die SED eine kommunistische Partei?

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es würde sehr viel Zeit und Platz beanspruchen, diese Frage richtig und erschöpfend zu beantworten. Da ich selbst als "Ostberliner" die SED von ihrer Gründung an bis zu ihrem Ende hautnah miterlebt habe, wage ich es, hierzu meine ganz persönliche Meinung zu äußern.Ich selbst habe nie irgend einer Partei angehört. Auf den "Punkt" gebracht, kann man sagen, dass die SED formell betrachtet eine Art "Staatspartei" war. Inhaltlich durchaus kommunistiscch - da 1946 aus der damaligen KPD und SPD zur "Einheitspartei" - mehr oder weniger zwangsvereint worden. Das Argument der Akteure war durchaus nachvollziehbar, man wollte verindern, das die Arbeiterklasse ( als die " alles tragende "Kraft in mehrere Parteien gespalten ist. Die SED-Führung nahm für sich in Anspruch, die historische Mission der Arbeiterklasse zu verwirklichen und auch bedingungslos in die Belange des Staates einzugreifen. Diese Aussage ist auch in der DDR-Verfassung postuliert. Man meinte auch, dass zur Erreichung des Kommunismus folgerichtig erst einmal eine sozialistische Gesellschaft errichtet werden müsse, was zunächst nur unter der "Diktatur des Proletariats" und Führung ihrer Partei , durchsetzbar wäre. In der Praxis sah es so aus: Das Politbüro der SED hatte im Grunde das absolute "Sagen". Als Honnecker sich zum Generalsekretär hatte wählen lassen, bestimmte fasst nur er, was letztendlich beschlossen und dann vom ZK (Zentralkommitee der SED - eigentlich eine "Farce" , dieses ZK!!!) als verbindliche Richtlinie für Miniterratsbeschlüsse, Volkskammerbeschlüsse und Gesetze gegeben wurde. Der sog. "Demokratische Zentralismus" als Ausdruck einer sozialistischen Volkswirtschaft widersprach sich eigentlich in selbst, da die hier sehr grob dargestellten Strukturen überhaupt keine Alternative zulies, als nur "von Oben nach Unten" zu regieren. Was das Politbüro ausheckte ( im wesentlichen durch den geistig/kulturell und ethisch völlig unterbelichteten E. Honecker selbst ), war im übertragenem Sinne so etwas wie das Wort des Kaisers! Damit war die SED, insbesondere ihre Basis , genau betrachtet eigentlich nur "Erfüllungsgehilfe" des Politbüros. Nach meiner persönlichen Einschätzung waren die rd. 2 Mio Parteimitglieder der SED zu etwa 80 % Opportunisten bzw. sog. "Hurrakommunisten", die ihres persönlichen Vorteils wegen ( meist Karriere bzw. auch in Ruhe gelassen zu werden, weil ihre jeweilige Funktion eine Mitgliedschaft unabdingbar machte ) dort eingetreten. Die offiziell geforderte "Kritik und Selbstkritik" als Mittel zur Kärung von Fragen und zur Stabilisierung der Partei, beschränkte sich auf banale Angelegenheiten innerhalb der kleinsten Parteigrmien. Man hielt sich "klug" mit seiner Meinung zurück und bekräftigte seine Loyalität durch "Anschwärzen anderer Kollegen, Genossen, etc. Kritik an der Parteiführung kam erst auf, als die DDR zugrunde ging und die "Ratten" das sinkende Schiff verließen. (Zehntausendfache Parteiaustritte, weil Mitgliedschaft nicht mehr von Vorteil war). Ich habe auch persönlich Menschen kennen gelernt, die den kummunistischen Gedanken auf Grund iher Geistesstruktur ( sozial veranlagt) bejahten und sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit dafür einsetzten. Leider eine kleine Minderheit. Einigen von solchen "wahren" Kummunisten wurde so gar der Prozeß gemacht. Die oberste Parteiführung war nach meiner Einschätzung weder dazu geeignet, noch aufrichtig gewillt, eine wirklich gerechte Gesellschaftsform aufzubauen. Sie hatte sehr zeitig ihr eigenes Unvermögen erkannt und ihre Individuen nutzten ihre jeweilige Positionen bis zum bitteren Ende, ihre eigenen Machtgelüste weitestgehend ausleben zu können. Die SED war also in ihrer Satzung als kummunistisch definierbar, wurde aber von ihrer Führung missbraucht, um festgefahrene , nicht mehr vertretbare und längst reformbedürftige Strukturen zu erhalten. Die DDR-Führung hat der wahren kommunistischen Idee geradezu einen Bärendienst erwiesen. Amen.

