Elektronegatibität?

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Moin,

im schulischen Chemieunterricht lernst du oft zunächst, dass immer dann, wenn ein Metall mit einem Nichtmetall reagiert, eine Ionenverbindung (ein Salz) herauskommt.

Dann erfährst du später von der Elektronegativität als relativem Maß für die Stärke eines Atomrumpfs, ein bindendes Elektronenpaar zu sich heran zu ziehen.

Dabei gibt es dann in der Regel bald auch folgende Faustregeln für die Einschätzung von Bindungen:

  • Eine EN-Differenz von 0,0 bis 0,4 führt zu einer unpolaren Atombindung.
  • Eine EN-Differenz von 0,5 bis 1,7 führt zu einer zunehmend stärker werdenden polaren Atombindung.
  • Eine EN-Differenz ab 1,8 ergibt eine Ionenbindung.

Wenn du dir nun die EN-Werte von Natrium und Schwefel (nach der Pauling-Skala für Elektronegativitäten) anschaust, findest du für die

EN(Na): 1,01 und für Schwefel die
EN(S): 2,44.

Die EN-Differenz beträgt dann (2,44 – 1,01 =) 1,43.

Das aber bedeutet, dass es sich bei der Bindung zwischen Natrium und Schwefel im Natriumsulfid um eine polare Atombindung handeln müsste.

Zum Vergleich:
EN(H): 2,20
EN(O): 3,50
EN-Differenz: (3,50 – 2,20 =) 1,3.

Das zeigt, dass die (in der Tat) polaren Atombindungen im Wassermolekül eine ähnliche Größenordnung haben wie die Bindung zwischen Natrium und Schwefel im Natriumsulfid.

Und das zeigt, dass die oben genannten Faustregeln in den EN-Differenzen lediglich das sind, was sie sind, nämlich Faustregeln. Sie stimmen oft, aber es gibt (etliche) Ausnahmen.

In solchen Fällen hilft oft eine Kombination beider Regelsysteme. Die EN-Differenz einerseits und die Metall-Nichtmetall-Verbindungsregel andererseits. Das führt nämlich dazu, dass du die Bindungen im Natriumsulfid als überwiegend ionischer Natur einzuschätzen ist, obwohl die reine EN-Differenz diese Einschätzung nicht hergibt.

Übrigens geht das auch anders herum: Im Fluorwasserstoff (HF) beträgt die EN-Differenz zwischen Wasserstoff (2,2) und Fluor (4,17)
EN-Differenz: (4,17 – 2,20 =) 1,97!

Da müsste man eindeutig von einer Ionenbindung ausgehen, wenn man einzig und allein auf die Faustregeln zu den EN-Differenzen vertrauen würde. In Wirklichkeit ist die H–F-Bindung eine extrem stark polare Atombindung. Das wird erst einigermaßen verständlich, wenn man die andere Faustregel: Nichtmetall und Nichtmetall ergeben Atombindungen berücksichtigt.

Fazit:
Die EN-Differenzen sind nur Faustregeln zur Einschätzung des Bindungscharakters.
Die Regeln
Metall-Nichtmetall--->Ionenbindung und
Nichtmetall-Nichtmetall--->Atombindung
sind andere Faustregeln zur Einschätzung von Bindungsverhältnissen.
Die Kombination beider Regeln führen zu einigermaßen verlässlichen Einschätzungen. Ein Faustregel-System allein ergibt weniger verlässliche Ergebnisse.

Alles klar?

LG von der Waterkant

iiws0897 
Fragesteller
 12.02.2021, 20:07

Vielen dank❤🤗

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EN Differenz ist 1.4. Theoretisch sollte das dann eine stark polare Atombindung sein (<1.7); praktisch ist es aber eine in hübschen Kristallgittern vorkommende ionische Verbindung.

iiws0897 
Fragesteller
 12.02.2021, 19:38

VIELEN DANK❤❤

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