Freier Wille - existiert er, oder ist er eine Illusion?

Das Ergebnis basiert auf 6 Abstimmungen

Freier Wille existiert nicht. 67%
So ein Unsinn! Freier Wille existiert. 33%
HeinrichLuff  06.06.2021, 19:22

Welches Video?

Lass228 
Fragesteller
 06.06.2021, 19:22

Habe es auf dem Wort verlinkt. Hier nochmal der Link:

https://vm.tiktok.com/ZMeEUNmro/

HeinrichLuff  06.06.2021, 19:24

Tiktok ist für mich keine relevante Quelle

Lass228 
Fragesteller
 06.06.2021, 19:25

Es geht mir auch nicht darum, dass da was behauptet wurde, ich wollte wissen, was ihr zu diesem Gedankengang sagt.

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
So ein Unsinn! Freier Wille existiert.

Das Thema ist umstritten und es ist sehr schwer, eine Auffassung dazu eindeutig zu beweisen. Es können Argumente genannt und überprüft werden.

Meiner Meinung nach ist die Existenz von Willensfreiheit deutlich plausibler als ihre Nicht-Existenz.

Menschen haben ein inneres Erleben von Freiheit, was zumindest ein starkes Argument für die Existenz von Willensfreiheit ist, weil auch bei Vertretern eines Determinismus das subjektive Erleben nicht als durchschaute Täuschung verschwindet. Dies erzeugt eine intuitive Hinneigung zur Annahme, einen freien Willen zu haben.

Die Existenz von Willensfreiheit wird mit Auffassungen bestritten, wonach er in Wirklichkeit ganz bestimmt ist und die Entscheidung notwendig so ausfällt, wie sie geschieht.

Solange die Existenz von Willensfreiheit in dem angegebenen Sinn nicht eindeutig widerlegt ist, besteht kein durchschlagender Grund, die Auffassung aufzugeben, die große Bedeutung für unser Selbstverständnis hat.

Ich habe auch Zweifel, ob Menschen, die eine Existenz von Willensfreiheit verneinen, bereit sind, immer wieder einen hohen Geldbetrag zu zahlen, wenn jemand in einer einfachen Wahl (z. B. einen Apfel oder eine Birne zu nehmen) eine andere Entscheidung trifft, als sie vorhergesagt haben (theoretisch wäre eine Vorhersage mit völliger Sicherheit möglich, wenn die These über Willensfreiheit richtig ist; der Ausweg wäre wohl eher, praktischen Wissensmangel über die Verursachung geltend zu machen) .

In dem Video fehlt es an Problembewußtsein und die sehr knappe Darlegung beschränkt sich auf Gleichsetzung von Kausalprinzip(Ursache-Wirkungs-Prinzips) und ein Determinismusprinzip (strikte Determiniertheit). Diese Gleichsetzung ist aber falsch.

Menschen sind in ihrem Wollen frei, wobei diese Freiheit keine absolute Freiheit ist, die in keine Bedingungen/Umstände eingebettet ist (als wäre eine Person in ihrem Wollen ganz unabhängig, völlig losgelöst, beliebig, freischwebend, keinerlei Einflüssen ausgesetzt), sondern eine Freiheit, bei der es Einflüsse gibt.

Menschen haben, wenn sie nicht in ihrem Person-Sein schwerwiegend beeinträchtigt sind, Freiheit in ihrem Wollen. Es gibt eine offene Zukunft und einen Spielraum.

Willensfreiheit« meint sinnvollerweise, eine Person sei in ihrem Wollen/als wollende/in ihrer Fähigkeit zur Willensbildung/in ihren Entscheidungen frei. Träger der Freiheit ist die Person (dies ist die genauere Zuordnung der Freiheit, während ein Ausdruck wie »freier Wille« etwas ungenau ist, weil ein Wille immer das ist, was gewollt wird, und die Bezeichnung »frei« bei einer Sache, die nicht eigener Träger, sondern eine Fähigkeit/ein Vermögen ist, keinen sinnvollen Bezug hat und der Aussage nichts an Inhalt hinzufügt).

Freiheit ist eine Fähigkeit. Wer frei ist, kann eine Wahl treffen.

