Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich hier im Forum eine Frage zu toxischen Arbeitsumfeld und Kollegen gestellt. Damals bin ich etwa zwei Monate vorher in den Betrieb gekommen und war unglücklich über das Verhalten bei der Arbeit und spielte mit dem Gedanken den Betrieb erneut zu wechseln. Zu diesem Zeitpunkt befand sich mein Chef im Urlaub. Ich hatte bis dahin nicht viel mit ihm gesprochen, außer beim Einstellungsgespräch. Wobei mir komische Gedanken kamen, irgendwas an ihm als Person brachte mich durcheinander, obwohl ich glücklich vergeben bin und mein Chef nicht meinem Typ entspricht. Er ist allerdings nur ein paar Jahre älter als ich.
Als er aus dem Urlaub zurückkam, bemerkte ich, dass ich mich plötzlich stark zu ihm hingezogen fühlte, quasi von einem Tag auf den anderen. Ich tat es als Schwärmerei ab und das es ein vorübergehender Zustand wäre. Ich liebe meinen Freund und würde ihn nicht verlassen aber diese Verliebtheit wurde immer stärker und ich fing schon an, mich dem Chef gegenüber komisch zu verhalten, ihn zu ignorieren, obwohl das komplett bescheuert ist, ich weiß das. Weil ich verhindern wollte, dass irgendwer was merkt. Mit den Monaten gingen die Gefühle nicht weg und ich weiß nicht, ob er was bemerkt hat und es witzig fand, denn er fing an mit mir zu flirten. Es kamen Komplimente und mal die Frage ob ich mit ihm ausgehen würde. Diese Fragen waren aber nicht wirklich ernst gemeint, so schien es mir. Er selbst hat eine, ich würde mal sagen Geliebte ( jemand aus dem privaten Umfeld der Betriebsinhaber) also eher was lockeres und offiziell ist er Single.
Das toxische Arbeitsklima bestand jedoch weiterhin und mit der Zeit nervte es ihn vermutlich, dass ich mich ihm gegenüber so widersprüchlich benahm und evtl auch, dass ich später oft das mich belastende Arbeitsklima ansprach. Das Flirten seinerseits trug dazu nicht gerade nützlich bei. Die Kollegen tratschten, dass ich den Chef um den Finger wickeln würde und er bei mir flirty ist. In einem Gespräch mit ihm sprach ich das an und sagte, das mich das Gerede stört und das mich sein Verhalten durcheinander bringt. Er sagte nur, dass er wenn ich Single wäre er es bei mir versuchen würde, da er mich attraktiv und interessant fände. Ich fand aber nie den Mut ihm zu gestehen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühle und hätte es meinem Freund gegenüber schäbig gefunden so etwas auszusprechen, zuzulassen. Ich hatte in den letzten Monaten sehr starke Sehnsucht nach ihm, immer wenn ich daheim war. Bei der Arbeit konnte ich meine Gefühle komischerweise sehr gut unterdrücken.
Etwa von diesem Zeitpunkt an, hörte das Flirten auf und er sprach irgendwann kaum noch mit mir, benahm sich oft als wäre ich nicht da, das wurde immer schlimmer. Vor einem Monat stellte er eine Mitarbeiterin ein, die mich quasi überflüssig machte und von dem Moment an, wurde ich komplett ignoriert. Mich belastete das so sehr, dass ich jetzt gekündigt habe, schließlich war er der einzige Grund warum ich überhaupt noch so lange da war. Ich fand auch heraus, dass er mit Kollegen wegen einer von mir angesprochenen Sache über mich hergezogen hatte. Das traf mich hart.
Als ich ihm die Kündigung gab, reagierte er sehr kühl und gleichgültig. Ich benannte meinen Grund, dass ich mich schon lange nicht mehr wohl fühlte. Ich hätte noch einen Monat arbeiten kommen sollen, was für mich auch ok war. Einen Tag später bekam ich eine sachlich höfliche WhatsApp von ihm, dass er mich freistellt weil er mir die Belastung auf der Arbeit nicht zumuten möchte und das übliche höfliche blabla.
Das hat mich sehr mitgenommen und obwohl ich sehr enttäuscht bin, kann ich nicht aufhören verliebt zu sein und bin totunglücklich darüber, nicht wegen dem Job sondern wegen ihm und seinem Verhalten. Ich habe ihn ein paar Stunden später auf seine WhatsApp geantwortet und nochmal mein Bedauern über seine Entscheidung und dieses plötzliche Ende ausgedrückt. Ich hätte ihm zum Schluss gerne noch ehrlich geschrieben, was er mir menschlichlich bedeutet aber ich kann es nach wie vor nicht, auch wegen meiner Beziehung. Ich schrieb lediglich am Ende, dass ich es sehr schade finde und es mir gewünscht hätte, dass wir uns auf eine positive persönliche Ebene hätten begegnen können. Ich weiß nicht wieviel Interpretationsspielraum das übrig lässt. Ich hätte auch Angst mich zu blamieren, oder er es jemanden erzählt. Allein schon, dass ich diese Gefühle habe finde ich entsetzlich weil ich meinen Freund nicht verlieren will und mir mit dem anderen Mann keine Beziehung vorstellen könnte, weil ich wahrscheinlich auch nicht mit ihm glücklich wäre. Trotzdem sind da diese Gefühle, die ich nicht abstellen kann und die mir mittlerweile wie ein Fluch vorkommen, der mein Leben zerstört. Was kann man am besten dagegen tun? Ich habe eine schöne Beziehung mit meinem Freund und verstehe daher auch nicht, wie mir das passieren konnte, irgendwas hat diese Gefühle ja ausgelöst und auch nach fast einem Jahr gehen sie nicht weg. Ich habe Angst es wird schlimmer.
Aber das Ding ist, ich bin ein Mensch der wenn ignoriert wird, habe ich dann Kopfschmerzen und schäme mich dafür.