Ist der Beruf des Mediengestalter Bild und Ton zu empfehlen?

3 Antworten

Die Medienlandschaft ist fast wie die Autobranche massiv im Umbruch. Es ergeben sich dadurch spannende und neue Aufgabenfelder. In meinen Augen ist der Mediengestalter der Einstieg in diesen Bewegtbild Kosmos. Was Du daraus machst und wie Deine Karrierechancen aussehen ist von vielen Faktoren abhängig. An erster Stelle steht meiner Meinung nach Dein Talent. Du kannst zwar vieles technisches lernen aber Gestaltung hat sehr viel mit Kreativität, Neigungen, Talent, Kunst und Leidenschaft zu tun. Ich sehe das wie beim Malen, Zeichnen usw... entweder Du kannst es und bist kreativ oder eben nicht.. Wenn Du es nicht bist wirst Du dir als zweitklassiger Künstler/Gestalter immer schwer tun... Kreativität ist eine Eigenschaft die man nicht wirklich lernen kann... ja man kann sich inspirieren lassen, abkupfern.... aber wirklich selbst gestalten und kreativ sein ist einem in die Wiege gelegt worden oder eben nicht. Hast Du nun dieses Talent, spielt natürlich auch das Glück eine Rolle zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Du kannst dem Ganzen auf die Sprünge helfen indem Du Dir ein Netzwerk aufbaust und bewusst nach offenen Türen ausschau hältst, dann kannst Du Deine Chancen erhöhen.. Auch eine Reihe von Praktika machen in dem Bereich durchaus Sinn.. Zum einen um selbst Erfahrung zu sammeln und zum anderen herauszufinden ob es für einen wirklich etwas ist. Dieses Berufsfeld klingt modern und zukunftssicher aber Du darfst nicht vergessen, dass es sehr viele Mediengestalter gibt die von allen Seiten auf den Markt drängen. Durch das vernetzte Arbeiten wird dieser Prozess noch mehr beschleunigt was langfristig zur Folge hat, dass die Preise sinken werden. Du kannst also nur richtig gut verdienen wenn du eine Niesche gefunden hast und ein Spezialist bist oder für einen Bereich ein absolutes Talent hast und Deine Skillz auch gerade sehr gefragt sind. Dir muss bewusst sein, dass die freie Mitarbeit in diesem Sektor überwiegt. Du musst dich damit abfinden, dass Du Dir langfristig nicht sicher sein kannst was Du unter dem Strich verdienen wirst. Und zu guter letzt sollte Dir bewusst sein, dass die Medienwelt eine sehr junge und dynamische Welt ist... Du musst schauen, dass Du am Ball bleibst.. sonst wirst Du mit 40 oder spätestens 50 langsam aussortiert.. ob Du willst oder nicht.. Es gibt Unternehmen die stellen Mitarbeiter über 40 grundsätzlich nicht mehr ein... Ich finde Mediengestalter ist ein sehr abwechslungsreicher und spannender Beruf aber ich würde ihn in der heutigen Zeit nicht nochmal wählen. Die langfristigen Zukunftsaussichten sind sehr ungewiss und mir persönlich zu unsicher... Bist du vom Typ her ein kreativer Freigeist und Abenteurer und pfeiffst auf Sicherheitsdenken, könntest Du dort durchaus Deinen Platz finden, vorausgesetzt Du hast Talent. Vergiß aber nie, dass die nächste Generation schon in den Startlöchern steht und Dich irgendwann versuchen wird abzulösen, vielleicht sogar für einen geringeren Preis als Du bis jetzt gekostet hast. Viele wählen danach auch den Weg der kompletten Selbstständigkeit. Bist Du ein Geschäftsmann und gleichzeitig ein kreativer Networker hat dieser Bereich durchaus Potential für Dich. Du könntest wirklich davon profitieren. Ich hoffe ich konnte Dir (Euch) bei der Entscheidung helfen...

Die Ausbildung zu bekommen ist nicht das leichteste. Gibt relativ wenige. Und allgemein ist die Branche halt überlaufen...

Praktikum kannst du machen, aber halt nicht nur schnuppern, sondern halt länger. Ein Unternehmen hat nix von einem Wochen-Praktikanten... Du solltest lieber Monate einplanen und da ist eben die Frage, ob du das bewerkstelligen kannst.

Ansonsten mal für die Ausbildung bewerben und immer Probearbeiten anbieten! Die Unternehmen an sich sind halt unterschiedlich.

Welchen Fachbereich du später machst, hängt vom Unternehmen ab. Grundsätzlich solltest du erstmal alles kennenlernen (um eine gute Entscheidung zu treffen, was dir überhaupt liegt) und alles auch Können (um später auch auf viele Stellen bewerben zu können).

Bezüglich Bewerbung: das ist ein Kreativjob, also sei kreativ ;) Menschen mit Vorkenntnissen werden natürlich viel lieber genommen... Also wenn du schon Erfahrung hast, bewirb dich mit einem Video :D Fall auf, Standard will keiner... Aber dennoch sollte man das "typische" mitbringen zum Bewerbungsgespräch (so mache ich es zumindest immer).

Wenn du vorher schon Erfahrungen sammeln willst, schau mal ob es bei euch in der Stadt ein Filmhaus oder dergleichen gibt. Die geben Kurse, Leihen Material aus und haben Fachwissen! Ich habe da bereits meine ersten Erfahrungen und Projekte machen können, ohne groß Vorwissen zu haben. Sowas ist halt gut zum kennenlernen ;) einfach mal in deiner Stadt nachfragen/Google/etc.

