FSJ-Problem

5 Antworten

Sprich mal mit dem Personalrat Deiner Klinik, oder gleich mit der Gewerkschaft verdi. Ansonsten lass Dich krank schreiben wegen psychischer Probleme aufgrund Mobbing oder so was. Das wirkt wenn man einen gelben Schein vom Arzt hat, und außerdem kannst du ein bisschen entspannen und dich neu sortieren, und die Gespräche mit Vertrauensleuten vom Personalrat und vielleicht auch mit Anderen Stellen (Gewerkschaftbüro oder psychosomatische Grundversorgung beim Hausarzt - 20 minuten-Gespräch ohne besondere Anträge die man beim psychologen bräuchte) oder Gewerkschaft oder der Stelle, der dein FSJ verwaltet.

Hallo Moonchild. Ich habe mein FSJ ebenfalls am 1.9.2010 begonnen, und seitdem häufen sich nurnoch die Probleme. Ich würde mich sehr für deinen Bericht interessieren, dieser würde meine Eindrücke der Freiwilligen sozialen Sklaverei mit hoher Wahrscheinlichkeit wiederspiegeln. Vielleicht kann man sich ja auch gegenseitig helfen.

Zu Beginn war auch Ich stets motiviert, "gutes zu tun", den Pflegekräften so gut es geht zu helfen und für jedes Problem der Patienten ein offenes Ohr zu haben. Nach einiger Zeit merkte ich jedoch, dass ich nicht zur Unterstützung da bin, sondern anstelle einer 100% Arbeitskraft, mit entsprechendem Arbeitsumfang, jedoch nicht mit entsprechendem Lohn.

Während die anwesenden Schwestern keinen blassen Schimmer davon haben, wie es ist, mit 200€ pro Monat überleben zu müssen, schoben sie mir stets IHRE Aufgaben zu, selbstverständlich unter massivem Zeitdruck und einem grinsen im Gesicht. Natürlich hatten alle Schwestern immer SEHR wichtigen Schreibkram zu erledigen, wenn eine leichte körperliche Anstrengung wie Essen austeilen anstand.

Der Berg voller Arbeit fordert mit der Zeit ihren Tribut, begleitet von teils starken Rückenschmerzen und absolut garkeiner Motivation, morgen nochmal zum Dienst anzutanzen und sich zum Affen zu machen. Tag für Tag, Woche für Woche, und das für 200€ und 160h/Monat. Natürlich ist das Abschieben der Arbeit auf mich nicht der einzige Grund, warum ich mit dem Fsj abgeschlossen habe.

Schon der 1. Monat meiner Arbeit war unter aller Sau. Die Führung durch das Haus wurde mir von meinen in den nächsten Tagen zugestandenen Pausen abgezogen, welche generell fast nie stattgefunden haben. Wenn irgendetwas falsch lief, war stets ich daran Schuld. wenn ich etwas falsch machte, nannte man mich mehrerer denkwürdiger Titel eines Schwachkopfes.. Dem Niveau des Teams entsprechend sank auch das Niveau der Unterhaltungen, die ich mit den Schwestern bzw. der Stationsleitung hatte.

Im Laufe der Zeit machte ich dann nurnoch, worauf ich Lust hatte, nämlich garnichts, außer zu Rauchen, SMS zu schreiben und zu telefonieren, schließlich musste der Tag ja irgendwie überstanden werden, wenn man nicht zufällig wegen "Fieber" Zuhause bleiben musste. =) Viele Vorfälle führten dazu, dass ich nun garkeine Lust mehr habe, in die Arbeit zu gehen. Wozu auch? Sollte man sich bei der Arbeit nicht wenigstens wohl fühlen, wenn man schon halbwegs für Lau arbeitet? Wo sollte ich irgendeine Motivation her bekommen? von meinem Kontostand? Oder, weil ich "Gutes vollbringe"? Alle Argumente kann man über Bord werfen, wenn der Pförtner der Einzigste ist, welcher das eigene soziale Engagement entsprechend würdigt. Als Fsj´ler erwartet man ja nicht in den Himmel gehoben zu werden, jedoch hätte in manchen Situationen ein einfaches "Danke" vollkommen ausgereicht.

Das hier war vielleicht keine direkte Antwort auf deine Frage, aber vielleicht kannst du ja in diesem Text etwas wiedererkennen. Allen Anderen, die vorhaben, das Projekt "FSJ" anzugehen, kann ich nur davon abraten. Macht besser einige Praktika in unterschiedlichen Einrichtungen, wenn euch die Orientierung für eine geeignete Ausbildung fehlt (wie mir zurzeit), oder nehmt einen 400€-job an, den bekommt man immer. Eine einfache Rechnung würde zeigen, dass ihr bei einem 400€-job in 2 Wochen soviel verdient, wie ein FSJ´ler in einem Monat. Und das bei gerademal 1/4 der Arbeitszeit!

Natürlich, "Geld ist nicht alles", doch dieses Sprichwort nützt euch spätestens dann nichts mehr, wenn ihr euch für eure geleistete Arbeit auch mal was kaufen wollt, oder euer Auto mal kaputt geht. Dann hilft euch nämlich keine Sau, kein soziales Engagement, keine Erfahrung.

