Jean Paul sartre und der Existentialismus. Ich bräuchte bitte Hilfe für den historischen Kontext?

2 Antworten

Nur ein paar kleine Hinweise:

Der große historische Kontext  ist natürlich der Schwund des Einflusses der Religion auf die Philosophie und das Denken der Menschen überhaupt, der in der Aufklärung einen Höhepunkt hatte.

Ausgangspunkt von Sartres Schrift 'Ist der Existentialismus ein Humanismus' ist die Frage, was die Folgen sind der von Sartre konstatierten Tatsache, dass Gott nicht existiert..

Sartres Hauptwerk 'Das Sein und das Nichts' ist philosophiehistorisch weitgehend dadurch bestimmt, dass Sartre in Nachfolge von Heidegger steht. Seine Form ist m.E. aber auch dadurch beeinflusst, dass es 1942 unter den Bedingungen der deutschen Besatzung und Zensur veröffentlicht wurde: Es musste sprachlich so schwer formuliert wurden, dass der Zensor es nach fünfzig Seiten frustriert aus der Hand gelegt und durchgewunken hat.

Existentialismus als Modephilosophie französischer Intellektueller der Nachkriegszeit hat natürlich zur historischen Voraussetzung, dass es eben die Nachkriegszeit war, die einen Neuanfang erforderte, und zugleich die Stalinzeit, die den Sozialismus als ideologische Grundlage zweifelhaft werden ließ.

Ein Zentralbegriff der Existenzphilosophie war die Grenzerfahrung wie Tod, Angst, Scheitern bei Kirkegaard, Jaspers oder Heidegger (Wir sind ins Leben Geworfene). Die französischen Existentialisten wie Camus und Sartre waren im Krieg und der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs aktive Mitglieder des Widerstands. Das brachte Grenzerfahrungen menschlichen Handelns und Betroffenseins jede Menge mit sich. Camus fängt das in dem Begriff "das Absurde" ein, selbst tuberkulosekrank und bereits vor dem Krieg mit vielen existentiellen Enttäuschungen konfrontiert. Im Gegensatz zu den Existenzphilosophen verlegten sich die franz. Existentialisten nicht nur auf theoretische Schriften. Sie verfassten Theaterstücke, Romane, um die unterschiedlichen Verhältnisse komplexer widerzuspiegeln, die in der abstrahierenden Analyse verloren gehen. Immer wieder geht es um die zwischenmenschliche Konfrontation, um die Anderen und ihre Reflexion auf das Individuum und umgekehrt. Camus schreibt im "Mythos des Sisyphos", dass ihm die abstrakten Philosophien zu sehr wie ein Glattbügeln der brüchigen Wirklichkeit erscheinen. Der Begriff der Freiheit hat für sie eine ganz andere Bedeutung wie die heutige, teils kindische Bedeutung von "tun und lassen können, was man mag". Freiheit konnte zum Zwang der Wahl werden, vor der man sich nicht drücken kann, Sartre: Zur Freiheit verdammt. Darin spiegeln sich wieder die Erfahrungen eine Resistance-Generation, in der Existenz immer gefährdet war, zuviel Vertrauen mit dem Tod bestraft werden konnte und viele Entscheidungen welche auf Leben und Tod waren.