Ich empfinde keine/kaum Trauer?

4 Antworten

Ich habe das bei mir stets auch so ähnlich beobachtet. Konnte nur als Kind weinen, und da waren es oft banale Anlässe. Also solche , die bei den meisten Kindern zum Weinen führen. Ab ca 13 änderte sich das dann. Ich konnte aber weiterhin Gefühle recht gut empfinden, auch natürlich traurig sein, aber in Weinen äußerte sich das so gut wie nie mehr. Auch nicht auf Begräbnissen. Manchmal glaubte ich, das mit den verstorbenen Personen sprengt schon einen gewissen Rahmen, der "zuviel " ist, um zu weinen. Ein Freund von mir, der einmal auf dem selben Begräbnis war wie ich, stellte fest (und so empfand ich auch), dass man diese Person, die da vorne im Sarg liegt, nun nicht mehr als real empfindet, und man mit der ganzen Situation wohl nichts mehr anfangen könnte. Sie schien "irreell". Und ich glaube, das ist gar nicht so weit hergeholt, denn wir können ja mit dem Tod sowieso nicht viel anfangen, da wir über ihn ja nichts wissen. Außer dass da nun eine Leiche liegt, die ja eigentlich kein Mensch mehr ist. Denn ein Mensch besteht ja aus Geist und Körper, und der Geist ist ja nun weg. Wo auch immer, das wissen wir nicht, aber im Körper nicht mehr.

Bei mir war es bereits bei bieden Eltern so, dass ich nicht weinen konnte, aber sehr wohl viel darüber nachdachte. Ich glaube, ich habe von ihnen sogar sehr viel Erinnerungen intus, die ich nie vergessen werde und wir hatten stets ein recht gutes Verhältnis.

Wo ich interessanterweise trotzdem so etwas wie "schöne Trauer" empfinden kann, ist bei gewissen Filmen, wenn sie gut gemacht sind. Also es könnte auch ein Glücksmoment sein, der da manchmal Gerührtheit oder auch ein wenig Tränen auslöst. Oft am Ende.

Möglichwerweise liegt es auch daran, dass gewisse Menschen vllt leicht depressiv sind. Meine Mutter hatte zB diagnostizierte "endogene Depressionen", und diese Menschen sind ja oft nach außen hin eher verschlossen und können ihre Gefühle nicht so zeigen. Möglicherweise habe ich dazu die Veranlagung geerbt. Ansonsten leide ich aber nicht an dieser Krankheit, und es geht mir recht gut. Es gibt ja immer mehrere Abstufungen, und es könnte auch sehr wohl eine Charaktersache sein oder so. Ich habe mich auch meistens gefühlsmäßig gut im Griff, und bin froh darüber, kein "offnenes Buch" zu sein, dem man gleich alles anmerkt.

Wenn es dir also damit relativ gut geht, dann sehe ich eigentlich keinen Grund zur Sorge und würde es als kein Trauma oder Störung bezeichnen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jeder Mensch geht mit seinen Gefühlen anders um.

Da gibt es kein richtig oder falsch.

Du bist so wie Du bist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Selbststudium

Anscheinend soweit nichts allzu traumatisches vorgefallen. Ich trauer auch nicht wirklich oft, Grund dafür ist aber nicht mangelnde Empathie sondern ein ausgeglichenes Leben, mit recht wenig Anlässen zur Trauer, wie es bei den meisten der Fall ist. Ich zumindest kenne fast niemanden der abgesehen von Beerdigungen oder sonstigen Verlusten schnell Trauer fühlt

Hab ich genau so. Egal was passiert, es gibt für mich nie einen Grund zu heulen, gibt lediglich ein paar Erinnerungen bei denen mir die Tränen kommen könnten. Aber selbst da nur „könnten“. Nun ist aus meiner Familie bislang noch keiner gestorben sodass ich noch nicht weiß, wie sich das ganze dann Auswirken würde. Könnte mir aber selbst dann nicht vorstellen, weinen zu müssen. Auch nicht bei Freunden. Schwierige Sache aber, da man viel behaupten kann solange man nicht weiß wie es tatsächlich ist, jemanden zu verlieren.