Gute Erklärung zu 'Eroberung konstantinopels (1453)'?

4 Antworten

Viele stellen sich heute den „Fall von Konstantinopel“ so vor, als sei da aus dem hinteren Orient mehr oder weniger plötzlich eine fremde Armee herangezogen – was aber völlig falsch ist:

Mehmed II. ist in Europa geboren und aufgewachsen, hat auf dem Balkan etwa 250 km vor Byzanz residiert, ebenso wie auch schon sein Vater, Großvater und Urgroßvater. Er ist mit den christlichen Kaiserdynastien der Kantakuzenos und der Palaiologos vielfach verwandt und verschwägert – schon sein Urururgroßvater Orkhan hatte nach seinen siegreichen Einsätzen im byzantinischen Bürgerkrieg mindestens zwei kaiserliche Prinzessinnen heiraten dürfen. Mehmed kann durchaus vertretbare dynastische Ansprüche auf das römische Diadem erheben, und schließlich gewaltsam durchsetzen, kaum anders als etliche frühere Kaiser vor ihm. Neu und ungewöhnlich ist eigentlich nur, dass es seiner Dynastie danach gelingt, dauerhaft diesen Thron zu verteidigen über fast ein halbes Jahrtausend.

Mehmed belagert und erobert also 1453 Konstantinopel und macht es nicht nur sofort zu seiner Hauptstadt – er beansprucht auch den römischen Kaisertitel („Kayser-i Rum") und damit die kaiserliche Rolle als Stellvertreter Gottes auf Erden und Schutzherr der Christen, was vom orthodoxen Patriarchen auch förmlich anerkannt wird. Die beiden jungen mutmaßlichen Erben des kinderlosen und bei der Belagerung gefallenen letzten christlichen Kaisers Konstantinos werden an den Hof Mehmeds aufgenommen und bringen es dort (nach Übertritt zum Islam) immerhin zum Großadmiral und dann Großwesir bzw. zum General-Gouverneur des Balkans; sie sind ja schliesslich entfernte Verwandte. Mehmed soll sich selbst gerühmt haben, er habe mit seiner Eroberung Konstantinopels nun endlich den Fall von Troja gerächt – zunächst widersinnig, sind doch Rom und damit Konstantinopel nach dem Mythos selbst das Erbe Trojas! Dies macht nur Sinn, wenn Mehmed glaubte dass er selber ein echter Römer (trojanischer Abstammung) war und seine Gegner dagegen Griechen.

In Italien schreibt Aeneas Silvius Piccolomini als Papst Pius II. einen berühmten Brief an Mehmed („Papa Epistola ad Mahumetem Turcorum principem"), in dem er diesem die umfassende Anerkennung seiner Herrschaft als byzantinischer Kaiser anbietet, falls er sich doch nur taufen lassen würde („Was macht schon das bischen Wasser aus?") – und versucht dann doch einen Kreuzzug gegen ihn loszutreten, aber vergeblich

Einen interessanten Einblick bieten auch zwei christliche Schwestern, Maria und Katarina, Töchter des serbischen Herrschers, die in Smederevo an der Donau südlich von Belgrad heranwachsen. Die beiden sind in der mütterlichen Linie Ururenkelinnen des byzantinischen Kaisers Johannes VI. und Cousinen der beiden späteren letzten christlichen Kaiser Johannes und Konstantinos. Prinzessin Maria heiratet 1435 den osmanischen Sultan Murad. Später wird sie – selbst kinderlos – als Stiefmutter und „Erste unter den christlichen Edelfrauen“ zu einer wichtigen und einflussreichen Beraterin seines Sohnes und Nachfolgers Mehmed. Man darf aber nun nicht unterstellen, dass Maria für immer im Harem des Sultans verschwindet: nach dem Tod Murads kehrt Maria dann nämlich zunächst zu ihren Eltern nach Serbien zurück, bekommt dort einen Heiratsantrag vom Kaiser Konstantinos, den sie aber ablehnt, zieht erst nach dem Tod der Eltern wieder zu ihrem Stiefsohn Mehmet nach Hadrianopolis (Edirne) und erhält von ihm dann in Mazedonien einen eigenen Hof und Sitz. Sie ist verschwägert mit einem reichsunmittelbaren Lehnsmann des deutschen Kaisers, denn ihre jüngere Schwester Katarina heiratet den deutschen Reichsgrafen Ullrich von Cilli in der Untersteiermark. Nach Ullrichs Tod zieht auch Katarina schließlich wieder zu Maria nach Mazedonien.

Du solltest also die Eroberung von Konstantinopel nicht als tiefen Bruch dastellen: es war eher eine - aber die letzte - von ziemlich vielen gewaltsamen Machtübernahmen und Umstürzen im oströmischen Imperium, die wie immer zwischen den vielfach verschwägerten Mitgliedern der kaiserlichen Dynastien passierten.