Freiheit kann nicht einfach mit bloßem Zufall gleichgesetzt werden. Denn dann fehlt jede Grundlage für eine Selbstbestimmung.

Freiheit ist mit dem Vorliegen von Einflüssen/Faktoren verträglich. Ein voraussetzungsloses, unbedingtes, absolutes Losgelöstsein/Freischweben ganz nach Belieben, das eine Illusion wäre, ist nicht erforderlich. Gründe (Menschen verfolgen z. B. Zwecke/Ziele) für ein Handeln und ein Wollen bedeuten nicht eine keine Wahl lassende Notwendigkeit.

falsche Gleichsetzung von Kausalität und strikter Determiniertheit

Kausalität (Ursache-Wirkungs-Prinzips) und ein Prinzip strikter Determiniertheit werden nicht selten gleichgesetzt, was aber falsch ist.

Der Grundsatz, alles Geschehen aus dem Vorliegen eines Zusammenhangs von Ursache und Wirkung zu erklären (jedes Ereignis hat eine Ursache) ist nicht das Gleiche wie ein Prinzip strikter Determiniertheit. Daraus, dass notwendigerweise jedes Ereignis eine Ursache/einen zureichenden Grund hat, kann nicht abgeleitet werden, dass jedes Ereignis unausweichlich notwendig ist.

Es gibt eine weitergehende (und daher zu begründende) Zusatzbehauptung, jedes Ereignis unterliege ausnahmslosen Gesetzen, die es mit strikter Notwendigkeit festlegen. Dabei ist offenbar an Naturgesetze gedacht (wobei nicht jede Art von Naturgesetzen für die These herangezogen werden kann, sondern nur Sukzessionsgesetze [Verlaufsgesetze]). Der Ablauf des Geschehens unterliegt angeblich ausnahmslosen Verlaufsgesetzen, die vereinfacht ausgedrückt Sätze der Form „immer wenn etwas der Art A geschieht, dann geschieht danach etwas in der Art B“ sind. Bei völlig gleichen Bedingungen, die auf gleiche Objekte wirken, werden demnach genau gleiche Folgen eintreten.

Ein universaler strikter Determinismus dieser Art, der darauf hinausläuft, der gesamte Weltlauf sei durch Anfangsbedingungen und Naturgesetze ein für alle Mal alternativlos festgelegt, kann meiner Meinung nach nicht empirisch überprüft werden. Denn das Universum können wir nicht zweimal in den genau gleichen Zustand bringen, sozusagen mit einer Neustarttaste für den Weltlauf. Verlaufsgesetze für einen universalen Determinismus sind auch nicht angegeben worden.

Wenn in der Willensbildung unterschiedliche Überlegungen vorhanden sind, liegen bei sonst gleichen Umständen Bedingungen zu dem Zeitpunkt der Verursachung vor, die nicht gleich sind, und lassen alternative Möglichkeiten zu. Willensfreiheit ist also mit Kausalität vereinbar. Eine Betrachtungsweise, als seien sämtliche Bedingungen der am Ende getroffenen Entscheidung schon vorab, vor der Willensbildung, fest gegeben, und Verursachung nur so denkbar, ist verfehlt.

Menschen haben die Fähigkeit, sich etwas vorzustellen und auszudenken, das nicht in der gegenwärtigen Lage gegeben ist. Entscheidungen stehen am Ende eines Willensbildungsprozesses. Regungen, Wünsche und Neigungen setzen sich nicht automatisch durch. Menschen haben zumindest grundsätzlich die Möglichkeit, innezuhalten und zu ihnen auf Abstand zu gehen (Supensionsvermögen). Sie können überlegen und bewußt ein Ziel anstreben.

Als Grundhandlung des Denkens kann ein unterscheidendes Erfassen verstanden werden. Wollen ist ins Handeln übergehendes Denken. Ein Gedanke kann formal grundsätzlich stets bejahend oder verneinend sein (A oder Nicht-A als Alternative). Daher kann auch eine Entscheidung getroffen werden, eine Handlung durchzuführen oder nicht.

Neurowissenschaftliche Experimente und ihre Deutungen:

Ergebnisse der Hirnforschung haben bisher die Existenz von Willensfreiheit nicht widerlegt.

