Ist unser Gesundheitssystem eurer Meinung nach noch "gut aufgestellt"?
...oder betreibt die Politik mehr und mehr Leistungsabbau?
Warum eigentlich?
10 Antworten
Ich denke das Problem sind auch die gesetzlichen Krankenkassen. Oft bekommt man nicht die Versorgung die man braucht. Überall wird gespart. Und natürlich auch weil immer mehr fremde Menschen hier her kommen und versorgt werden die noch gar nichts bezahlt haben. Da wird das Geld knapp. Ich finde da sollte es staatliche Kassen geben die eben nicht nur am Profit interessiert sind. Ich finde Kapitalismus gut. Keine Frage. Aber bei der Gesundheit zählt der Mensch und was er braucht. Keine Bilanzen. Natürlich muss man weiter dafür zahlen sonst bricht alles ein. Aber es sollte keine Lobby sein die wirklich nur Umsatz machen will.
Auf der anderen Seite finde ich sollten Krankenhäuser privatisiert werden. Mit eigenen Zulieferern (zertifiziert und mit Qualitätskontrollen natürlich). Eine private Führung kann alles viel besser machen vom Management her. Und sie können ja auch gerne am Gewinn interessiert sein. Das ist ja kein Problem weil sie grad durch die Behandlungen Geld bekommen von der Kasse dann. Und weil es einen Markt dafür gäbe müsste die Behandlung auch gut sein.
Ich denke mit einer solchen Kombination wären wir noch sehr viel besser aufgestellt hier.
Vergleiche mal eine simple Hausarztpraxis in den 1960er- Jahren und heute,
Damals war wohl ein Stethoskop ein Katreikasten für die Patientenakten und das Wissen des Arztes ausreichend.
Heute sind teure medizinische Geräte wie Ultraschall, EKG und eine umfassende digitale Patientendokumentation nebst dem erforderlichen Rersonal und den Räumlichkeiten dafür ein Standard den jeder Patient erwartet.
Überlage einmal ob die Beiträge zu Krankenversicherung seit dieser Zeit proportional mit diesen Anforderungen gestiegen sind und du wirst feststellen, dass die Antwort eindeutig "Nein" lautet.
Wo soll also das Geld herkommen, dass man für diese flächendeckende First-Class-Versorgung braucht?
Entweder man verzichtet darauf patienten wegen jeder Kleinigkeit durch die CTG-Röhre zu schicken oder man muss zwangsläufig an der versorgungsdichte sparen denn ich glaube nicht, dass du einen spürbar höheren KV-Beitrag akzeptieren würdest.
Entweder man verzichtet darauf patienten wegen jeder Kleinigkeit durch die CTG-Röhre zu schicken oder man muss zwangsläufig an der versorgungsdichte sparen denn ich glaube nicht, dass du einen spürbar höheren KV-Beitrag akzeptieren würdest.
Nein ich würde diesen Deinen Vorschlag aufgreifen wollen und einen Selbstverantwortlichkeitsfaktor einführen. Letztendlich hat Gesundheit auch mit dem zu tun was jeder tagtäglich mit seiner Gesundheit tut....
Manchmal gut, nicht bei jeder Kleinigkeit zum Arzt zu rennen - man bekommt ja eh nur einen Termin in ferner Zukunft.
Die medizinische Versorgung ist in Deutschland gesichert, da wir nicht in einem Entwicklungsland leben.
Vor allem in ländlichen Gegenden fehlen Hausärzte > Fachärzte für Allgemeinmedizin. Durch Überlastung können die Ärzte des öfteren keine neuen Patienten mehr aufnehmen oder finden keine Nachfolger für ihre Praxis. Auf Grund dessen ist in Deutschland ein Studium der Humanmedizin über die sogenannte Landarztquote möglich > NC frei. In diesem Fall folgt nach erfolgreich, abgeschlossenen Studium der Humanmedizin und Erhalt der Approbation, die 5 jährige Weiterbildung zum FA für Allgemeinmedizin oder Innere Medizin. Dazu muß man sich vertraglich verpflichten. Zusätzlich gilt die Verpflichtung, 10 Jahre als Landarzt tätig zu sein. Problem > es gibt zu wenig Studienplätze.
Im Notfall besteht Behandlungspflicht, das gilt auch für Hausärzte. Für nicht lebensbedrohliche Fälle steht der ärztliche Bereitschaftsdienst, unter der Nummer 116 117 zur Verfügung. Für lebensbedrohliche Notfälle, wie Apoplex, Myocardinfarkt der RTW/Notarzt, Zentrale Notaufnahme.
Facharzttermine dauern lange. Viele Fachärzte bieten offene Sprechstunden, ohne Termine an. Mit einem Dringlichkeitscode des überweisenden Arzte, bekommt man über die Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen, unter der Rufnummer 116 117, in der Regel binnen etwa 3 Wochen einen Facharzttermin.
Unser Gesundheitswesen ist nicht schlecht. Das Niveau ist deutlich überdurchschnittlich. Aber die vielen Budgets sorgen für eine künstliche Verknappung und eigentlich sinnvolle und nützliche Dinge werden entweder gar nicht von der Krankenkasse bezahlt oder so gering, dass die Ärzte lieber viel teurere aber oft gar nicht wirklich erforderliche Untersuchungen machen, nur um Geld zu verdienen. Einfache, nicht technische aber gründliche Untersuchungen oder ausführliche Gespräche mit dem Patienten lohnen sich einfach nicht für den Arzt. Daher sind die Anreize im System besonders für niedergelassene Ärzte völlig falch.
Im Krankenhausbereich was es früher so, dass es tagesgleiche Pflegesätze gab, d.h. jeder Tag im Krankenhaus ergab Geld für das Krankenhaus. Dadurch war mancher auch länger dort als vielleicht zwingend nötig. Jetzt gibt es Pauschalen je nach Diagnose / Therapiemaßnahme. Daher werden viele Patienten viel zu früh entlassen, weil das Bett für eine neue Pauschale dringend gebraucht wird. Das hat zu einer massiven Erhöhung der Arbeitsbelastungen der Pflegekräfte gesorgt.
Und bei den Tagessätzen war eine Kostendeckung erreicht bei Belegungsquoten zwischen 70 und 85% der Betten. Daher gab es Reserven für Erkrankungswellen. Jetzt sind die Pauschalen so berechnet, dass sie bei durchschnittlicher Verweilzeit kostendeckend sind. Verdienen können die Kliniken nur, wenn sie unterdurchschnittlich Verweildauern hinbekommen. Und vom Personalschlüssel fährt das System im Normalbetrieb an der 100% Leistungsgrenze, jede Erkrankungswelle führt zur Überlastung. Lauterbach will ja nun doch viele Kliniken schließen und Betten abbauen. Bei Corona haben wir jedoch sehr genau gesehen, was ein Normalbetrieb an der Leistunggrenze bedeutet, wenn es zu mehr Krankheitsfällen kommt. Der weitere Bettenabbau macht unsere Versorgung noch sehr viel anfälliger als es vor Corona schon war.
Ist unser Gesundheitssystem eurer Meinung nach noch "gut aufgestellt"?
Grundsätzlich ja.
Warum eigentlich?
Man muss schon ein wenig die Waage halten zwischen Qualität, ubiquitärer Verfügbarkeit - und eben den Kosten.
LG