Gossiptogo 
Fragesteller
 06.01.2012, 19:04

vielen, vielen Dank für Ihre Antwort, das ist so nett, dass Sie ihre Zeit für mich geopfert haben, damit ich das verstehe, vielen Dank das weiß ich sehr zu schätzen! ihre persöhnliche Meinung hat mir wirklich sehr geholfen vieeelen vielen Dank!!

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Gossiptogo 
Fragesteller
 06.01.2012, 19:06
@Gossiptogo

das ist ja blöd ich kann erst morgen Ihre Antwort als hilfreichste auszeichen :O gut dann wird das eben erst morgen gemacht, aber vielen Dank!

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Collagen2  08.01.2012, 11:47
@Gossiptogo

Hallo "Gossi",
vielen Dank für den Stern. Wenn ich Dir ein wenig helfen konnte, freut es mich und ist damitdie Mühe allemale Wert. Hier bei gf duzt man sich generell - auch wenn ich rein rechnerisch spielend Dein Urgroßvater sein könnte. Noch ein Tipp für Dich: Lies "vernünftige" Bücher, so oft und soviel Du nur kannst. Die damit verbundene Bildungsmöglichkeit ist kaum durch irgend etwas Anderes zu ersetzen. Halte schön die Ohren steif! HG, Jürgen

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XtraDry  06.01.2012, 19:58

Super Antwort, die mehr wert ist, als jeder andere Beitrag hier...

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Collagen2  06.01.2012, 20:49

In Ergänzung meiner Antwort möchte ich noch auf Folgendes hinweisen: Die Parteimitglieder nannten sich selbst "Wir Kommunisten.......". Kommunismus ist eine Weltanschauung, während Sozialismus nur eine Gesellschaftsform ist, die aber als "Vorstufe" zur Errichtung des K. notwendig ist. Im vollendeten Kommunismus soll angeblich jeder nach seinen "Bedürfnissen" leben können. Flüchtig betrachtet hört sich das sehr schön an, aber praktisch gesehen - na völlig absurd. Man wird ganz individuelle Bedürfnisse,solche z.B. die jeder vernünftige Mensch missbilligen würde nicht ausrotten oder verhindern können. Also würde das im Klartext für mich bedeuten, dass Neigungen wie diverse Perversitäten, Vielweiberei, Mordlust usw. ausgelebt werden könnten. Nun, ein Schelm, wer Arges denkt. Ich finde die Streiterei um die Zuordnung der SED , ob nun sozialistisch oder kommunistisch , als völlig überflüssig. Sie nannte sich zwar "sozialistische", war aber sozusagen zu 50 % aus der KPD gebildet worden und hatte als Endziel die Errichtung einer kommunistischen Gesellschaft im Programm. Damit war sie tendentiös auf jeden Fall "kommunistisch".

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Ontario  28.07.2019, 10:21
@Collagen2

Kommmunismus an sich erklärt sich etwas anders. Der ursprüngliche Gedanke von K.Marx war doch der, dass Vermögen auf alle gleich verteilt werden, sodass keiner mehr hat, als der andere.

Dass dies nicht funktioniert hat K. Marx selber erkannt und den Kapitalismus an den Pranger gestellt.

Die SED war aus meiner Sicht keine kommunistische Partei, sondern eine totalitäre an deren Spitze ein Gremium stand, welches das Sagen hatte.

Um diese Ideologie zu festigen, sich der "Untertanen" sicher zu sein, wurde ein ausgeprägtes Bespitzelungssystem angewnadt, um maulfwürde aufzudecken.

Die heutigen LINKEN geben sich zwar demokratisch, weil sie sonst nicht gewählt würden, aber deren Gedankengut hat sich nicht geändert. Von denen wurde keiner vom Saulus zum Paulus.

Mitunter lassen sie ihre Masken auch mal fallen. Z. B. wenn sie fordern, dass z. B. die Fluggesellschaften verstaatlicht werden sollten. Nicht die Macht geht vom Volke aus, sondern von der Partei.

Wohin das letztendlich geführt hat, hat uns die Vergangenheit deutlich vor Augen geführt.

Sie "Collagen2" haben als "gelernter " DDRler das erleben müssen und schlüssig erklärt wie die Abläufe damal in der DDR gewesen sind.

