Hallo kann mir jemand Auskunft über den Trierer Kunstmaler Scharding geben?

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Im Prümer Landboten 94/2007 habe ich einen Aufsatz veröffentlicht, zu dem ich einiges zu Johann Scharding recherchiert und wiedergegeben habe: "Die Kirchenmäuse zu Krautscheid" , eine ikonographische Verwechselung.

...Die Beschreibung der Filialkirche St. Valentin in Krautscheid in dem Buch Kirchen und Kapellen der Westeifel stammt aus der Feder von Pfarrer (i.R.) Nikolaus Nösges.

Er schildert u.a. das Gemälde in der Mitte des Hauptaltars, welches seiner Meinung nach die hl. Gertrud von Helfta in Thüringen – auch „Die Große“ genannt – darstellt.

In einem gängigen Heiligenlexikon (4.) erfährt man, dass sie 1256 geboren wurde und mit fünf Jahren in das Kloster Helfta bei Eisleben kam. Sie genoss eine humanistische und theologische Ausbildung und galt als die bedeutendste deutsche Mystikerin.

Nach Art der Wiedergabe handelt es sich auf dem Gemälde wohl auch um eine Mystikerin: schwarz gewandet, kniend vor Jesus, der auf sein Herz zeigt, empfängt sie eine Offenbarung(s.a. unten Abb. 4.). Signiert ist das Bild mit: J. Scharding, einem Trierer Kunstmaler, der es vermutlich vor etwa 80 Jahren gemalt hat. (Abb. 1)

  Leider sind Ort und Datum vom Rahmen verdeckt. Gerade zu erkennen sind jedoch unter dem Namen links der obere Querstrich eines grossen T's und an der Stelle eines dritten Buchstabens ein i-Punkt, wahrscheinlich also: Trier; weiteres verschwindet unter der Rahmenleiste. Einen Hinweis darauf, wann der Maler J. Scharding gearbeitet hat, gibt es im Internet. Man findet zwei weitere Stationen, an denen er tätig war: in der Kirche von Naurath (Wald) bei Trier, mit einem gemalten Kreuzweg, signiert und datiert mit J. Scharding, Trier, 1912, und in der katholische Kirche St. Trinitatis im Nachbarort Bescheid, die eine Ausmalung der 1920er Jahre ebenfalls von J. Scharding aus Trier zeigt.

Leider ist er weder im Trierer biographischen Lexikon noch im Lexikon der Bildenden Künstler „Thieme/Becker und Vollmer“, in dem auch weniger bekannte Künstler vertreten sind, genannt. Befriedigender war aber das Ergebnis einer Nachfrage im Stadtmuseum Simeonstift in Trier. Dort beschaffte mir die stellvertretende Direktorin Frau Dr. Bärbel Schulte dankenswerterweise einen Artikel der Trierischen Landzeitung vom 25./26. März 1950, abgefasst zu seinem 70. Geburtstag am 27. 3.1950 (5.).

In dieser Würdigung des Kirchenmalers „Meister Johann Scharding“ aus Trier wird aufgeführt, dass er über 70 Kirchen und 40 Kreuzwege neu gestaltet habe, angefangen 1905 mit einem größeren Auftrag für die Kirche in Kesten an der Mosel.

In den folgenden Jahren wurde er in der ganzen Eifel als Kirchenmaler bekannt, schwerpunktmäßig in den Kreisen Wittlich und Daun. Im ersten Weltkrieg verrichtete er seinen Wehrdienst, tauschte dann aber sofort wieder die Uniform mit der Palette. Während der Nazizeit gingen die Aufträge der Kirchen erheblich zurück, da es verboten war, öffentliche Sammlungen für kirchliche Bauten durchzuführen.

Statt der Kirchen malte er zu dieser Zeit vermehrt profane Bauten aus. Es ist erstaunlich, wie ein Kunstmaler fünf Jahrzehnte lang in der Trierer Region für kirchliche und weltliche Gebäude gemalt hat, um nun in Vergessenheit zu geraten. Sicher gibt es noch Zeitgenossen, die Johann Scharding persönlich gekannt haben. Aus zweiter Hand wurde mir berichtet, dass er einen guten Moselwein zu schätzen wusste und es vorgekommen ist, dass er seine Schulden beim Winzer mit einem Bild beglichen habe. Man sollte aber nicht an seiner Persönlichkeit und seinem Kunstschaffen vorübergehen, nur weil für unseren Geschmack sein Lebenswandel, wie häufiger bei Künstlern, gewöhnungsbedürftig war. Diese Lücke im Trierer biographischen Lexikon sollte möglichst bald mit einer Zusammenfassung aller seiner Aufträge, wie Ausmalungen von Kirchen oder Profanbauten, sowie einzelnen Bildern, ausgefüllt werden, was eine Aufgabe für das Stadtmuseum sein könnte. 

Das Stadtmuseum signalisierte, man würde sich kümmern, eventuell sogar eine Master-Arbeit oder sogar eine Promotionsarbeit anregen.Ich habe dann aber nichts mehr davon gehört.

Gruß Christian C.