Unterschied Tiefenpsychologie und Psychoanalyse?
Ich bitte um ernst gemeinte Antworten von Leuten, die sich auch wirklich auskennen, denn leider habe ich den Unterschied noch nicht verstanden. Danke.
2 Antworten
Gemeinhin werden alle theoretischen Ansätze,die von dynamischen unbewussten Prozessen ausgehen, der Tiefenpsychologie zugeordnet (z.B. auch verschiedene philosophische Ansätze).
Die Psychoanalyse ist eine von Sigmund Freud begründete Wissenschaft vom dynamischen Unbewussten, die auch eine spezifische Untersuchungsmethode und eine Behandlungsform darstellt. Heute gibt es drei große Hauptströmungen (Psychoanalyse (Freud und Nachfolger), Analytische Psychologie (Jung und Nachfolger und Individualpsychologie (Adler und Nachfolger)). Innerhalb der Psychoanalyse (Freund und Nachfolger) unterscheidet man zurzeit vier große Schulen (Triebpsychologie und Weiterentwicklungen, Ich-Psychologie und Weiterentwickungen, Selbstpsychologie und Weiterentwicklungen und die Objektbeziehungstheorien und Weiterentwicklungen).
Aus der Psychoanalyse wurden auch verschiedene psychotherapeutische Ansätze entwickelt.
In Deutschland fasst man diese unter den Verfahren Analytische Psychotherapie und Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie zusammen. Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie hat sich klar gegen diese Aufteilung entschieden (plädiert damit für eine Abschaffung der Tiefenpsychologisch fundierten Therapie). Sie ist aber für die Ausbildung (-sinstitute) wichtig, da so eine alleinige Ausbildung in tiefenpsychologisch fundierter Therapie möglich ist. Diese ist deutlich kürzer und v.a. viel billiger, als eine Ausbildung in Psychoanalyse (mit der dann sowohl analytische wie auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ausgeübt werden kann).
Für eine Analytiker gibt es insofern - im Gleichklang mit dem wissenschaftlichen Beirat - keine Unterschiede in der konkreten Behandlung, man kann auch jederzeit aus einer tiefenpsychologisch fundierten Therapie eine analytische Psychotherapie beantragen, wenn dies notwendig ist.
Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie kann aufgrund der vorgegebenen max. Frequenz, Stundenzahl und Beantragungsverfahren nur einen verhältnismäßig bewusstseinsnahen aktuellen Konflikt mit klarem Auslöser fokussiert und eingegrenzt bearbeiten, für alles andere gibt es die analytische Psychotherapie. Wobei analytisch ausgebildete Therapeuten auch hier (unter der Bezeichnung tiefenpsychologisch fundiert) eher psychoanalytische Kurzpsychotherapien (z.B. Fokaltherapie nach Balint, Analytische Psychotherapie nach Luborsky uvm) durchführen, wozu aber eine analytische Ausbildung nötig ist, eine teifenpsychologisch fundierte Ausbildung reicht dazu nicht aus.
Ich kenne mich etwas in Transaktionsanalyse aus, gehört sicher in den Bereich Psychoanalyse. Eine noch ganz gute Gegenüberstellung gibt es hier
http://aain-delmenhorst.de/media/seminare/TP%20vs%20PA.pdf
Hoffe es hilft dir ein wenig weiter.
Es mag sein, das Transaktionsanalytiker gern zum Bereich der Psychoanalyse dazu gehören würden, tun sie aber nicht.