Erfahrungen bei extrem panischen Pferden?

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ich habe mal ein paar Jahre jedes Jahr bei Senhor Luis Valenca (kannste googlen) in Portugal geritten. Natürlich auf seinen Schulpferden. Einzelunterricht. Es war ein Vergnügen und ich habe ihn auch Pferde anreiten gesehen. Ganz toll. Freundlich, konsequent. sehr geduldig mit feinster Hand. Die Pferde waren allesamt sehr fein zu reiten, obwohl es Hengste waren.

Aber einmal bekam ich ein Pferd, das anders war. Es war nicht bekloppt, sondern "tot" stumpf. Ein lebloser HIlfeschaltkasten, der keine Freude machte zu reiten. Die Serretanarben waren deutlich zu sehen. Komisch, denn seine Kappzäume waren noch dick mit Fell umwickelt.

Komisch. So was kannte ich bei Senhor Luis nicht. Ich fragte ihn dann hinterher ganz schüchtern, denn ich wollte ihm ja nicht unterstellen, dass er Schuld daran war, wie das denn sein könnte. Oder ritt ich vielleicht zu schlecht?

Er guckte mich ganz verachtungsvoll an und sagte dann: "DAs Pferd kommt aus Spanien und ist von Spaniern angeritten worden." Dass er dabei nicht auf den Boden gespuckt hatte, war alles. Ich wusste nicht: hält er von den spanischen Reitern nichts oder kann er als Portugiese die Spanier generell nicht leiden? (Auch das!). Ich habe dann später erfahren. dass die großen port. Reiter von den Spaniern generell nicht viel halten.

Es kann also sein. dass dein Pferd sehr, sehr böse Erfahrungen gemacht hatte und einfach Angst hat. Hat es Serretanarben auf der Nase?

Da hilft nur Zeit. Such dir einen sehr guten Ausbilder, der willens ist, das Pferd nicht von Null an auszubilden, sondern von minus 100 an. Schade, dass Linda Tellington nicht zur VErfügung steht. Die könnte dir helfen! Schütze ihn im Gegenzug vor den Parellis dieser WElt.

Mein SB besitzt so einen Spanier. Er hat ihn ebenfalls als völlig verdorben vor Jahren gekauft. Und hat lange, sehr lange gebraucht, bis er ihn korrigiert hatte. Jetzt ist er Filmpferd und unter den Anfängern, die die Schauspieler nun mal sind, auch sehr brav. Er weiß: die verlangen nichts von mir. Aber wenn die Frau meines SB ihn reitet - sie reitet M - und von ihm dann auch mehr verlangt als Tata Reiten, kann er durchaus noch schwierig werden.

das pferd wurde wie genau aufs erste aufsitzen vorbereitet, wie vom boden gearbeitet, wie an den sattel gewöhnt, hat welche signale gegeben, bei denen man davon ausgehen kann, dass das pferd bereit zum anreiten ist?

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Ich kenne das Bild ebenfalls sehr gut. Mein Spanier war genauso, als wir ihn bekommen haben. Da war er aber schon über 10 Jahre alt und durch viel Hände gegangen. Ich kann nur empfehlen, viel Geduld zu haben und Azor immer freundlich und bestimmt zu begegnen. Eine tickende Zeitbombe sind diese Pferde meiner Erfahrung nach nur, wenn sie kein Vertrauen finden können und nicht verstanden werden. Mein Spanier braucht beim Reiten klare und ganz ruhige, deutliche Kommandos. Er reagiert super fein, möchte aber immer genau wissen, was zu tun ist. Das ist dann die Aufgabe des Reiters: immer präsent sein, freundlich und klar in den Kommandos und wenn der Stress losgeht, Ruhe reinbringen und nichts mit Gewalt durchboxen wollen. Das ist schon manchmal ganz schön anstrengend. Aber es lohnt sich. Nach meiner Erfahrung gehen diese Pferde dann mit ihren Menschen durch dick und dünn - bis in den Tod - wie im Stierkampf eben. Ein Tipp, der mir sehr geholfen hat: wenn der Stress beim Pferd zu groß wird, absteigen, viel reden, streicheln, ein paar Meter zusammen gehen, und wenn er sich beruht hat, für ein paar Meter wieder aufsteigen. Dann VOR dem Stress wieder absteigen, auch wenn es nur drei Schritte waren, und gemeinsam spazieren und immer wiederholen. Das hat meinem Spanier das Vertrauen gestärkt und heute reiten wir zusammen aus - ohne Piaffe und Angstschweiß. Am Anfang hat er wie Azor nach fünf Runden getropft und ist nur noch piaffiert. Da hilft auch kein Ausbilder/Trainer, wenn er diese Stierkampfpferde nicht kennt, denn hier muss die Psyche des Pferdes trainiert werden. Dafür braucht man Spezialisten, die wir hier ganz selten haben. So viele Stierkampfpferde gibt es eben nicht in Deutschland.
Ich wünsche Euch Vertrauen, eine gute Basis und viel Geduld auf dem Weg zum Reitpferd.