So, liebe Moonchild, reden bringt nicht viel bei Fachidioten wie bei uns in der Arbeit. Melde dich krank, beende die Sache und such dir etwas, das dir wirklich Spaß macht, ein Team, mit dem du gerne arbeitest. Wechsel im Fsj oder kündige komplett, die Entscheidung bleibt dir überlassen. ich habe meine Entscheidung getroffen, nämlich die 2. genannte.

moonchild1510 
Fragesteller
 06.01.2011, 20:44

Vielen Dank für deine Antwort. Ich erkenne viel von meinem FSJ wieder. So z.B. das ständige Abschieben der Schwesternarbeiten auf einen selbst, die plagenden Rückenschmerzen und vor allem der Zeitvertreib durch Sms und sonstige Dinge. In letzter zeit bin ich echt Verfechter des Gedankens für 150 tacken fahr ich hin, falte ein paar zettel und bin anwesend... Hauptsache man ist Seelsorge für die Schwestern. Und ja, auch ich ging anfangs total motiviert heran, hatte für alle ein offenes Ohr, beschäftigte mich mit den Patienten... Verdammt, ich könnte dir wahrscheinlich von den ersten 50 patienten noch Name und Tätigkeiten von denen aufzählen, weil es Anfangs selbstverständlich war, sich mit ihnen zu unterhalten. Mittlerweile sitze ich nur noch bei ihnen, rede aber kaum noch, weil es doch eh nichts bringt. Nach 3 Wochen reisen sie ab, und es kommen neue, nur die Besatzung bleibt gleich und Tag für tag darf man sich anhören, wie sich die Schwestern gegenseitig ausspielen. Habe heute be einem Träger angerufen und die nette Dame riet mir, ihre Nummer an unsere Abteilungsleitung zu geben, damit die dann eine Verbindung zum Träger herstellen. Dadurch würde ich dann die langersehnten Seminare bekommen und vor allem über das doppelte des jetzigen Taschengeldes... Also mal sehen was morgen rauskommt. Entweder die Leitung wird meinen unsch erhören und mich einem Träger übergeben, oder sie sind mich los, denn ich habe mich für ein FSJ beworben, nicht für ein einjähriges, bezahltes Praktikum.

0
Biohazard90  06.01.2011, 21:11
@moonchild1510

Im Prinzip ist es bei uns beiden ähnlich. Bei mir reisen die Patienten auch ab, mit einem kleinen Unterschied: da gehts in den Himmel. Tag für Tag sterben bei uns Patienten vor sich hin, die Schwestern ziehen eiskalt ihre Sache durch und verziehen sich, drücken sich bestenfalls vor der Arbeit, die ich dann machen soll. Ich wurde in meiner Arbeitsweise von den Schwestern behindert. ich hatte mir vorgestellt, ich rede etwas mit den Patienten, verstehe sie, und bin nur zur Unterstützung da. Mache eben das, wofür die Schwestern keine Zeit haben. Doch letztendlich wurde ich in deren hektische und kalte Arbeitsweise hineingezogen.. Und so möchte und werde ich nicht mehr arbeiten. Ein letzter, recht heftiger Streit mit den Vorgesetzten, hat meine Entscheidung zu kündigen noch befürwortet. Ich hatte es mir einfach anders vorgestellt, abgesehen von den Beleidigungen, die mir tagtäglich um die Ohren flattern.

0
Honolulux  19.11.2020, 18:35

Hi, deine Antwort ist zwar schon 10 Jahre her, ich bin aber gerade in genau derselben Situation und bin so froh, nicht die einzige zu sein...:( danke!

0

Ein reguläres FSJ funktioniert nur mit 3 Parteien, dich als FSJler, die Einsatzstelle und einem FSJ Träger. Ein Vertrag von allen Parteien unterschrieben ist Voraussetzung! Im FSJ erhälst du Taschengeld (ca. 190 €) und Verpflegungsgeld und bist vor allem komplett Sozialversichert(Kosten werden von Einsatzstelle übernommen!) Wenn das bei dir nicht der Fall sein sollte, würde ich an deiner Stelle das was-auch-immer-Verhältnins kündigen, bringt doch nix dich zu quälen. Wenn du Glück hast findest du noch einen anderen Träger der dir ein FSJ für 6 Monate ermöglicht...

Wenn es gar kein richtiges FSJ ist, also keinen Träger hat, hat es doch keinen Sinn es bis zum Ende durchzustehen.

Bei einem FSJ gibt es doch auch Schulungen teil (25 Tage sind Pflicht für FSJler). Und Du bekommst eine Bescheinigung für das Jahr, das Dir als Wartezeit bei einem Studium angerechnet wird.

Wenn diese Bedingungen nicht gegeben sind, bist Du nur billige Arbeitskraft.

Du kannst Deine Arbeitskraft dann auch teurer verkaufen.

was heisst, keinen Träger? Bist du nicht über eine FSJ-Vermittlungsstelle da hin gekommen? Ich krieg hier gerade die Info, fuer'n FSJ gibts 300 Euro, nicht 150.

moonchild1510 
Fragesteller
 04.01.2011, 17:00

Ein bekannter machte dort auch ein FSJ, und deswegen bewarb ich mich gleich bei der Klinik, von einer Vermittlungsstelle wusste ich ehrlich gesagt zu dem Zeitpunkt nichts.

0
HiFiech  04.01.2011, 18:49
@moonchild1510

oha - in dem Fall solltest du jetzt vielleicht mal eine kontaktieren und deinen Fall schildern, und auch deinen Bekannten mal fragen, ob der ebenfalls mit 150 Euro abgespeist wurde. Ich halte das für hochproblematisch wenn die Klinik unter dem Decknamen "FSJ" Jugendliche als Arbeitssklaven abzockt.

0