Eine Darstellung des Gehirns oder irgendwelcher Teile von ihm wie ein handelndes Subjekt, das (statt der Person insgesamt) Träger von Wahrnehmungen, Denken, Fühlen und Entscheidungen ist, also weit mehr als Ort des Geschehens, ist verfehlt. Ein Gehirn ist kein Subjekt. Es ist falsch, eine Person und sein Gehirn wie zwei verschiedene Subjekte einander entgegenzustellen. Das Gehirn ist ein Teil des Gesamtsystems, eines lebendigen Organismus. Ein Standpunkt kann die These sein, das Gehirn allein sei ausschlaggebend. Dann sollten ihm aber keine Handlungen zugeschrieben werden, sondern nur etwas wie Vorgänge bzw. Prozesse, die ablaufen. Bei einer anderen Auffassung als der, daß eine Person denkt und das Gehirn ein Werkzeug (Organ) des Denkens ist, fehlt ein Subjekt und eine Redeweise, das Gehirn denke, wolle, entscheide, beginne eine Handlung (und Ähnliches), ist nicht folgerichtig. Es handelt sich um einen Kategorienfehler. Wenn tatsächlich das Gehirn alles steuert, ohne irgendein Lenken einer Person, kann es keine Entscheidungen und Handlungen geben, sondern nur etwas, das Quasi-Entscheidung und Quasi-Handlung genannt werden kann.

Wenn Korrelationen (Entsprechungen) von Gehirnzuständen und mentalen Zuständen/Denken/Entscheidungen nachgewiesen werden, bedeutet dies keine strikte Determiniertheit. Die physische Realisierung ist dann eine notwendige Bedingung, aber keine hinreichende Bedingung. Wer Korrelationen einfach schon für ausreichend hält, Determiniertheit anzunehmen, verwechselt notwendige Bedingung und hinreichende Bedingung.

Eine bei Experimenten gemessene Gehirnaktivität, die einer auf der Ebene des Bewusstseins empfundenen Entscheidung zeitlich ein klein wenig vorausgeht, ist nur ein Bereitschaftspotential, nicht die Entscheidung. Eine Vergegenwärtigung von Gedanken im reflektierenden Bewußtsein ist als zeitlich zumindest geringfügig später sowieso zu erwarten. Eine vorausgehende noch nicht bewußte neuronale Aktivität legt aber nicht endgültig fest, schließt Kontrolle, was handlungswirksam wird und was nicht, nicht aus.

Ein ziemlich neues Experiment hat nachgewiesen, dass vom Bereitschaftspotential die Entscheidung noch nicht festgelegt wird, sondern eine eingeleitete Bewegung noch abgeändert werden kann (bis ungefähr 0, 2 Sekunden vor Ausführung, wo eine Grenze der Reaktionszeit liegt). Der Forscher, der das Experiment durchgeführt hat, neigt in seiner allgemeinen Auffassung einer strikten Determiniertheit zu. Eine Argumentation mit dem Bereitschaftspotential gegen die Existenz von Freiheit hält er nun für nicht aufrechterhaltbar. Er versucht seine Weltanschauung mit einer Aussage zu wahren, es gebe vorausgehende Hirnprozesse. Dabei mangelt es aber an einer echten Begründung, warum so der Ablauf strikt determiniert sei.

https://die-grossen-fragen.com/2016/03/17/willensretter-wider-willen-1-libets-werk-und-haynes-beitrag/

https://die-grossen-fragen.com/2016/04/03/willensretter-wider-willen-2-warum-wir-wissenschaftlich-gesehen-frei-sind/

http://www.spektrum.de/news/unser-wille-ist-doch-nicht-so-unfrei/1397002

http://www.deutschlandfunkkultur.de/neue-erkenntnisse-zur-willensfreiheit-wie-das-gehirn.976.de.html?dram%3Aarticle_id=371055

http://www.faz.net/aktuell/wissen/ist-das-gehirn-fremdgesteuert-endlich-befreit-14034210.html

Freier Wille existiert nicht.

Beispiel?

WOHER kommt eine Ueberzeugung?