Das Du das nicht gut verstehst ist kein Wunder, die innerbyzantinischen Machtkämpfe sind ja das sprichwörtliche Musterbeispiel für undurchschaubare Politik und Intrigen.

rr1957  03.05.2017, 14:00

es ist hier wichtig zu verstehen, dass die Leute damals noch keine Lohnsteuerkarten hatten, wo es eine Spalte "Religionszugehörigkeit" gibt wo nur 1 eindeutiger Eintrag stehen kann. Es gab allenfalls bei den Männern den Penis, der beschnitten sein konnte oder nicht.

Für die Regierenden damals war die Religion ein politisches Werkzeug, mit dem sie arbeiten konnten. Z.B. als Heinrich VIII. eine Scheidung brauchte, da begründete er halt die anglikanische Religion dafür.

Oder als der Kalif Al-Hakim mit Konstantinopel verhandeln musste, da schickte er als Unterhändler seinen Onkel Orestes - der war nämlich orthodoxer Patriarch von Jerusalem und dort entsprechen hoch angesehen (hat nix geholfen, die Byzantiner haben ihn wohl trotzdem vergiftet ...).

Dynastie und Politik stehen hier immer weit höher als Religion.

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Was gibt es da zu verstehen? Lies den Wikipedia Artikel. Da werden Ausgangslage, Belagerung, Eroberung und Folgen beschrieben,  in recht gut verständlichem Deutsch. Ich kann dir das doch hier nicht mühsam zusammenstellen. Und für ein Referat erwartet man von dir, dass du dich selbstständig eingearbeitet hast,

Konstantinopel (heutiges Istanbul) war damals die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches (Oströmisches Reich). Konstantinopel galt als uneinnehmbar. 1453 schafften es jedoch die Osmanen Konstantinopel nach mehrmaligen versuchen einzunehmen. Das war der Untergang des Byzantinisches Reiches.

Lg

Don2Key  02.05.2017, 16:17

Dazu zu sagen wäre noch das die Byzantiner stark christlich geprägt waren und die Osmanen halt Muslims

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rr1957  04.05.2017, 12:04

das mit dem "uneinnehmbar" galt da schon lange nicht mehr - schon 1204 hatten westliche Kreuzfahrer Konstantinopel gewaltsam erobert ... nur bis dahin hatte man es für uneinnehmbar gehalten.

Danach war Konstantinopel fortdauernd ein Spielball im Machtgerangel zwischen Franken, Griechen und Türken, mit laufend wechselnden Bündnissen.  Die Einstufung als Franken, Griechen oder Türken hat nix oder wenig mit Abstammung zu tun, sondern mehr mit Religion: Franken = katholisch, Griechen = orthodox oder heidnisch, Türken = muslimisch, und dann gabs noch Juden und Venezianer und auch Genuesen und Russen und Wikinger/Waräger und Normannen und Catalanen dort. Und auch Mongolen, siehe "Tamerlan".

Es war hat die Hauptstadt und alle haben dort mitgemischt.

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Was gibt es daran nicht zu verstehen? Die Mohammedaner haben
nach jahrhundertelanger Expansion und unzähligen Angriffen auch auf Konstantinopel schließlich auch die Hauptstadt des christlich geprägten Oströmischen Reiches und Sitz des christlich-orthodoxen Patriarchen  erobert.

Der "Kulturkontakt" sah dann ganz konkret so aus:

»"Über die Stadt brach nun die Hölle los. „Am Mittag färbten sich Straßen und Gassen rot von Blut [...] Die Häuser wurden geplündert, Frauen, Männer und Kinder vergewaltigt, gepfählt oder auf andere Art umgebracht, die Kirchen zerstört.“ Viele Einwohner flüchteten sich in die Kirche „Hagia Sophia“ (Heilige Weisheit). Sie wurden mitsamt ihren Priestern, welche die Messe lasen, erschlagen oder in die Sklaverei verschleppt.

Der Augenzeuge Kritobulos spricht von 4000 Ermordeten, etwa zehn Prozent der Bevölkerung Konstantinopels. Eine andere türkische Quelle, die Chronik des Aschikpascha-zade, vermerkt: „Die Ungläubigen wurden zu Sklaven gemacht, und ihre schönen Mädchen wurden von den Glaubensstreitern in die Zelte genommen.“«


https://www.welt.de/geschichte/article151643691/Roms-letzter-Kampf-gegen-die-Heere-des-Islam.html

Und weil nicht wenige Mohammedaner offensichtlich heute noch stolz sind auf diese Greueltaten, werden unzählige Moscheen hierzulande nach dem Eroberer von Konstantinopel "Fatih-Moschee", also Eroberer-Moschee genannt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Fatih-Moscheen