Ich muss für einen Vortrag über die Zeit des Barocks wichtige Ereignisse aufzählen, könnt ihr mir eine gute Website oder ein Buch dazu empfehlen?

3 Antworten

Im Sinne der Aufzählung ist die Seite von Denise ganz gut, hinsichtlich der Genauigkeit nicht. Sie spricht davon, der Barock umfasse die Zeit von 1600 bis 1720. Die Wikipedia spricht von der "etwa 1575 bis 1770 dauernde[n] Epoche der europäischen Kunstgeschichte ".

Johann Sebastian Bach, wohl der bedeutendste Musiker der Barockzeit, hat von 1685 bis 1750 gelebt. Seine gesamte Zeit als Thomaskantor in Leipzig rechnet nach der Angabe von Denise nicht mehr zum Barock. Die Gegenreformation, die sie zum Barock rechnet, beginnt etwa 1545, nach ihren Angaben 1555, dennoch lässt sie die Barockzeit erst 1600 beginnen. Das passt nicht so ganz. 

Es ist schon besser, wenn du zusätzlich zu den von heide2012 empfohlenen Seiten auch die Wikipedia heranziehst. 

Wenn du auf England eingehst, solltest du zumindest auch Karl I., den Bürgerkrieg und Cromwell erwähnen, in der deutschen Geschichte August den Starken nicht übergehen, der das berühmteste Fest der Barockzeit, das Zeithainer Lustlager von 1730, gefeiert hat. 

Dagegen brauchst du Friedrich II. von Preußen, obwohl er ein absolutistischer Herrscher war und zweifellos Barockmusik geschrieben hat, nicht dazu zu rechnen, denn in seine Zeit fällt die Aufklärung und Kants Kritik der reinen Vernunft (1781), er selbst wurde von Kant als Repräsentant der Aufklärung gerechnet. 

Wenn du also Ereignisse aufzählen willst, übergeh bitte die zwischen 1590 und 1600 sowie die zwischen 1720 und 1730 nicht ganz. 

Dass du dafür neben dem Barockartikel der Wikipedia vor allem deren Seite zum 17. Jahrhundert, aber eben auch die angrenzenden Jahrzehnte berücksichtigen solltest, weißt du jetzt also. 

Ich kann mich der Feststellung, dass die Übersicht auf Seite

http://www.nise88.de/Seiten/barock

eine gute Hilfe ist, nur anschließen.

Allerdings würde ich mich nicht zu sehr auf die zeitliche Abgrenzung und auch nicht so sehr auf "wichtige Ereignisse" einschießen.

Viel wichtiger ist die Klärung, warum diese Zeit so interessant ist, wie es zu ihr kam und was von ihr heute noch übrig geblieben ist. Versuchen wir es mal:

1. Die Zeit des Barock ist so interessant, weil sie eine unglaubliche Entfaltung von Pracht und Macht mit sich brachte: Das geht von den Barockkirchen mit ihren Farb- und Figurenexplosionen bis hin zu den symmetrisch angelegten Schlössern und Gärten der Zeit. Die Zeit des Barock ist untrennbar verbunden mit der des Absolutismus. Im Herrscher verkörpert sich der Staat und präsentiert ihn zugleich. Man könnte also "Präsentation" von der späteren "Repräsentation" des Volkes in Parlamenten u.ä. unterscheiden.

2. Ganz wichtig ist auch der Hof des Fürsten - dort entwickelt sich nicht nur eine besondere höfische Gesellschaft - auch unsere "Höflichkeit" kommt letztlich daher - und die Menschen am Hof eines Fürsten gehen schon sehr zivilisiert miteinander um, wenn sie auch zum Teil sehr scharfzüngig sind und auch intrigieren, also um die beste Position am Hof kämpfen.

3. Der Hintergrund ist der gleiche wie beim Absolutismus, nämlich das Chaos der Religionskriege mit der Bereitschaft, alle Macht in eine Hand zu legen, damit es niemals mehr so etwas gab wie die Bartholomäusnacht in Frankreich oder den Dreißigjährigen Krieg in Deutschland. Man hatte begriffen "homo homini lupus" - der Mensch ist für seinen Nächsten, den anderen Menschen, eben auch ein Wolf, also gefährlich. Es war vor allem Hobbes, der von diese, Krieg aller gegen alle ausging - und der sollte jetzt beendet werden. Bedauerlicherweise haben dann die Barockfürsten durchaus noch Krieg gegeneinander geführt. Aber zumindest in den Staaten herrschte eine gewisse Ordnung.

4. Mit den Religionskriegen hängt eben auch die Erfahrung zusammen: "Media vita in morte sumus" - mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben. Dem begegnete man mit sehr irdischer Prachtentfaltung.

5. Was die heutige Zeit angeht, so bewundern wir immer noch Barockkirchen, auch wenn sie uns zum Teil sehr überladen-übertrieben vorkommen. Daneben gibt es die Reste der Machtentfaltung der barocken Herrscher in ihren Schlössern. Außerdem spricht man noch heute von "barocken" Menschen, wenn diese sich ganz dem Genuss hingeben und wirklich auch als Person etwas Eigenes darstellen, zu dem man aufsehen kann.

Einsteigen in ein Referat würde ich übrigens nicht mit einer Definition oder Jahreszahlen, sondern mit Bildern, die die barocke Pracht zeigen - dann könnte man noch ein Barockgedicht dagegensetzen, in dem der Gegensatz zwischen dieser Herrlichkeit und der Gegenwart des Todes deutlich wird.

Zum Beispiel: "Es ist alles eitel" von Gryphius.