Heute noch eine Eiserne Lunge?

3 Antworten

Ich habe ein Tracheostoma und bin seit meiner Geburt mittels immer kleiner gewordenen Beatmungsgeräten künstlich beatmet. Anfangs waren meine Beatmungsgeräte riesige kaum transportable Maschinen, bis ich nach Geburt nach Hause kam vergingen einige Jahre.

Es ist den Polio Erkrankungen zu verdanken, das Ende der 70ger Jahren die Beatmungsmedizin soweit war, das ich eine Chance hatte.

Die eiserne Lunge hat neben der Immobilität auch Vorteile. Die Eiserne Lunge benötigt kein Tracheostoma, der Patient atmet durch Nase und Mund. Sie erzeugt einen Wechseldruck, dadurch füllt und entleert sich die Lunge durch die Umgebungsluft. Die Pflege des Patienten ist schwierig aber die Lungenpflege leicht weil nicht invasiv.

Die Beatmung via Tracheostoma ist heute supermobil, die Geräte sind in Rucksackgröße und die Akkus halten lange. Mit dem Rollstuhl ist man einige Stunden samt Beatmungsgerät mobil. Die Lungenpflege ist nun aber invasiv, es muss steril gearbeitet werden, ich muss drei bis vier mal täglich abgesaugt werden, mein Stoma muss verbunden werden, ich muss stündlich umgelagert werden damit alle Bereiche meiner Lunge optimal belüftet sind.

Beatmung bedeutet 24h-Rund-um-die-Uhr Versorgung, gerade deshalb weil die Beatmung überwacht, angepasst und dokumentiert wird. Bei mir würde bei Stromausfall die Notstromanlage im Elternhaus anspringen, bei Versagen funktioniert mein Beatmungsgerät per Akku einige Stunden, danach müsste die Assistenz mit Ambubeutel beatmen.

Soviel von mir, da ich mit meiner Unterlippe schreibe, dauert das seine Zeit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast und diesen Text geschrieben hast!

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Nun möchte ich auf Deine Fragen eingehen.

21 Stunden am Tag Eiserne Lunge, und die restlichen 3 Stunden?

Menschen, die nicht selbständig atmen können, können die Froschatmung lernen. Voraussetzung dazu ist eine ausreichende Muskulatur im Rachen und Mund, dass man also Schlucken, den Mund schließen und die Zunge und Gaumen bewegen kann. Damit kann man eine gewisse Zeit lang ohne Beatmung auskommen.

Der ist zwar seit 2014 leider schon oben, aber da ist die Froschatmung gut erklärt.

http://ferdinand-schiessl.com/index.htm

Der schaffte es den ganzen Tag ohne "Lunge" lag nur Nachts darin.

Bei einem Tetraplegiker mit Atemlähmung und Beatmung über Tracheostoma ist die Froschatmung auch erlernbar, wenn auch deutlich schwieriger. Wenn Du Englisch verstehst, oder einfach nur schauen:

https://youtu.be/0ZgfZ01uLDQ

Ich schaffte bis 2008 etwa 40 Minute mit dieser Technik.

Warum, " diese aber bis heute in einer solchen Maschine leben musste?"

Nicht musste, sondern wollte!

Ferdi beschreibt es in einem Film sehr gut, es ist wie sein Bett, ein wohliges Gefühl. Seine Sicherheit, wie das Haus der Schnecke. Vielleicht wie eine Sucht.

Mit Beatmung über Tracheostoma geht das Sprechen nicht so wie ohne Tracheostoma. Es braucht ein spezielles Ventil und Übung das das Sprechen funktioniert.

Man nicht  garantieren dass man mit Beatmung über Trachealkanüle noch sprechen kann.

Es kann sein, dass das nicht mehr geht. Und deswegen möchte man das Tracheostoma nicht, weil man das wenige was man kann, nicht verlieren möchte.

Du verwechselst hier etwas.

Beatmung hat nichts mit Sauerstoffkonzentration zu tun. Beatmete wie ich, haben eine gelähmte Muskulatur, aber eine an sich gesunde Lunge.  Mein Beatmungsgerät pumpt die Umgebungsluft in meine Lungen.

Menschen mit COPD atmen selbständig. Aber der in der Luft enthaltenen Sauerstoff reicht nicht mehr aus. Nun brauchen diese Menschen Sauerstoffkonzentratoren.

Bei mir kommt Sauerstoff nur dann zum Einsatz, wenn ich abgesaugt werde. So bin ich während des Absaugens noch ausreichend mit Blutsauerstoff versorgt, bis ich wieder angeschlossen werde.

Das Beatmungsgerät stellt nur Umgebungsluft zur Verfügung. Fällt das durch Defekt aus, muss ich innerhalb kurzer Zeit an das Zweitgerät oder an den Ambubeutel.

Uns einfach mehr Sauerstoff zu geben damit wir bei Ausfall des Gerät länger ohne Atemgerät auskommen (länger als ca. 30 Sekunden) geht auch nicht. Das Problem ist die Überdruckbeatmung und der Sauerstoff an sich. Unter Druck wirkt Sauerstoff bei langer Einwirkung nämlich toxisch. https://de.wikipedia.org/wiki/Sauerstofftoxikose

Warum ist die Dame erstickt wenn sie doch eigentlich die Froschatmung beherrschen konnte.

Weil es wahrscheinlich Nachts passiert ist. Im Schlaf funktioniert die Froschatmung nicht.

Ich hoffe ich konnte ein paar Fragen klären.

Liebe Grüße Leon

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nicht jeder Patient ist gleich. Eine hat es vielleicht mal für einige Stunden außerhalb der Eisernen Lunge geschafft zu überleben. Das bedeutet aber nicht, dass es alle können. Das als Antwort für deine Frage wieso die eine Patientin bei dem Stromausfall gestorben ist

Die Eiserne Lunge ist mega Veraltet und mega Unpraktisch. Es gibt heutzutage viel bessere Methoden um Patienten mit Lungenerkrankungen zu versorgen. Ich höre gerade zum ersten mal, dass es noch Patienten gab die darin gelebt haben. Ich denke das ist eine Frage die man ihnen persönlich stellen müsste. Vielleicht hatten sie Angst die Lunge zu verlassen, weil sie den neuen Errungenschaften der Medizin nicht getraut haben. Das ist nur eine von vielen Möglichkeiten

Bereits in meiner Ausbildung 2014 hat man uns erzählt, dass die letzte Frau, die in einer eisernen Lunge lebte vor ein paar jahren verstorben sei. Ich frage mich wirklich, was hier "kürzlich" ist.'
Glaube aber auch, dass es Komplikationen gäbe, jemand, der auf eine eiserne Lunge eingestellt war, jetzt anders zu behandeln.

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@Rendric

Ja, dass habe ich in meiner Ausbildung auch gehört.

Das könnte natürlich sein, dass man da einfach keine Experimente mehr eingehen wollte

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