Falsches Intrument gewählt oder schlicht nicht lernfähig/keine Lust?

5 Antworten

Du solltest zuerst einen Lehrer vor Ort suchen. Online Schulen sind nicht ideal. Ein Lehrer kann die Inhalte auf dich abstimmen und dich auch motivieren. Du solltest bedenken, dass ein Instrument keine Sache für zwischendurch ist, sondern eher eine Lebensaufgabe. Ich spiele seit fast einem halben Jahrhundert Orgel und fühle mich noch immer manchmal wie ein unfähiger Anfänger...

Setze dir realistische Ziele. Virtuose Solos gehören dazu nicht, sondern eher am Anfang ganz simple Stücke in der Komplexität von einfachen Kinderlieder.

Sprich mal mit deiner örtlichen Musikschule. Mit einem verständnisvollen Lehrer bekommst du wieder Spass daran.


Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 21:53

Werd ich tun danke

Ein Musikinstrument zu lernen ist in der Regel ein Marathon, kein Sprint. Viele Schüler werden erst nach einigen Jahren auf vielen Instrumenten einigermaßen gut. Also, da ist das Anfängerstadium überwunden.

Das, was du aufgezählt hast, sind verschiedene Faktoren. So etwas führt normalerweise immer zur Überforderung. Man lernt erst EINEN Faktor, übt den intensiv, variiert ihn ggf. und nimmt dann einen zweiten hinzu. Oder man lernt verschiedene Faktoren, akzeptiert aber, dass man sie längere Zeit nur rudimentär beherrschen wird, weil es einfach zu viele Sachen sind, auf die man parallel achten muss. Das schafft KEINER.

Ich habe mir als Erwachsene aus Spaß ein Cello gekauft (erst geliehen, dann gekauft) und autodidaktisch gelernt. Ich hatte keine hohen Ziele und Unterricht hätte mich zu der Zeit zu sehr gestresst, ich hätte mir selbst enormen Druck gemacht und nichts hinbekommen (kannte das schon von 10 Jahren Geigenunterricht).

Jedenfalls habe ich mir für das Cello unter anderem ein Heft gekauft, in dem NUR Übungen für leere Saiten standen. Man würde denken, das machen vielleicht Kinder in den ersten Stunden, weil die die Saiten noch nicht greifen können. Ich spiele diese Übungen jetzt immer noch zum Einspielen (habe das Cello jetzt 3 Jahre). Mit diesen Übungen fokussiert man sich auf einen bzw. wenige Aspekte: Keine Greifhand, nur Bogenhand. Fokus auf eine oder zwei Saiten am Stück. Fokus auf Notenlänge und Strichart.

Dann arbeitet man sich hoch mit einfachen Tonleitern in verschiedenen Tonarten, dann einfachen Etüden, dann einfachen Stücken - und jeweils vielen Wiederholungen.

Schaue dir mal Übungsvideos für Saxophon auf Youtube an - auch von Profis. Wie spielen die sich ein? Woraus besteht eine Übungsstunde bei denen? Worauf achten sie? Was sollte man regelmäßig wiederholen? Was sind Basisübungen?

Und dann isoliere EIN Element daraus und übe das täglich, vielleicht auch nur 2 bis 5 min, so lange, bis du es wirklich gut kannst und dann nimm ein zweites dazu.

Suche auch gezielt nach möglichen Fehlern und Fehlerquellen. Für das Cello habe ich mal zufällig ein Video gefunden, in dem ein Lehrer demonstrierte, wie der Bogenwinkel (also ob der Bogen gerade oder schräg gehalten wird, wenn er auf die Saite trifft) und die Parallelität zum Steg den Ton beeinflussen. Dass ein falscher Winkel zum Quietschen führt. Dass auf der höchsten Saite der Winkel ganz anders als auf den anderen Saiten und wie man das kontrolliert.

Wenn man das weiß und es tatsächlich mal quietscht, hat man einen Anhaltspunkt, was man außer dem Bogendruck noch ändern könnte. Damit hat man mehr Sicherheit, als wenn man sich immer nur erschreckt, weil es mal schräg klingt, aber nicht so genau weiß, woran das liegen könnte.

