irgendwie gab es da nicht viele Überschneidungen bei gemeinsamen Themen. Versucht habe ich es, dass kannst du mir glauben :)

Also tatsächlich habe ich die finn:innen bis jetzt als extrem offen wahrgenommen. Es wird sich viel auf der Straße zugelächelt und tatsächlich unterhalten sich wildfremde Menschen an den unmöglichsten Orten. Zum Beispiel im Wartezimmer des Busunternehmens, im Supermarkt, in der Sauna, auf dem Weihnachtsmarkt. Immer wieder wird sich einfach gegenseitig angesprochen, vor allem von älteren Leuten. Das hat mich total überrascht, aber ich würde fast sagen es ist wie in Deutschland, nur dass die Menschen nicht permanent im Stress sind und in der Regel gute Laune haben. Eigentlich finde ich die Leute hier recht outgoing

Aber die Idee mit dem Tandem ist nett danke

Finde ich absolut legitim und völlig in Ordnung!

AuPairs sind sehr junge Menschen, die eine doch recht lange Zeit oft zum ersten Mal weit weg von zu Hause leben. In einer Familie, eng eingebunden in das Familienleben. Wenn dort die Familie das als klassisches, völlig normales Arbeitsverhältnis betrachtet, macht die was falsch.

Ach, und übrigens - sogar meine Chefin in so einem stinknormalen Arbeitsverhältnis umarmt uns, wenn es uns gerade mal nicht gut geht! Zuletzt zum Beispiel, nachdem wir unsere Katze einschläfern lassen mussten und ich somit ziemlich traurig war (bzw. immer noch bin...). Selbst in so einem ganz normalen Arbeitsverhältnis sind wir am Ende des Tages ja doch alle nur Menschen, oder?


FIHAG 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 23:05

Danke das war lieb gesagt und tut mir leid mit deiner Katze

Da eure Beziehung zueinander vertraut und respektvoll zu sein scheint, könnte ein einfacher Satz wie: „Könnte ich dich um eine Umarmung bitten?“ ausreichen.


FIHAG 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 23:07

Ja, ich wünschte es würde sich immer so einfach anfühlen wie es klingt. Aber ich werde es einfach angehen. Das schlimmste was passieren kann, ist dass sie nein sagt.

SoIid  30.11.2024, 23:11
@FIHAG

Jeder Mensch mit nur einem Hauch von Empathie würde eine Umarmung nach einer solchen Frage und mit dem Hintergrund niemals ablehnen.

Falls das bei dir doch der Fall sein sollte, tut es mir Leid.

FIHAG 
Beitragsersteller
 30.11.2024, 23:16
@SoIid

Danke, dass sind sehr motivierende Worte