Zwei Babies / Kleinkinder werdn nach 25 Jahren Studenten. das eien meint dann: Ach was ne kaputte Welt. Das andere Boa Ey - ist die Welt nicht schoen....

"Keiner kann anders, als er ist. Der freie Wille ist eine Illusion. Die Annahme zum Beispiel, wir seien voll verantwortlich für das, was wir tun, weil wir es ja auch hätten anders machen können, ist aus neurobiologischer Perspektive nicht haltbar."

Prof. Wolf Singer Hirnforschung, Max Planck Institut Frankfurt

 

"Die Idee eines freien menschlichen Willens ist mit wissenschaftlichen Überlegungen prinzipiell nicht zu vereinbaren. Wissenschaft geht davon aus, dass alles, was geschieht, seine Ursache hat, und dass man diese Ursache finden kann.

Für mich ist unverständlich, dass jemand, der empirische Wissenschaft betreibt, glauben kann, dass freies, also nicht determiniertes Handeln denkbar ist."

Prof. Dr. Wolfgang Prinz Psychologe, Hirnforschung Max-Planck-Institut, Leipzig

 "Wenn ein allmächtiger und allwissender Schöpfer alles verfügt und alles voraussieht, stehen wir einer so unlösbaren Schwierigkeit gegenüber wie der des freien Willens und der Prädestination."

Charles Darwin

Hängt von dem Maßstab ab, in dem man es betrachtet. Betrachtet man das sehr Systematisch und grob, indem man sagt: Das ist ein Mensch, er hebt ein Glas, er kann jetzt aber plötzlich Go spielen, oder geht zur Arbeit, kann man von freiem Willen reden. Betrachtet man das aber in größeren Maßstäben, indem man sagt: Ein Mensch ist ein Konstrukt aus miteinander wechselwirkenden Systemen basierend auf die Naturgesetze, so ist die Sache in absehbarer Zeit und mit unseren derzeitigen Mitteln nicht klärbar. Denn wir verstehen die Naturgesetze nicht insofern, dass wir sagen könnten diese folgen einer festgelegten Systemartik(in dem Fall gäbe es keinen freien Willen). Vielleicht folgen sie aber auch dem Zufall, und das Gehirn ist tatsächlich in der Lage diese Zufälle für unseren Körper so zu lenken, sodass wir aus eigentlich zufälligen Alternativen eine bestimmen wählen oder diese ablehnen können(in dem Fall könnte man von freiem Willen reden). Aber hier könnte man auch wieder einwenden: Was ist, wenn diese Maßstäbe vom Zufall lenkenden Gehirn auch nicht die höchsten sind? Was ist, wenn es eine Dimension über uns gäbe? Man könnte dann ja sagen wir betrachten es wieder nur in zu kleinen Maßstäben wie in Punkt 1, und müssen tiefer blicken. Wenn wir dann noch tiefer in eine vierte Dimension blicken, vielleicht kommen wir wieder zu dem selben Schluss.

Also im Prinzip hängt es wie gesagt vom Maßstab ab, indem wir es betrachten. Und entweder gibt es keinen gemeinsamen Konsens, oder wir sind derzeit nicht in der Lage diesen Konsens zu bestimmen. Und jeder, der was anderes sagt, als ,,Wir wissen es nicht" (es sei denn er argumentiert damit, dass es vom Maßstab abhängt) und sagt: Genau eine der beiden Antwortmöglichkeiten stimmt, und keine andere, erzählt Mist, und seine Antwort strotzt vor ungerechtfertigter Überheblichkeit.

Diese Frage ist psychologisch und philosophisch noch nicht komplett geklärt.

Die Philosophie sagt eher ja, die Psychologie eher nein.

Ich sage eher ja, aber der freie Wille ist nicht maßgeblich für Entscheidungen. Beispiel: Alkoholsucht - da ist der freie Wille nicht besonders relevant.

So ein Unsinn! Freier Wille existiert.

Natürlich verfügt jeder Mensch im Prinzip über einen freien Willen, da er, im Gegensatz zu Tieren, nicht allein von seinen Instinkten und Trieben geleitet wird.

Wie viel davon unterm Strich noch übrig bleibt, wenn mal alle Manipulationen und Zwänge wegrechnet, sei mal dahingestellt.