Also, isoliere mal verschiedene Aspekte, die für die Grundlagen wichtig sind und übe die einzlen nach und nach ein. Dafür gibt es sicher auch einige Videos online oder du suchst mal nach einem Grundlagenbuch zum Saxophonüben.

Wichtig ist auch, immer die Ruhe zu bewahren und ganz langsam und kontrolliert an die Sache heranzugehen.

Es gibt so ein Phänomen bei einigen Schülern, dass man bei Fehlern das ganze Stück SCHNELLER und HEKTISCHER wiederholt, weil das "ja jetzt kappen muss" und dann irgendwann frustriert aufhört.

Besser ist es, bewusst so wenige Elemente wie möglich zu isolieren und langsam und gezielt zu üben. Bspw. dann erst mal nur den Ansatz. Dann einen Ton. Den Ton halten. Den Ton in mittlerem Tempo zweimal wiederholen. Dreimal. Viermal. Ton länger halten. 2 kürzere Töne spielen. Usw.

Ein beliebter Fehler ist es auch, wenn es irgendwo hakt, diese Stelle zu spielen und dann wieder von vorne anzufangen und dann wieder hängenzubleiben, weil man vergessen hat, auch den Übergang zu der schweren Stelle bewusst zu üben.

Ob du Talent hast oder nicht sieht man meiner Meinung nach eher nach mehreren Wochen oder Monaten. Es gibt Menschen, denen bestimmte Instrumente eher liegen als andere. Aber oft scheitert es eher daran, dass man die falschen Übetechniken nutzt und bestimmte Techniken am Instrument nicht komplett versteht oder nicht genug Geduld aufgebracht hat.

Du brauchst nur Geduld.

Je älter man wird, desto länger dauert das Lernen. Einen onlinekurs halte ich in Deinem Fall für ungeeignet, denn Du brauchst einen speziell auf Dich zugeschnitten Unterricht. Saxophone sind tolle Instrumente, die Beherrschung braucht allerdings echt lang (hab selbst Eines). Nicht aufgeben, nur Geduld. Du schaffst das schon 😉

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 21:54

Vielen Dank werde mich mit der örtlichen Musikschule auseinandersetzen, grad gegoogelt dass die Saxophon auch anbieten 😊

Lumpi7273  24.01.2025, 22:01
@Krul31

Sehr schön. Dort lernst Du in Deinem Tempo. Alternativ bieten auch viele Musikvereine/Kapellen und Spielmannszüge Unterricht an.

Lumpi7273  24.01.2025, 22:35
@Lumpi7273

Gerade weil Du an ADHS erkrankt bist, ist für Dich Einzelunterricht die beste Lösung. Oft gibt es dort auch mehrere Lehrer für das gewünschte Instrument und für den Fall das Du mit dem Ersten nicht klar kommen solltest, gibt es bestimmt eine Alternative. Viele Dinge werden Dir völlig überflüssig und sinnlos vorkommen, aber um das Instrument zu beherrschen gehören auch unter Umständen Atemübungen dazu. Sprich immer direkt mit dem Lehrer, wenn Dir etwas schwer fällt oder Du etwas nicht verstehst. Mein Klarinettenlehrer pflegte zu sagen "mindestens eine Stunde am Tag üben, dann wird das". Ich wünsche Dir viel Spaß und tolerante Nachbarn, denn Anfangs wird es einige schiefe Töne geben.

Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 23:00
@Lumpi7273

Mit den Grundübungen (bin nicht sicher ob ich das selbst beigebrachte evtl. sogar komplett verwerfen sollte, aufgrund evtueller Fehler) verbringe ich momentan am Tag (und ja ich weiß man kann auch zu lange üben) bis zu 3 Stunden, und das ist nur ÜBEN, ich mache als Fingerübung noch einfache Stücke und Tonleitern als „freies spielen“ für ca eine Stunde ZUSÄTZLICH.

Lumpi7273  24.01.2025, 23:33
@Krul31

So lange Du das Mundstück richtig benutzt und dabei nicht die Wangen aufbläst, bist Du auf einem guten Weg. Die Fingerübungen sind super 😉

Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 23:54
@Lumpi7273

Für zu Hause hab ich da was. (Funktioniert aber bestenfalls für Fingerübungen, da kein Mundstück mit Blatt) hab zusätzlich noch ein günstiges digitales, das Rhythmus, und Fingerübungen mit Kopfhörer zulässt, andererseits aber weder Vibrato noch komplexere Intonationen.

