Interpretation die Judenbuche - Kennt sich jemand aus?

2 Antworten

Lang ist es her. War es nicht die Romantik, die hier zum Durchbruch oder Ausbruch kam? Diese genaue Beschreibung der Details?

In meiner Schulzeit mussten wir sie auch lesen, die "Judenbuche" von Droste Hülshoff. Daher sind weder Inhalt und schon gar nicht mehr die Interpretation abrufbar. Vielleicht hilft es Dir, ich hoffe es. Nach meiner Erinnerung ist die Geschichte durch ihre Detailgenauigkeit schon wieder ungenau gewesen. Das wollte sie nicht zeigen, dass was sie machte lag im Zeitgeist. Heute sind wir weiter, können in der Rückschau urteilen.

Sie wollte also (nach meiner Erinnerung) ein besonders tiefes Eindringen in die Dinge ermöglichen. Interessant aber, dass ebenfalls nach meiner Erinnerung es immer bei der Oberfläche blieb. Das Betrachtungsraster war wie beim Abmalen oder Bilder kopieren sehr klein, die geschilderten Details wurden so übergeben, aber das Zusammenfügen zu dem großen Bild war nach meiner Erinnerung nicht mehr ihr Thema.

Vorher der Biedermeier in ihrem Werk und dann dieser Wechsel zu Naturalismus und Realismus.

Ich hoffe ich habe nicht zu große Fehler bei der Verwendung von Fachbegriffen gemacht. Kann allerdings sein, dass ich gerade die Definition Romantik einmal durch den Wolf gejagt habe und dann umgedreht. Das sollte Dir aber dann aus dem Unterricht klar sein.

Hinweise meiner Antwort sind auf die sprachlichen Besonderheiten, die Aussage und Bewertung gemünzt.

P.S. Es gibt einfach uninteressante Details, weil sie oberflächlich sind. Personen die sie vorstellt - wie von Fontanefan so schön zitiert - wie uninteressant geht es denn noch. Das Geburtsjahr! Ohne Aussage, weil ich doch erst das Buch selber datieren müsste um dann das Alter zu schätzen. Aber macht das Alter überhaupt als Information in der Erzählung Sinn? Auch die gesellschaftliche Stellung *blablabla. Und dann kommt dieses Geburtsdorf und schon flüchtet sie vom Menschen weg und beschreibt erst einmal wieder die Natur. Ob die Figur wesentlich für die Erzählung wird? Das kann man höchstens am Ende dann wissen.

FAZIT: Mich hat dieses Buch fasziniert. Es strotzt vor Klugheit, doch ist es in dieser Klugheit so dumm (schreib das bloß nicht, wenn Deutschlehrer so eine Kritik lesen drehen die durch). Eine ganz explizit herausragende Leistung, die ich so nie wieder gefunden habe. Die Wichtigkeit, die sie der Natur gibt ist angemessen. Doch wo ist der Mensch? Er ist nur so zufällig da und stört eigentlich nur. Wenn ich aus heutiger Sicht auch der Bewertung der Natur nachgebe, aber für mich war es damals wie ein unverständlicher Schock. Also ich habe den Grund meines geschockt seiens nicht erkannt. Später suchte ich ein Menschenbild und stellte fest, dass genau das es ist, was viel wichtiger ist. Denn die Betrachtung der Natur ist das eine. Sie im Kontext des Lebens und der Achtung zu erkennen was anderes. Droste-Hülshoff hat mich auf meinem Lebensweg viel begleitet. Die geweckten Irritationen und was da auch sonst noch gewesen ist. Für meine Selbstdefinition und natürlich meinem Menschenbild wie eine Negativform, die man später mit Gips füllen muss um dann die echte Schönheit zu finden.

zu sprachliche Besonderheiten:

Natürlich hat jede Passage ihre eigenen. Nehmen wir aber mal den Anfang:

"Friedrich Mergel, geboren 1738, war der einzige Sohn eines sogenannten Halbmeiers oder Grundeigentümers geringerer Klasse im Dorfe B., das, so schlecht gebaut und rauchig es sein mag, doch das Auge jedes Reisenden fesselt durch die überaus malerische Schönheit seiner Lage in der grünen Waldschlucht eines bedeutenden und geschichtlich merkwürdigen Gebirges. Das Ländchen, dem es angehörte, war damals einer jener abgeschlossenen Erdwinkel ohne Fabriken und Handel, ohne Heerstraßen, wo noch ein fremdes Gesicht Aufsehen erregte und eine Reise von dreißig Meilen selbst den Vornehmeren zum Ulysses seiner Gegend machte – kurz, ein Fleck, wie es deren sonst so viele in Deutschland gab, mit all den Mängeln und Tugenden, all der Originalität und Beschränktheit, wie sie nur in solchen Zuständen gedeihen. Unter höchst einfachen und häufig unzulänglichen Gesetzen waren die Begriffe der Einwohner von Recht und Unrecht einigermaßen in Verwirrung geraten, oder vielmehr, es hatte sich neben dem gesetzlichen ein zweites Recht gebildet, ein Recht der öffentlichen Meinung, der Gewohnheit und der durch Vernachlässigung entstandenen Verjährung."

Der Text ist wenig flüssig, immer wieder kommt es zu Stauungen durch Doppelformeln (z.B. Mängeln und Tugenden, Originalität und Beschränktheit, Recht und Unrecht) oder Einschübe. Vermutlich soll hier eine objektivierende, altertümliche Gerichtssprache angedeutet werden. Der Erzähler schreibt keinesfalls aus der Sicht der Hauptperson (so viel zu Erzählperspektive - das ist aber an jeder Szene neu zu prüfen, z.B am Schluss, wo "Johannes" zurückkehrt), sondern distanziert sich von ihr. (Beschränktheit, unzulänglichen Gesetzen, die Begriffe in Verwirrung) Elemente der Rechtssprache sind etwa: Recht, Unrecht, Gesetz, Gewohnheit, Verjährung.

Zur Bilanz :

sieh Wikipedia: Die Judenbuche#Interpretation

und http://www.ciao.de/Judenbuche_Droste_Hulshoff_Annette_von__Test_3153253 besonders:

"Das Verhängnisvolle dieser allgemeinen gesellschaftlichen Situation enthüllt sich in einem individuellen Schicksal, das sich in einer Reihe von ungewöhnlichen Ereignissen zunehmend verdichtet und dramatisch zuspitzt. Entsprechend der Buche, der die Juden die Rache an dem Mörder anvertrauen, erscheint die Natur in der Novelle stets als Richter und Zeuge. ..." Lies mal dort nach.

Aber natürlich habt ihr im Unterricht viel mehr besprochen, was sinnvoll in die Arbeit eingehen kann. Was ich hier genannt habe, ist ja ohne Bezug zu eurem Unterricht.