Interview zur Geburt eines Behinderten Kindes?
1. „Wann und wie habt ihr erfahren, dass euer Kind eine Behinderung hat?“
2. „Was bedeutet die Diagnose für euch als Familie?“
3. „Wie geht dein Umfeld mit der Situation um?“
4. „Wie nimmst du dein Kind wahr? Was macht es besonders für dich?“
5. „Hat sich euer Blick auf das Leben verändert?“
6. „Wie bist du mit negativen Gefühlen wie Angst, Trauer oder Schuld umgegangen?“
7. „Wie sieht dein Alltag aus und wie hat es sich im Gegenteil zu früher verändert?“
8. „Findet ihr, dass Inklusion in Deutschland wirklich gelebt wird?“
9. „Was möchtet ihr anderen Eltern mit auf den Weg geben, die in einer ähnlichen Situation sind?“
10. „Wann fängt das Recht auf Leben bei euch an?“
Ihr müsst natürlich nicht alle Fragen beantworten wenn euch welche zu persönlich sind. Trotzdem helfen uns eure Antworten weiter da wir sie für ein Referat in der Schule benötigen.
2 Antworten
Ich habe keine behinderten Kinder aber einen behinderten Bruder. Aus diesem Grund bekomme ich auch keine Kinder. Mein Bruder ist zu 100% körperbehindert. Er hat die Bluterkrankheit. Ich bin direkte Überträgerin. Würde ich ein Kind bekommen, dann wäre ein Junge zu 100% behindert, würde ich ein Mädchen bekommen wäre sie Überträgerin bei weiblichen Nachkommen. Diese Krankheit ist mütterlicherseits schon seit Jahrhunderten in der Familie. Mein Bruder hat es, mein Onkel hatte es, der Bruder meiner Oma hatte es, die Uroma war Überträgerin und ihr Bruder hatte es auch. Mit mir stirbt es aus. Bei meinen Tanten hat es eine Generation übersprungen. Meine Cousins und Cousinen waren gesund aber die Kinder der Cousinen sind betroffen. Die Jungs können das nicht weiter geben.
Ich versuche mal das Interview aus meiner Sicht zu schildern:
Zu 1 :
Ich habe das nicht erfahren. Erst im Krankenhaus wurde mir von den Eltern mitgeteilt das der Bruder krank ist. Später als ich über 20 war sagte meine Mutter mir, dass sie 2 Kinder während der Schwangerschaft verloren hatte und diese Kinder bereits im Mutterleib aufgrund der Krankheit nicht überlebensfähig waren. Mein Bruder und ich sind 4 Jahre auseinander.
Zu 2 :
Meine Eltern hatten ein neues Haus gebaut. Als mein Bruder dann da war stand fest, dass meine Mutter nicht mehr arbeiten kann. Es gab weit und breit keine Integrationskitas. Sie musste also zuhause bleiben. Dann starb mein Opa, der Monatlich von der Rente noch Geld zusteuerte und mein Vater der Arbeitete. Mein Vater hatte einen Arbeitsunfall und wurde Berufsunfähig. Das Haus konnte nicht abbezahlt werden, es wurde zwangsversteigert. Es entstanden Schulen die über 100.000 DM waren und wir rutschten in die Sozialhilfe ab. Wenn mein Bruder nicht gewesen wäre, hätte meine Mutter arbeiten können.
Zu 3 :
Wir waren die schwarzen Schafe der Familie, weil wir alles verloren hatten. Und die Tanten zeigten mit dem Finger auf uns und lachten, weil ihre Kids gesund waren.
Zu 4 :
Mein Bruder wohnt über 600 km entfernt. Uns verbindet nichts mehr. Er ist alleine auf sich gestellt. Im Kopf ist er normal. Er muss halt aufpassen das er keine Unfälle baut.
Zu 5 :
Mein Blick hat sich anfangs verändert. Ich hatte mir gesagt, wenn du mal arbeiten gehst, dann nichts mit behinderten Kindern. Und jetzt arbeite ich genau in dem Genre. Die Erfahrungen die ich sammeln konnte sind wertvoll für meinen Arbeitgeber. Arme Menschen mit Bürgergeld und durch ein behindertes Kind ausgebremst. Ich kenne das von Klein auf und kann mich in die Eltern gut hinein versetzen und Hilfestellungen geben.
Zu 6 :
Während der Kindheit habe ich es geschluckt. Ich merkte schnell, das ich zu funktionieren hatte. Ich kann mich nicht erinnern von meinen Eltern mal in den Arm genommen zu werden. Mich hat das abgestumpft. Meine Emotionen bleiben bei mir aber ich verhindere auch, dass ich selber eine Familie gründe.
Zu 7 :
Ich lebe mein eigenes Leben, ohne Familie
Zu 8 :
Nein, es wird nicht gelebt. Es ist auch schwierig, weil Inklusion Geld kostet. Schulen müssten umgebaut werden, Kitas müssten umgebaut werden. Es ist nicht damit getan das Bürgersteige abgesenkt werden und die Ampeln Signaltöne wiedergeben. Aber wie soll das ohne Geld funktionieren. Allein wenn man bei den Schulen schaut. Bauten der 50ger und 60ger, die in den 90gern vielleicht mal eine Renovierung erfahren haben und heute Bruchbuden sind, in denen unterrichtet wird. Wenn man schon kein Geld findet um normale Schulen zu renovieren, wie soll dann erst Geld für Inklusion rankommen? Jetzt wird das Geld erstmal für Krieg ausgegeben. Das sind Milliarden, die man eigentlich in die Kids setzen könnte. Aber ist nicht.
Zu 9 :
Das kommt auf die Situation selbst an. Unterschiedliche Behinderungen benötigen Unterschiedliche Hilfestellungen, Tipps und Co
Zu 10 :
Ich würde sagen, sobald der Herzschlag auf dem Ultraschall sichtbar ist, was etwa ab der 6. Woche ist. (Hörbar wird er erst später, wenn das Kind größer ist.
Hab noch keine Kinder. Aber ich würde es akzeptieren wie es ist.