Gibt es einen Unterschied zwischen Lustprinzip und Unlustprinzip

4 Antworten

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Lustprinzip bedeutet, dass die Gesamtheit der psychischen Aktivität zum Ziel hat, Unlust zu vermeiden und Lust zu verschaffen.

Dieses bleibt so weitgehend in Freuds Werk erhalten.

Anfangs bezeichnete Freud (1900) dies jedoch als Unlustprinzip, Die Motivation fuße auf der aktuellen Unlust, nicht auf die Aussicht auf zu erreichende Lust. Es handele sich um einen automatisierten Regulationsmechanismus. Freud greift hier auf Fechner (1848) zurück.

Schließlich gelangte er zum Lustprinzip (so). Problematisch bleibt aber eine unklare Definition von Lust und Unlust. Er ordenete dies zunächst der ökonomischen Betrachtung des psychischen Apparates unter (Spannungsreduktion und Spannungsanstiegsvermeidung bzw. im Rahmen des Konstanzprinzips im Sinne einer Konstanthaltung).

In Freud (1920) versucht er (wie er selbst warnt, hoch spekulativ), dieses zu relativieren. Ausgangspunkt waren verschiedene klinische Beobachtungen, die mit diesem Prinzip nicht vereinbar waren, wie zB der Wiederholungszwang (also ein Wiederholen von Unlust). Die Gedanken dieser Arbeit werden nicht von allen Analytikern geteilt, es gab sogar heftige Widerstände gegen die in der Arbeit postulierten Ideen (und nicht nur gegen die des "Todestriebes").

Insofern ist der Unterschied der Blickwinkel auf die Motivation die Antwort auf deine Frage, wobei eben das Lustprinzip das frühere Unlustprinzip ablöste.

  • Fechner, G. Th. (1848). Über das Lustprinzip des Handelns.
  • Freud, S. (1900). Die Traumdeutung.
  • Freud, S. (1920). Jeseits des Lustprinzips.
MSPriv  06.11.2013, 20:30

Nachtrag:

Schließlich gelangte er (Freud, 1915) zum Lustprinzip ...

  • Freud, S. (1915). Triebe und Treibschicksale.
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SingleTangle 
Fragesteller
 08.11.2013, 11:51
@MSPriv

Ja super, Kompetenz bei GF - und wurde nicht gelöscht - stark! Da mach ich gleich noch nen Versuch.

betreffs Lust- & Realitäts-Prinzip...

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MSPriv  09.11.2013, 11:27
@SingleTangle

Vielen Dank.

Bezüglich diener anderen Fragen fällt es mir schwer, auf so allgemeine Fragen kurz zu antworten (eigentlich müssten diese in Teilaspekte aufgegliedert und dann in längeren Abhandlungen beantwortet werden, wozu mir die Zeit fehlt).

Insofern bleibt dann oft nur, fast triviale Anworten zu geben, die der Matierie letztlich aber gar nicht gerecht werden. Wikipedia ist iA ok, stiftet aber evtl (auch) mehr Verwirrung, da ja streng genommen eine mehr oder minder intensive Einarbeitung in die grundlegenden Konzepte und va deren Entwicklungen erforderlich ist, um ein Verstehen vermeitlich allgemeiner Konzepte zu ermöglichen.

Wenn es dich wirklich interessiert, wäre es mM angebracht, Kontakt zu ein einem psychoanalytischen Institut in deiner Nähe aufzunehmen und bzgl. der Möglichkeit einer Gasthörerschaft nachzufragen.

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Alle Antworten hier waren Unsinn. Das Lustprinzip besagt, dass der Psychische Apparat danach bestrebt ist sich möglichst erregungsfrei zu halten und ankommende Erregung so schnell wie möglich wieder abzuführen. Das Abführen von Erregung wird als Lust, das Steigen des Erregungsniveaus oder Anhalten eines sehr hohen Erregungsniveaus wird als Unlust wahrgenommen. Im freudschen Seelenmodell, wie er es im 7. Abschnitt der Traumdeutung darlegt, funktioniert allerdings nur der ältere Teil des Psychischen Apparats nach diesem Prinzip (das ist der Teil, der später zum Es werden sollte). Die Prozesse, die im Dienste dieses Prinzips stehen heißen Primärprozesse. Darauf thront der zweite Teil des psychischen Apparats der dem Realitätsprinzip folgt und ankommende Erregung bindet, um damit pschische Arbeit zu verrichten. Die Prozesse dieses System werden Sekundärprozesse genannt und entspreichen ziemlich genau kognitiven Prozessen wie dem bewussten Denken. Das Unlustprinzip wiederum ist ein Arbeitsprinzip des psychischen Apparats, das bereits auf primärer Ebene vorhanden ist, sich aber auch in die sekundäre fortsetzt. Das Ziel dieses Prinzips ist es Unlust zu vermeiden, d.h. zu vermeiden, dass große Erregungssummen den Psychischen Apparat überhaupt erreichen. Das Unlustprinzip steht daher im Dienste des Lustprinzips und unterstützt dessen Arbeitslogik, ist aber nicht identisch. Der Unterschied liegt darin, dass das Lustprinzip die Arbeitsweise mit vorhandenen Erregungen bestimmt, während das Unlustprinzip die Arbeitsweise mit zukünftigen Erregungen bestimmt, also dahingehend sie möglichst zu vermeiden.

Ich persönlich glaube, dass das Unlustprinzip im Gegensatz zum Lustprinzip weniger ein allgemeines Prinzip als vielmehr ein psychisches System ist, das man neurologisch in der Amygdala lokalisieren kann. Freud hat es allerdings als Prinzip aufgefasst und die meisten Psychoanalytiker haben den Fehler gemacht es mit dem Lustprinzip zusammenfallen zu lassen.

Nein. Es gibt keinen Unterschied. Es unterscheidet lediglich das Motiv zu dem geleisteten aktiven oder passiven tätig sein. Als Beispiel ist die Formulierung :" Das Glas ist halb voll." oder " Das Glas ist halb leer." bekannt. Es unterscheidet nur die beiden unterschiedlichen Erlebnisformen, der objekiven Wirklichkeit, in Bezug der undialektischen Subjektivität des Individuums in der Dynamik.

Prinzip der spannungsreduktion: die Grundlage des Lustprinzip und des Todestrieb

... das Nervensysthem bestrebt ist, etwas in seinen Funktionsverhältnissen, was man die Erregungssumme nennen mag, konstant zu erhalten, und das es diese Bedingung der Gesundheit durchsetzt, indem es jede sensieblen Erregungszuwachs assoziativ erledigt oder durch entsprechend motorische Reaktion erledigt ( S.Freud 1892)

Es ist nicht vollkommen und weiterentwickelt. Es bezieht sich nur auf Emotionen eines einzelnen Objektes. Gesammtgesellschaftlich fehlt uns heute noch die Wissenschaft der Evolution der Emotionen. Tragisch und schade.

Lust und Unlust sind beides Signale des Unterbewusstseins, einmal bejahend und einmal ablehnend. Insofern gibt es keinen großen Unterschied zwischen Lustprinzip und Unlustprinzip.

Doch der Schwerpunkt liegt anders. Beim Lustprinzip liegt er auf dem Streben nach Lustgewinn, auch wenn dabei Unlust auf dem Wege liegt. Beim Unlustprinzip auf der Vermeidung von Unlustigem, auch wenn einem dabei mögliche Lust entgeht.