War Hermann Mergel ein guter Vater für Friedrich Mergel (Judenbuche)?

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Der Vater von Friedrich, Hermann Mergel, ein „sogenannter Halbmeier oder Grundeigentümer geringer Klasse“ (S.5) ist im Dorf nicht sehr hoch angesehen. Er ist als „ordentlicher Säufer“ (S. 8) bekannt und außerdem gewalttätig. Er schlägt seine erste Frau die danach „schreiend und blutrünstig durchs Dorf [rannte]“ (S.8) und zählt nach dem scheitern seiner ersten Ehe zu den „gänzlich verkommenen Subjekten“ (S.8) der Gemeinde.

Man kann sagen, dass „[d]ie Neigung zur Verwahrlosung und Passivität wie die gelegentlich hervorbrechende Art hochfahrender Gewalttätigkeit (…) gehen sicher auf des Vaters Konto“ (Lindken 1993, S.33)

Die Mutter, Magret Semmler ist eine „brave, anständige Person“ (S.8) und wird „als sehr klug und wirtlich geachtet“ (S.8) bevor sie die Ehe mit Hermann eingeht. Doch schnell stellte sich heraus, dass sie „ihre Kräfte überschätzt“ (S.9) hat und das Eheverhältnis sehr unglücklich verläuft (vgl. S.9).

Das Haus der Mergels bezeugt „durch seine gegenwärtige Verkommenheit die kümmerlichen Umstände des Besitzers“ (S.7), es deutet somit auf große Armut hin.

Friedrich kommt im zweiten Ehejahr seiner Eltern zur Welt und ist wohl kein Wunschkind, da seine Mutter ihn „unter einem Herzen voll Gramm getragen“ (S.9) hat und bei der Geburt weint (vgl. S.9). Er wird aber als „ein gesundes, hübsches Kind“ (S.9) beschrieben. Der Vater hat seinen Sohn „sehr lieb“ (S.9) und ist seit dessen Geburt „ordentlicher geworden“ (S.9). Der Junge erfährt durch ihn viel Zuwendung und hat einen engen Bezug zu seinem Vater, wird jedoch bereits hier schon durch seine Mutter negativ beeinflusst, die zu Friedrich über ihren Mann sagt: „Ach Gott, wenn der alles hielte, was er verspricht!“ (S.10) oder auch sagt, meint, dass ihr Mann vom Teufel gehalten wird (vgl. S.10) und nennt ihn ein Schwein (vgl. S.11).

Nach dem tragischen Tod seines Vaters, den der Junge im Alter von neun Jahren sehr genau miterlebt (vgl. S.11), hat dieser gemischte Erinnerungen an ihn: „eine mit Grausen gemischte Zärtlichkeit“ (S.13). Zum einen kümmerte sich Hermann immer sehr liebevoll um seinen Sohn aber die abergläubischen Dorfbewohner machen ihn zum Gespenst des Bredernholzes, womit Friedrich nicht klarkommt und daher auch schon mal mit Gewalt den anderen Jungen im Dorf begegnet (vgl. S.14). Der Vater wird zur Belastung für ihn, da Fritzchen somit auch zum Spottobjekt wird. Er beginnt sich von seinen Mitmenschen zu isolieren indem er den ganzen Tag alleine auf dem Feld verbringt und dort die Kühe eintreibt (vgl. S.14).

Außerdem hat der Tod noch weitere Auswirkungen auf seinen weiteren Lebensweg: er wird von nun an nur noch von seiner Mutter großgezogen. Sie erzieht ihn aber mehr wie eine Tochter (vgl. S.16) und daher ist Friedrich auch mit zwölf Jahren „nicht wie einer, über den Vaterhand regiert hat“ (S.16).

Zudem möchte sie, dass ihr Junge fromm ist und fordert ihn zum Gebet auf (vgl. S.11) oder mahnt ihn: „Fritzchen“, sagte sie, „willst du jetzt auch fromm sein, dass ich Freude an dir habe (…)“ (S.12). Später aber, als sein Onkel ihn fragt, ob er gelegentlich betet lacht er und verneint die Frage mehr oder minder (vgl. S.17).

Der junge Knabe sieht, bis zum Auftauchen seines Onkels, seine Mutter als Vorbild und übernimmt daher auch negative Eigenschaften von ihr. Beispielsweise zeigt auch sie ein aggressives Verhalten und ein derbes Vokabular auf (vgl. S.10 ff.). Außerdem ist sie belastet mit Vorurteilen gegenüber Juden. So sagt sie über Aaron er sei ein „verfluchte[r] Jude“ (S.12) und meint weiter: „Juden sind alle Schelme“ (S.12). Sie erklärt, dass es im Dorf rechtens ist, wenn ein christlicher, anständiger Mann wie Hülsmeyer dem Juden Aaron Geld stiehlt und stempelt diesen somit als unprivilegierten Menschen ab. Zudem kommt im selben Gespräch auch das Thema des Holzstehlens auf, bei dem Magret auch über den Förster Brandis urteilt und dessen Gesetzt unter das von Hülsmeyer, der doch ein „ordentlicher, angesessener Mann“ (S.12) ist, stellt. Sie erzählt ihrem Sohn, dass es somit gerechtfertigt sei wenn dieser Holz und Rehe stiehlt (vgl. S.13) und Holzdiebstahl sei daher kein Unrecht. Sie lehrt dem Jungen, der vorher ganz unvoreingenommen zwischen Richtig und Falsch unterscheidet, ein falsches Rechtsempfinden.

Nach dem Erscheinen von Ohm Simon zeigt sich, dass Friedrich keine sehr enge Bindung zu seiner Mutter hat, denn er „ist widerspruchslos bereit, seine Mutter zu verlassen, um dem zwielichtigen Onkel zu folgen“ (Lindken 1993, S.33).

Im Allgemeinen kann man sagen, dass das Einwirken der „religiös-fromme Mutter (…) sich wesentlich schwächer bemerkbar“ (Lindken 1993, S.33) macht als das des Vaters.

iQhaenschenkl  15.11.2020, 19:19

Dass man Schüler heutzutage immer noch damit quält.

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