Dieser Beitrag spiegelt meine persönlichen Erfahrungen und Meinung mit Stierkampfpferden wieder. Er hat keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Jedes Pferd ist anders und andere Erfahrungen und Meinungen sind bestimmt ebenso richtig wie diese.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kenne dieses Bild leider sehr gut von Pferden aus Spanien/Portugal - und sage dir aus Erfahrung, da ich schon einige dieser Exemplare unter dem Sattel hatte, es kann durchaus sein, dass dieses Pferd eine tickende Zeitbombe unter dem Reiter bleibt. Muss nicht, aber sich hier was vormachen hilft nun mal nichts - die Chance besteht leider u. ist gar nicht so gering.

Raten kann mir dir nur am besten mit einem Trainer zu arbeiten, der das Verhalten dieser Pferde kennt. Und dann seeeehr kleinschrittig vorgehen und oberstes Gebot: Ruhe reinbringen! Die Runde Schritt ist anfangs schon zu viel. Belass es bei ein paar Schritten vorwärts. Evtl. geht anfangs jemand am Pferd mit. Entspannte Atmosphäre, einfach nur gar nichts vom Pferd wollen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin

Ich würde das Tier für ca ein Jahr in einen professionellen Berittstall geben.

"Gut reiten" reicht lange nicht, um ein Pferd einzureiten, geschweige denn zu korrigieren. Auch ein Trainer vor Ort kann das nicht leisten, was ein Berittstall leisten kann. Hat die Trainerin denn überhaupt Erfahrung mit dem Einreiten von schwierigeren Jungpferden?

Nach einer Runde Schritt gings dann los: extrem panisches Pferd, nach 5min platschnass, Rückwärts GERANNT, seitwärts gerannt, keine Chance nur einen Schritt normal zu gehen...

Was war der Auslöser, wie habt ihr dann reagiert, wie hat das Pferd darauf reagiert, wie wurde die Einheit beendet?

lles wirkte fast schon angelernt...Vater war Stierkampfpferd und es hat auch daran erinnert.

Erlernte Panik? Oder was meinst du mit angelernt? Was hat das mit Stierkampf zu tun?

Dahika  10.06.2021, 15:01

ich würde so ein Pferd auf keinen Fall in einen Berittstall geben. DA sind die Türen oft sehr fest verschlossen. Meine RL hat mal ein ganzes Arabergestüt ausgebildet. Vorher waren die Pferde in einen prof. Berittstall - Pferdewirtschaftsmeister, Goldenes RA - gegeben worden und kamen als Wracks wieder. Ein Araberwallach, mit dem meine RL später L Dressuren geritten ist, warf sich in der Box zu Boden vor Angst, wenn sie mit dem Sattel kam. '
Und Spanier, Lusos sind da nicht viel anders. Man braucht für diese Exoten Bereiter, die das können. Und die sind SELTEN.

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verreisterNutzer  10.06.2021, 15:13
@Dahika

Tut mir leid für dich, dass du keinen guten Berittstall kennst.
Unserer (also der, in dem meine PBs stehen) hat jederzeit Besuchszeit, selbstverständlich ohne Anmeldung, nimmt auch problematischere Pferde, geht mit Ruhe und Kompetenz an alle Pferde und gibt jedem die Zeit, die es braucht.

Wir haben seit ungefähr einem halben Jahr ein Angstpferd, das unter dem Reiter und bei jedem, der potenziell reiten will, absolut panisch wird und mit Angriff reagiert.
Du bist herzlich eingeladen, bei der Arbeit zuzusehen - die besteht übrigens nach wie vor hauptsächlich daraus, mehrfach täglich einfach zu zeigen, dass auf dem Hof nach wie vor keine Säbelzahntiger wohnen und selbst wenn, der Mensch es rechtzeitig erkennen und intervenieren würde.
"Obwohl" wir einige hochkarätige Pferde auf dem Hof haben, ist sich niemand hier zu schade, mit solchen Pferden zu arbeiten oder würde gar die Türen verschließen. Wozu auch, Höfe leben von guter Publicity und Mundpropaganda.

Aber es ist ja schon bekannt, dass du gerne über einen Kamm scherst und vor allem alles in Stein meißelst, das dein heiliger RL/Filmpferdetrainer/Halbgott in Reithosen jemals von sich gegeben hat..

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Dahika  10.06.2021, 15:16
@verreisterNutzer

ich kenne leider zu viele RL, diverse mit Goldene RA. Und die würde ich an exotische Angstpferde niemals ranlassen. Vielleicht bin ich als Araberbesitzerin deshalb verdorben. Und ein Spanier dürfte nicht viel anders sein als ein Araber, vielleicht im Zweifelsfalle aggressiver.

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verreisterNutzer  10.06.2021, 15:23
@Dahika

Dafür kann aber keiner was, wenn du nur lauter komische Leute kennst. Mir persönlich sind Abzeichen völlig egal, auch wenn sie für unsere Bereiterin zB natürlich Voraussetzung sind.

Ich kenne grausige Reiter mit und ohne Abzeichen, Araber mit und ohne inkompetenten Besitzern, Spanier mit und ohne guter Ausbildung..

Ich weiß auch nicht, woher du die ganze Zeit dein "exotische Pferde brauchen exotische Menschen" nimmst, das ist schon dezent extrem.. Ja, für manche Pferde (die sich tatsächlich in manchen Rassen besonders tummeln), braucht man ein Händchen, da gebe ich dir Recht. Aber den ganzen Rest halte ich für völlig haltlos.

Für mich gibt's nur gute und schlechte Pferdeleute.

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