Mir sagte mal einer, als ich die DDR besuchet folgendes. Hätten Strauss und Kohl nicht Milliarden in die DDR transferireren lassen, wäre dieser Staat viel früher pleite gegangen.

Gorbatschow hatte kein Interesse mehr an einem maroden Staat wie die DDR , der nur mit finanzieller Unterstützung am Leben gehalten werden konnte. Das war schliesslich auch das Bestreben und der Vollzug der Wiedervereinigung.

Russland wollte kein Geld in die DDR stecken. Das hat man uns überlassen.

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kommunismus, wie er eigentlich definiert wird, hat es scheinbar noch nie gegeben. alle versuche sind voll daneben gegangen und in eine diktatur ausgeartet.

doch die SED war eine kommunistische partei, die SPD und die KPD haben sich zu der SED zusammen geschlossen. eigntlich sollte es so sein, dass es die diktatur des proletariats wird; in der praxis war jedoch weit davon entfernt.

XtraDry  06.01.2012, 17:50

Unsinn...

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gingerschopf  06.01.2012, 17:55
@XtraDry

was ist jetzt unsinn?, dass sie in der praxis davon weit entfernt waren, naja vielleicht ist das falsch. der rest ist kein unsinn. wenn du das wirklich behauptest, dann hast du wohl keine ahnung.

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XtraDry  06.01.2012, 18:07
@gingerschopf

Das die SED eine kommunistische Partei war, ist Unsinn, sie selbst bezeichnete sich nicht so und wollte es auch gar nicht sein...

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gingerschopf  06.01.2012, 18:13
@XtraDry

da die sed, aber auch aus der kommunistischen partei deutschland bestand, war sie auch zwangsläufig eine.

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XtraDry  06.01.2012, 18:15
@gingerschopf

Sie ENTstand (nicht "bestand") auch aus der sozialdemokratischen Partei Deutschlands, und war dennoch keine, diese Argumentation ist also völlig unlogisch...

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gingerschopf  06.01.2012, 18:17
@XtraDry

die argumentation ist nicht unlogisch, wenn die sed aus diesen beiden parteien bestand, dann war sie auch teils kommunistisch und teils sozialdemokratisch.

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XtraDry  06.01.2012, 18:19
@gingerschopf

Langsam wird's absurd, wir haben hier also eine kommunistisch-sozialdemokratische Partei... :-))) Ist das sowas wie eine diktatorisch-demokratische Staatsform??? Oder eine kapitalistische Planwirtschaft...

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gingerschopf  06.01.2012, 18:24
@XtraDry

oh mann, das ist doch jetzt egal. fakt ist die sed ist eine sozialistische partei bzw. kommunistische, da ja der sozialismus die vorstufe zum kommunsimus ist. so fertig. ende der diskussion.

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XtraDry  06.01.2012, 18:27
@gingerschopf

Is' klar... :-)))

Ich zitiere Dich:

du solltest lieber nicht die kommentare von anderen kritisieren, wenn du selbst anscheinen null ahnung von geschichte hast.

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gingerschopf  06.01.2012, 18:29
@XtraDry

meine argumentation war jetz vielleicht ein bisschen blöd gewählt, aber das heißt nicht, dass ich keine ahnung von geschichte habe. und du hast auch ahnung von geschichte und bist so toll und allwissend, ich verneige mich vor dir. ^^ du hat natürlich recht.

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Ich darf wiedermal konstatieren, dass die Resultate der Pisa -Studien für dieses Land hier voll gerechtfertigt sind!

Auch wenn das Sprichwort lautet, dass es keine blöden Fragen gibt, sondern nur dumme Antworten, möchte ich dies anhand genau dieser Frage voll anzweifeln!

"Gossip-zum-Gehen" (nomen est omen??), bitte sag mir, woher Du Deine Ansichten hast! Ich brauche unbedingt ein effektives Brechmittel!

babulja  06.01.2012, 21:52

Fortsetzung: "Danke" an alle, die mich und viele andere normal denkende und lebende Menschen per Fußabstimmung zu Staatsbürgern dieses Staates gemacht haben!

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Auch wenn die SED aus dem Zusammenschluss von KPD und SPD entstand, so wurde sie innerhalb kürzester Zeit in Organisation und politischer Ausrichtung zu einer sogenannten Partei neuen Typus, also einer Kaderpartei im leninschen Sinne und kann deshalb als Kommunistische Partei bezeichnet werden, auch wenn nicht alle kommunistischen Parteien zwangsläufig leninistische Kaderparteien sind oder waren.