Blickwechsel 07. Februar 2024
Deine Fragen an einen Lokführer 🚂
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Freizeit?

1 Antwort

Man kann hier nicht wie bei anderen Berufen pauschal sagen, an welchen beiden Wochentagen er komplett frei hat und ab welcher Tageszeit er sonst üblicherweise in den Feierabend geht, da die Eisenbahn nunmal an jedem Tag und jeder Zeit fährt. Deshalb gibt es Schichtdienste, die man grob in Früh-, Tages-, Spät- und Nachtdienste einteilen kann.

Anders als bei Fahrdienstleitern und Weichenwärtern auf Stellwerken, wo die Dienstzeiten häufig immer gleich festgelegt sind (beispielsweise 6–14, 14–22 und 22–6 Uhr), haben Lokführer bei vielen Unternehmen minutengenau getaktete Dienstaufträge und damit auch Dienstbeginn- und Endzeiten, die selbst bei gleicher Schichtlage sich täglich um einige Minuten oder Stunden unterscheiden. So geht der Spätdienst an einem Tag beispielsweise 10 Minuten vor der ersten Zugfahrt um 14:46 los und endet nach dem Abstellen des Zuges und der Wegezeit vom Abstellbahnhof zurück zur Einsatzstelle um 23:03. Am nächsten Tag ist es ebenfalls ein Spätdienst, da wird aber ein anderer Zug gefahren, der erst um 15:57 abgelöst wird, dafür endet der Dienst an diesem Tag bereits um 22:39.

Unter dem Strich gibt es vertraglich dennoch eine festgelegte Stundenzahl pro Woche, bei der theoretisch ein freies Wochenende „herausspringen“ würde, praktisch müssen aber natürlich auch an Wochenenden die Dienste besetzt und Züge gefahren werden, weshalb der Dienstplan ersatzweise z. B. den Mittwoch und Donnerstag als freie Tage in dieser Woche vorsieht. Vielleicht gibt es in der nächsten Woche auch einige sehr lange Dienste, sodass man gleich drei Tage frei hat. Und natürlich hat man bei einem Spätdienst den ganzen Vormittag für sich, bei einem Nachtdienst den ganzen Tag (was nach dem Schlafengehen davon noch übrig ist) und bei Früh- und Tagesdiensten dann noch etwas vom Nachmittag, wie man es von den meisten anderen Berufen kennt.

Die Schichtlagen wechseln meist nach den zwei freien Tagen, zum Beispiel von Spätdienst auf Tagesdienst. Die Dienstlänge ist bei den Unternehmen verschieden. Gerade im Güterverkehr sind es meist recht lange Dienste (12 Stunden, ggf. länger), dafür hat man anschließend mehrere Tage frei. Im Personenverkehr sind es die angesprochenen zwei oder drei freien Tage pro Woche, bei durchschnittlich 9 Stunden langen Diensten. Es kann aber durch ungünstige Folgedienste auch vorkommen, dass man vor einem freien Wochenende bis 21 Uhr arbeiten muss, am Montag aber bereits um 6 Uhr wieder anfangen soll.

Doch wie gesagt, anders als andere Angestellte, die ihr Leben lang von Montag bis Freitag um 06:30 Uhr das Haus verlassen müssen und 17:00 Uhr wieder daheim sind, hat man hier die Abwechslung, auch vormittags oder unter der Woche den ganzen Tag frei zu haben und zu ganz verschiedenen Uhrzeiten den Dienst zu beginnen und zu beenden, was ich persönlich sehr angenehm und abwechslungsreich finde.

Aber keine Angst, man bekommt nicht am Vortag gesagt, wann man morgen wieder auf Arbeit sein muss oder ob man frei hat. Es gibt eine ganze Jahresübersicht mit den festgelegten freien Tagen (Ruhetagen) und jeden Monat bekommt man dann auch einen Plan, dem man entnehmen kann, in welcher Schichtlage man dazwischen arbeitet.

Insofern hat es wie alles Vor- und Nachteile, aber ich finde es sehr angenehm, eine Woche mal nachmittags mehr Freizeit durch Frühdienste zu haben, dafür in der anderen Woche bei Spätdiensten wieder ausschlafen zu können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung