Heidegger das "man"?

2 Antworten

 Das „Man“ ist nach Heidegger die uneigentliche Daseinsweise des Menschen. Es bedeutet, dass der Mensch unfrei und uneigentlich lebt, indem er sich anpasst, all das macht, was „man“ macht: Man liest, was „man“ liest, man kleidet sich, wie „man“ sich kleidet, man argumentiert, wie „man“ argumentiert – z.B. politisch u.a.m. Man ist im „Man“ sozusagen nur ein „Vorhandener“, was der Würde des Menschen nicht angemessen ist. Erst wenn man sich aus dieser „Man“-Welt gelöst hat, beginnt man als Seiender zu „existieren“ und „eigentlich“ zu leben. Man hat dann als eigentlich Existierender auch die Chance, das „Sein“ zu erahnen. Aber als Seiender jenseits des „Man“ ist der Mensch noch nicht vom „Sein“ im Sinne Heideggers umfangen. Falsch ist es also zu sagen, das „Sein“ sei die Existenzweise jenseits des „Man“. Jenseits des „Man“ erkennt der Mensch nur, dass das „existentielle“ Dasein“ Vorlauf zum Tode ist. Wenn er diesen „Vorlauf zum Tode“ zur Grundlage seines Denkens macht, ist der Mensch in der Lage, das „Sein“ zu erahnen. Wie gesagt, man wird dann auch nicht wissen, was das „Sein“ ist, man wird nicht sagen können, das und das ist das Sein. Das „Sein“ ist enger Bestandteil alles Seienden. Aber durch das „Denken vom Tode her“ beginnt das Sein hinter dem Seienden „aufzuscheinen“, oder auch – wie Heidegger sagt: „es lichtet sich“. - Man kann hier auch mit dem Begriff des Nichts arbeiten: Zwischen dem Seienden und dem Sein liegt das Nichts, welches das Sein verbirgt. Erst durch Nichten des Nichts (indem man das Dasein „vom Tode her denkt), lichtet sich das Sein. Aber es wird dann auch nicht sichtbar, sondern nur fühlbar. Das Sein „empfindet“ man lediglich, man bekommt das Gefühl, dass man in der Nähe des Seins lebt. Heidegger spricht öfter auch davon, dass der Mensch „seinsvergessen“ lebt, z.B. durch totale Hingabe an die Technik oder einfach durch bloßes „Vorhanden-sein“ im „Man“.

Meine Erklärung ist: Mit dem Vorhaben Heideggers, den Sinn von Sein philosophisch zu erklären, hat sich der Philosoph auf einen Weg begeben, dessen Ziel das Sein ist. Aber dieses Ziel kann er nie erreichen, weil das „Sein“ etwas Irrationales, Mythisches ist, vergleichbar dem Weltgeist Hegels oder dem Urwillen Schopenhauers oder dem Nirwana der Buddhisten. M.a.W. das Entscheidende bei dieser Philosophie ist nicht das Ziel, sondern der Weg, auf dem uns Heidegger faszinierende Einsichten in das Wesen der Welt und des Menschen liefert, Einsichten allerdings in oft schwieriger, dunkel-raunender Sprache.

Woher ich das weiß:Recherche
NoahBerger 
Fragesteller
 18.06.2022, 11:31

Wow super ich danke dir für diese ausführliche Antwort!!!! :)))

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Der Mensch wird in eine Kultur hineingeboren und durch sie (unmerklich) beeinflusst. Dem Menschen fehlt die "Eigentlichkeit", die vorgegebene Kultur nimmt ihm das eigene Denken ab.