Auf eine Übernahme im Betrieb kommt es immer auf das Unternehmen an... Einige bilden aus, damit sie Azubis haben die Arbeiten... Andere bilden aus, weil sie wirklich qualifizierte Mitarbeiter aus eigener Hand wollen... Muss man vorher mal gucken, aber um einen Umzug wirst du im Leben evtl nicht umhin kommen (außer du lebst schon in einer großen Stadt oder bist mit wenig zufrieden). Eine spätere Möglichkeit ist in Kreativberufen natürlich auch die Selbständigkeit. Aber dazu musst du erstmal Erfahrungen sammeln ;)

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig weiterhelfen. Bin eigentlich aus dem Print/Digital Bereich aber das ist häufig ähnlich bzw man hört auch viel von den anderen. Inzwischen sollte ja jeder alles können (und am besten jung, flexibel, billig und unfassbar schnell sein...). Ist also nicht das einfachste, aber wenn dir der Job Spaß macht, arbeitest du gern länger und mit Engagement. :)


DonkeyDerby  17.02.2016, 15:58

Inzwischen sollte ja jeder alles können (und am besten jung, flexibel, billig und unfassbar schnell sein...).

Kann ich bestätigen. Am liebsten haben sie Dich Anfang Zwanzig, dann aber bitte mit mehr als zehn Jahren Berufserfahrung!

Achja - leider keine guten Aussichten, denn Mediengestalter Bild und Ton gibt es leider wie Sand am Meer.

Wenn Du die Chance hast, die Ausbildung in einem Betrieb zu machen, ist es immerhin etwas. Die "Bezahl"-Ausbildungen bei Dekra und SAE und Konsorten sind unter aller Sus scrofa domestica.


Tatzenman 
Beitragsersteller
 16.02.2016, 15:44

Wenn ich aber doch schon ein bestimmt Richtung in diesen Beruf habe (sagen wir mal Schnitt), dann wäre es doch schwer dies dann in einer Ausbildung bei einem Radiosender zu bewerkstelligen. Oder? Hast du bestimmte Vorkenntnisse dazu?

DonkeyDerby  16.02.2016, 15:47
@Tatzenman

Ich habe die Dekra Ausbildung gemacht und für die war "Müll" noch ein freundliches Wort.

Videoschnitt lernt man natürlich nicht bei einem Radiosender, Du Genie. MBT-Ausbildung macht man in (kleinen) Filmproduktionsbuden oder gleich bei den Öffentlich-Rechtlichen. Aber da muss man erstmal einen Ausbildungsplatz finden, das ist nicht so einfach und geht am besten über Beziehungen.

Tatzenman 
Beitragsersteller
 16.02.2016, 15:52
@DonkeyDerby

Hehe :-)

Du kannst also die kostenpflichtigen Ausbildungen an der SAE und dergleichen nicht empfehlen? Wieso genau?

Habe auch mich dort schon schlau gelesen und sogar mit dem Gedanken gespielt, jetzt eine so negative Meinung zu lesen ist verdammt interessant. Warum Müll, und was kann man mit so einem Abschluss dort anfangen?

DonkeyDerby  16.02.2016, 20:47
@Tatzenman

Meine persönlichen Erfahrungen beziehen sich auf die Dekra Medienakademie, bei SAE hatte ich nur einen Workshop mitgemacht, die haben mit Adobe Premiere geschnitten (eyesroll) und eigentlich konnte im Workshop kaum etwas gemacht werden, da es ständig Probleme mit dem Codec gab (was nichts anderes heißt, als dass sie dort nicht mal mit der von ihnen benutzten Software klar kamen). Das war allerdings im Jahr 2003.

Von 2003-2006 habe ich dann die Ausbildung bei der DEKRA durchgezogen. Fast ein Jahr davon war ja Praktikum in einer Firma und die zwei Jahre davor hätte man locker in 9 Monaten runterreißen können und sich dabei noch nicht mal fertiggemacht. Die ganze Ausbildung verlief quälend langsam, damals galt PAL noch als "Goldstandard", obwohl HD schon "klopfend vor der Tür stand". Als ich dann versuchte, einen Fortbildungsnachmittag zu organisieren, damit unsere Klasse wenigstens schon mal über die Grundlagen von HD informiert werden würde, wurde das von der Ausbildungsleitung untersagt.

Und durch die Prüfung bei der IHK wurden alle, wirklich alle, durchgeschleust, auch der Typ, der zwei Jahre lang nur in der hinteren Reihe den  Sportteil der Bildzeitung gelesen hatte. Wie so etwas geht? Nun, indem man den Auszubildenden zuvor die Prüfungsfragen zuschanzt, damit sie gezielt pauken können...

DonkeyDerby  16.02.2016, 20:52
@DonkeyDerby

P.S.: Aber bei der Dekra schnitten wir wenigstens mit Avid Xpress...

Wir hatten auch einige gute Dozenten. Aber wir haben unglaublich viel herumgesessen und nichts getan... viel vertane Zeit...

Tatzenman 
Beitragsersteller
 16.02.2016, 22:55

Verstehe. Danke dir für diese Informationen bisher 😀 Also im Grunde ist eine kostenpflichtige Ausbildung eher weniger zu empfehlen (teils unfähige lehrkräfte). Darf man fragen was du nun damit Beruflich davon hattest, es hat sich doch hoffentlich gelohnt.

DonkeyDerby  17.02.2016, 15:56
@Tatzenman

Na, eigentlich gar nichts. Denn ich arbeite weiterhin überwiegend im Textbereich. Und das, was ich in der Ausbildung gelernt habe, hätte ich genauso gut (und wesentlich preiswerter und schneller) bei meinem Mann lernen können... ;-)

Aber immerhin habe ich dadurch eine abgeschlossene Ausbildung mit Mitte Vierzig geschafft, das hatte ich vorher nicht, lach...