Ich schreibe jetzt einfach mal ein paar Dinge, die mir dazu einfallen und auch auf meine eigenen Erfahrungen bezogen (habe auch eine ADHS Diagnose, muss natürlich nichts damit zu tun haben). Vielleicht hilft dir ja was davon.

Ich verstehe gut dieses Gefühl, dass man schon wieder versagt. Ich habe das auch, dass ich mir hohe Ziele setze (sehe ich aus dem "proffessionell" bei dir) und mich selber unter Druck setze. Irgendwann wird dann auch eine Sache, die mir eigentlich nur Spaß machen soll, zu so einem großen Thema, dass es sich wie eine Pflicht anfühlt. Ich hab dann ein schlechtes Gewissen, dann blockiere ich mich weiter selber und dann wird alles noch schlimmer. Aus deinem Text interprätiere ich, dass du das Instument schon noch magst und theoretisch Spaß am Spielen hast. Also ich denke nicht, dass es das falsche Instrument ist und du keine Lust mehr hast. Du hast ja auch schon Stücke gespielt, also zu dämlich bist du eher auch nicht.

Es hört sich eher an, als wäre die Art zu lernen nicht die Richtige. Und übrigens gibt es Menschen, die keine Noten lesen können und trotzdem ein Instrument gut spielen können. Ich habe auch Probleme Grundlagen und Techniken zu lernen, weil man danach keine Erfolge sieht und der Sinn vielleicht nicht direkt ersichtlich ist. Das würde ich so betrachten, dass es besser ist, dass du überhaupt spielst als dass du es ganz lässt. Wenn ich das jetzt mal bei mir auf das Thema Handarbeiten übertrage, lerne ich z.B. auch nie erstmal die Grundlagen zu einer Handarbeit. Es fällt mir leichter, irgendwo anzufangen (durchaus bei schwierigeren Projekten) und bei Problemen dann die Technik zu recherchieren und wie andere Leute das machen. Das ist manchmal frustrierend und ich mache sicherlich oft "Umwege", weil ich mir etwas falsch beibringe. Aber so erkenne ich direkt, warum ich eine Technik lerne und habe Erfolge, weil ich ein Problem gelöst habe. Das ist immer noch besser als wenn ich gleich aufgebe.

Ich muss mir auch immer wieder bewusst machen, dass ich auch dabei bleiben kann, obwohl ich das Lernen einer Fähigkeit eine Zeit lang vernachlässigt habe. Man kann einfach weiter machen.

Ich würde dir raten nochmal andere Varianten für dich auszuprobieren, die dir beim Lernen helfen. Vielleicht war ja auch nicht der Unterricht an sich das Problem, sondern, der online Kurs hat für dich einfach nicht gepasst. Ich kann mir vorstellen, dass du Musiklehrer*innen finden kannst, die das ganze etwas freier gestalten und sich eher nach deiner Art zu lernen richten. Mir persölich fällt es auch im direkten Kontakt leichter als online. Ich würde an deiner Stelle nochmal verschiedene Wege dein Instrument zu lernen (alles, was dir so einfällt, auch wenn es nicht der "normale" Weg ist) ausprobieren. Falls es dir nicht hilft, kannst du es ja immer noch lassen.


Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 21:43

Das war beiseite, die beste, detaillierteste und verdammt nochmal motivierendste Antwort die ich hier JE bekommen habe.

dein Text hat vieles genau ins Schwarze getroffen. Ich danke dir

Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 21:50
@Krul31

Werde dranbleiben, niedrigere Ziele setzen, und es langsamer und geduldiger angehen. Sobald ich einen Abendkurs (arbeite immer bis 18 Uhr) finde zusätzlich mit professioneller Hilfe min 1mal die Woche,

kann dir für deine netten Worte grad nicht genug danken

Krul31 
Beitragsersteller
 24.01.2025, 21:50
@Krul31

beiweitem* nicht beiseite haha