Ist es falsch oder nur unschön formuliert?
Hallöchen, folgende Frage geht mir durch den Kopf und ich habe versucht was dazu im Internet zu finden, aber leider erfolglos. Meine Frage ist: Ist es falsch zu sagen, dass man am etwas tun ist? zum Beispiel:
„Ich bin am lesen“
richtig wäre (oder zumindest habe ich das so gelernt) zu sagen:
„Ich lese“
Ist es falsch das erste zu sagen, oder einfach nur unschön?
4 Antworten
- "Tuen" gibt es schon mal gar nicht - das Verb heißt "tun".
- Der Duden erlaubt durchaus Formulierungen wie "am Lesen" etc., gibt diese aber als "umgangssprachlich" an.
Woher ich das weiß? 1. spreche und schreibe deutsch und 2. Google (hier: Duden)
Das ist weniger eine Frage grammatischer Richtigkeit als vielmehr situationsabhängiger Angemessenheit.
Die Form Ich bin am L/lesen ist im Deutschen durchaus gebräuchlich; nur hat sie es noch nicht vollständig vom Dialekt / von der Umgangssprache in die Schriftsprache geschafft, weshalb sie (mMn zu Unrecht) gemeinhin als falsch angesehen wird.
Die Wahrheit ist, dass diese Form, die übrigens in Grammatiken am-Progressiv oder Rheinischer Progressiv genannt wird, in manchen Dialekten ganz normal ist. Und Dialekte bzw. Umgangssprache als grundsätzlich falsch abzutun, ist sowieso eine deutsche Unart, die vermutlich in unserer Schulzeit begründet liegt - Stichpunkt: "Sprich gefälligst richtiges Deutsch!" Man sollte festhalten, dass Standarddeutsch keine gottgegebene Sprache ist, deren Dialekte alle Missbildungen wären. Vielmehr war es sogar so, dass sich der Standard erst aus den Dialekten heraus als eine überregionale Verkehrssprache entwickelt hat. Einige dialektale Eigenheiten wurden übernommen, andere halt nicht. Das ändert nichts an ihrer grammatischen Richtigkeit.
Übrigens: Man kann den Infinitiv sowohl groß- als auch kleinschreiben, je nachdem, ob man ihn als substantiviertes Verb oder als eine (neue?) eigene Verbform ansehen will. Da dieser Progressiv es noch nicht in die Schriftsprache geschafft hat, äußern sich die aktuellen Regeln noch nicht dazu - und es ist quasi noch in der Schwebe, wie man ihn schreibt.
Mir als Bayer graust es, wenn jemand bairischen Dialekt spricht, aber dann den sächsischen Genitiv (das ist die Variante mit dem Genitiv-s: Tims Handy) benutzt, weil er meint, das wäre "richtiger".
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn du dich in einer Umgebung bewegst, in der die von dir angesprochene Form Verwendung findet, gibt es keinen Grund (und schon gar keine grammatische Grundlage), deren Verwendung zu kritisieren. Wenn du dich aber in einer Situation befindest, in der es "offizieller" zugeht und gemeinhin nach der Schrift gesprochen wird, z.B. bei Vorträgen, Arbeiten für die Schule oder den Beruf etc., solltest du diese Form vielleicht eher vermeiden.
Soweit mein Senf dazu... ;)
Guten Tag,
nicht doch, beide Sätze sind üblich:
- "Ich bin am Lesen.",
- "Ich lese."
Laut Duden ist der erste Satz Umgangssprache.
Regional ist dieses "am + nominalisiertes Verb" durchaus üblich, aber gesamtdeutsch gesehen ist das eher eine niveaulose, umgangssprachliche Form.
Niveaulos ≠ vulgär
Mit Niveau meine ich hier ausdrücklich das bildungssprachliche Niveau.
Das Adjektiv "niveaulos" ist immer abwertend/negativ. Umgangssprache jedoch bedeutet lediglich, dass es die Alltagssprache ist. In dem Begriff steckt kein negatives Urteil. Wenn ich im Alltag so spräche, als hielte ich einen wissenschaftlichen Vortrag, dann wäre meine Art zu sprechen deplatziert. Umgekehrt wäre es aber genauso daneben, wenn ich meinen kompletten Vortrag in Umgangssprache hielte.
Verwechsle bitte nicht Umgangssprache mit Gossensprache oder niveaulosem Deutsch.
Belehre mich nicht über die Bedeutung von Wörtern. Ja, es ist abwertend. Genau das habe ich mit dieser Wortwahl auch beabsichtigt.
Du darfst das ja gerne anders sehen, aber deine Meinung ist für mich wertlos.
Wieso niveaulos? Ist daran irgendetwas vulgär, unter der Gürtellinie? Doch wohl nicht!
"Ich bin am Lesen" statt "ich lese gerade" ist eine umgangssprachliche Ausdrucksform. Tatsächlich kann die Verlaufsform sein + am + substantivierter Infinitiv aber über das gerade etwas tun zeitlich weit hinaus gehen, beispielsweise:
„Wir sind immer noch am Bauen. Ich bin wirklich gespannt, ob unser Haus zumindest bis Ende nächsten Jahres bezugsfertig ist."