Einbeintrab beim Pferd: Gewichts- oder Taktverschiebung?

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3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja, leider ein Fehler, aber ein sehr weit verbreiteter, tut mir leid ;-)

Die Bergauftendenz darf keinesfalls davon herrühren, dass die Vorhand nach oben gerissen wird, sondern muss dadurch entstehen, dass die Hinterhand sich setzt - die Hufe sollten aber wirklich immer zeitgleich auf- und abfußen.

Ich würde an Deiner Stelle alles geben, dass die Fußfolge wieder passt und dann erst wieder an das Training denken, was Du möglicherweise unter dem Sattel im Trab machst. Überlastungserscheinungen sind definitiv nicht auszuschließen bei solchen Fehlern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
LyciaKarma 
Fragesteller
 04.01.2016, 19:56

Die Hinterhand ist -nach meinem Empfinden- ja schön aktiv, kommt unter den Schwerpunkt.  

Wie genau würdest du denn trainieren, damit sich das wieder gibt? Habe weder Stangen noch sonst irgendwas. Habe eine Reitwiese und Gelände.  

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Baroque  04.01.2016, 20:07
@LyciaKarma

Man müsst jetzt den Bewegungsablauf genau studieren, ob das Vorderbein verfrüht oder das Hinterbein verspätet abfußt oder ob beides gleichermaßen passiert. Und dann entsprechend einwirken. An der Longe könnts schwierig sein, weil Du die Einwirkung auf beide Beinpaare mit Deinen beiden Händen und Deinem Rumpf alleine machen musst. Unterm Sattel kannst entkoppelt mit den Beinen das Hinterbein beschleunigen und mit den Händen (richtige Hand zu richtigem Bein - viel Spaß beim Koordinieren!) das Abfußen des Vorderbeins einbremsen. Daher vermute ich, tust Dich in diesem Fall unterm Sattel sogar leichter.

Hast jemanden, der gut sehen kann, der parallel schauen kann?

Ansonsten hast oder kannst Dir eine Videokamera und ein Stativ leihen, dass Du es Dir aufzeichnest und genau - am besten in Zeitlupe und in den wesentlichen Momenten stoppen - ansiehst nach jeder Einheit?

Vergleiche:

1. Wie läuft das Pferd unbeeinflusst?

2. Was passiert, wenn Du nur hinten Gas gibst?

3. Was passiert, wenn Du vorne einbremst?

4. Was passiert, wenn Du von beidem ein bisschen machst?

Daraus kannst dann Deine Schlüsse ziehen, wie Du das Problem "bearbeiten" kannst.

Nebenbei: Dass biomechanisch irgendwas im Weg steht, ist ausgeschlossen? Weil die Hufe erzeugen sowas schon auch mal, wenn sie nicht 100% zum Gebäude der Pferde passen. Genauso kann ja am Skelett auch irgendwas sein, was das Pferd dazu veranlasst.

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LyciaKarma 
Fragesteller
 04.01.2016, 20:44
@Baroque

Danke für die ausführliche Antwort!  

Ja, soweit ist ausgeschlossen, dass es die Hufe sind. Habe vorhin meine manuelle Therapeutin angeschrieben, die schaut ihn sich auch nochmal an, obwohl es eigentlich passen sollte.  

Am Skelett, wo du es sagst. Das.. lass mich überlegen.. ich glaub, es müsste das obere Ende des Oberarmbeins oder eben das Brustbein sein (?) steht recht weit raus. Woher das kommt, wissen wir nicht. Meine m. Therapeutin meinte, dass sie sowas nicht kennt und auch nicht weiß, woher es kommen könnte.

Das war auch schon immer so und ist wohl weder schmerzhaft noch sonst irgendwas. Bisher konnte mir keiner sagen, was das ist. 

Vielleicht hast du ja eine Idee?

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Baroque  04.01.2016, 20:56
@LyciaKarma

Erinnerst mich bitte bei Gelegenheit dran, dass ich mir das mal ansehe. Spontan hab ich keine Idee, aber bin auch seit einiger Zeit mit so eine blöden Grippe am Kämpfen und geh jetzt über ein Erkältungsbad ins Bett.

Wennst magst, schreib mir mal PN und schick mir zwei Fotos (möglichst auch in hoher Auflösung), wo man das am kompletten Pferd und auch im Detail sieht. Dann könnt ich mal Mechanik spielen und sehe, ob das irgendwie ein anderes Gangbild als bei anderen Pferden verursachen könnte.

Hab übrigens grade im Web anhand neuer Fotos auf den Webseiten einer bekannten Trainerin hier aus der Gegend dasselbe gesehen, wie Du beschreibst und bei denen gegengecheckt, die ich als besondere Vorbilder werte - da passiert's nicht. War nur zu müde, Dir paar Links zu picken. Würde ich dann auch per PN schicken, will denen mit den kleinen Fehlern ja nicht öffentlich ihr Geschäft vermiesen, indem ich Koordinationslegastheniker da schreib "hab den Fehler gefunden!" ;-)

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Es gibt viele Behauptungen zu diesem Thema, viele leider gänzlich unausgereift oder polemisch. Das Problem der diagonalen Einbeinstütze ist ihre Komplexität. Die Ursachen sind je nach Fußungsphase unterschiedlich und die Auswirkungen aufgrund ihrer potentiellen Gesundheitsgefährdung des Pferdes weitreichend. Damit hat sich leider noch niemand so sehr im Detail befasst. Lass dich bitte nicht verunsichern von Halbwissen, es gibt eigentlich eine ganz leichte Erklärung!

Wer sich wirklich im Detail mit dem Phänomen auseinandersetzen möchte, der sollte hier vorbeischauen: http://blog.hippothesen.de/einbeintrab/


Ob es gesundheitsschädigend ist, weiß ich nicht. Auf lange Sicht ist es sicher besser, wenn ein Pferd keinen Einbeintrab hat.

Ich bin in einem Forum für klassische Reiterei, die sich also negativ mit Rollkur und den modernen Tendenzen der Reiterei auseinandersetzt. Vor kurzem wurde eine Bilderserie von den neuen Deckhengsten der Warmblutpferdezucht besprochen. Diese Pferde, hyperbeweglich, hatten alle den Einbeintrab. Er wurde als negativ bewertet - allerdings waren alle Hengste gekört - weil er als Symptom für die Hypermobilität des modernen Warmblutpferdes gesehen wurde.

Keine Ahnung, ob es bei deinem Pferd gut oder schlecht ist.