Themenspecial 22. Februar 2022
Tag der sozialen Gerechtigkeit - Deine Frage an die Berliner Stadtmission
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In Deutschland muss niemand auf der Strasse leben... Wirklich?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo warehouse14,

es wird gesagt weil es schön klingt aber an der Realität vorbei geht. Das ganze scheitert schon an ein paar Dingen:

  • Man muss um seine möglichkeiten Hilfe zu bekommen erst mal wissen
  • Wenn du es weißt erst mal die Möglichkeit haben diese auch zu beantragen, Corona hat das teils noch erschwert
  • Wenn beantragt hoffen das auch noch in dem Leben wo man es beantragt hat auch zum Bescheid kommt.
  • ....

Teilweise müsste es nicht dazu kommen, das Menschen auf der Strasse landen, doch wenn du mangels Rechte einen Vertrag nicht vorzeitig kündigen kannst um so deine Kosten so weit es geht zu verringern und wenigstens die Miete zu zahlen, dann schlitterst du zwangsläufig in Probleme. Ein Vermieter interessiert nur wo das Geld bleibt nicht das dass Jobcenter den Antrag schon seit 6 Monaten auf den Tisch liegen und noch immer nicht bearbeitet hat.

Schlimm ist es wohl in Methropolen, denn wenn du da erst Mal aus der Wohnung raus bist, dann kommst du wohl in keine mehr rein, weil schlicht der Wohnraum zu knapp und das letzte was sich ein Vermiter ins Haus holt ist ein Obdachloser.

Neben den von der Stadtmission genannten Punkten, scheitert das Sozialsystem real schlicht an dem Wissen um mögliche Hilfe, Bürokratie, Bearbeitungszeiten, teils unmenschliche Bearbeiter und einiges mehr.

MfG PlueschTiger

Es stimmt, wir haben in Deutschland ein gutes Hilfenetz und viele müssten nicht auf der Straße leben. Sie können zur zuständigen sozialen Wohnhilfe gehen und eine ordnungsrechtliche Unterbringung beantragen. Aber was, wenn ein Mensch psychisch erkrankt ist oder nicht selbstbewusst genug, um seine oder ihre Rechte durchzusetzen? Wenn der Mensch stark drogen- oder alkoholabhängig ist oder aus Bulgarien, Rumänien oder Polen stammt? Dann wird die Sache kompliziert...  

Die Mischung der Menschen auf der Straße ist so bunt wie das Leben selbst: War das Leben bereits als Kind nicht fair zu dir, war die Nähe deines Vaters als kleines Mädchen unerträglich, gab es zum Mittagessen Schläge, jeden Tag, dann geht es manchmal im Leben bitter weiter…

Ja, es gibt Menschen, die nur vorübergehend für drei Monate im Leben obdachlos sind. Eine kurze Episode, sich selbst helfen oder helfen lassen.

Im Regelfall muss Obdachlosigkeit aber Jahre zuvor "gut vorbereitet" werden: Man muss den Kontakt zu Freunden, Verwandten, Arbeitskolleg:innen abbrechen, erst ganz allein auf sich gestellt sein.

Ist dieser Zustand erreicht, ist aber alles gar nicht mehr so leicht im Leben und der Weg auf die Straße oft unausweichlich.

Naja

Mich hat man jetzt nach 2 Jahren in ein Heim gebracht davor hat es keinen interessiert

Hab Leute kennen gelernt die mit ihrem Job auch die Wohnung verloren haben und keine finden bis hin zu Junkies die das Geld für ihren Stoff brauchen es gibt viele Gründe