"Dummheit und Stolz wachsen auf dem gleichen Holz" - Warum sind manche Menschen fast schon stolz darauf, dass sie bestimmte Fertigkeiten nicht haben?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo!

Eine sehr gute & tiefsinnige Frage ------> ich kenne durchaus auch so gepolte Leute & das hängt oft damit zusammen, dass man versucht, die eigenen nicht vorhandenen Kompetenzen auf selbstironische oder "lustige" Weise zu überspielen & den Leuten zu zeigen, dass man über sich selbst lachen kann und sich selbst nicht zu ernst nimmt.

Es ist in der heutigen Zeit nicht mehr "cool", seine Talente zu vertreten und zu zeigen -----> man muss "bescheiden" sein und seinen Nerz nach innen tragen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Da viele das wissen, versuchen sie stattdessen auf diese Weise den Kontrapunkt zu setzen & das als cool und locker zu bezeichnen.

Hoffe, dass ich dir helfen konnte.

Also ich übertrage das Beispiel jetzt mal auf mich wie ich es verstehen würde: Ich bin manchmal sehr faul. Darauf bin ich überhaupt nicht stolz , jedoch gebe ich es ehrlich zu, dass ich auch Schwächen habe und darauf bin ich dann stolz (bzw. meine Schwächen zugeben zu können).

Vllt kommt es bei dir manchmal etwas falsch rüber, weil ich kann mir kaum vorstellen wie jemand stolz auf seine Schwächen ist.

Die Entwicklung einer von dir beschriebenen Haltung hat einen ganz bestimmten Verlauf, der mit der Erkenntnis beginnt, dass man zum einen nicht besonders talentiert ist, d.h. recht begrenzte Fähigkeiten in Bezug auf Intelligenz und Gedächtnis besitzt, und zum anderen, dass es äußerst mühsam und beschwerlich ist, auf bestimmten Gebieten wirklich gut zu sein. 

Das kann bei der Mehrzahl der dieser Menschen dann zu einer eher bescheidenen Haltung führen, die sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten arrangiert. Bei anderen dagegen, die weit stärker von ihrem Narzissmus angestachelt werden, ergibt sich eine Art Protesthaltung. Solche Leute beginnen mit ihren Fehlleistungen und ihrem Unvermögen zu kokettieren. Sie versuchen sich in der Rolle des Verlierers als besonders liebenswert darzustellen, und machen sehr häufig zudem diejenigen madig und lächerlich, die besser und talentierter sind. Von ihnen hören wir dann Spüche wie "Je gelehrter, desto verkehrter!" Gute Leute werden als "ewig besserwisserisch" deklariert, sie würden "oberlehrerhafte Attitüden" zeigen, und viele weitere Plattitüden mehr sollen erreichen, dass der Informierte, der Intelligentere und Erfolgreichere in der Gruppe menschlich diskreditiert wird.

Bilanz: Um wirklich gut zu sein, muss man nicht nur Talent haben, sondern zudem über eine exzellente Arbeitshaltung verfügen, weil in unserer Wissensgesellschaft der Faktenbestand immens ist und zudem ein großes Wettbewerbspotential zwischen den kompetenten Mitbewerbern besteht.

Da ist es oftmals viel leichter, sich mit seiner Unwissenheit und seinem Unvermögen zu brüsten unter gleichzeitiger Abwertung eben solchen Wissens und Könnens. Man hofft dabei auf die Akzeptanz der vielen anderen, die ebenfalls ihre Defizite kennen und die dann den anderen Unvermögenden in ihre Reihen sozial aufnehmen und lieben werden, weil er einer der ihren ist. Besonders bei Alkoholikern besteht eine besondere Neigung, andere zum Trinken zu ermuntern, weil man dann unbewusst hofft, nicht mehr der Gruppe der Ausgestoßenen anzugehören, sondern derjenigen, die das Normalverhalten festlegen. 


Eidolon150 
Fragesteller
 13.05.2017, 22:05

Klasse Kommentar! Danke!

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Du hast so recht. Das setzt aber voraus, dass derjenige sich dessen bewusst ist

manche finden Wissen elitär und antiproletarisch

Eidolon150 
Fragesteller
 13.05.2017, 21:17

Wissen muss nicht zwingend elitär sein. Jeder ist frei genug, zu lernen oder es zu lassen.

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