Die Bedeutung von virtus im römischen Staat nach Cicero?

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"Virtus" bedeutet im altrömischen Sinne "Mannhaftigkeit" oder "Männlichkeit". Cicero verwendet den Begriff "virtus" in seinen Schriften auf vielfältige Weise. Einerseits benutzt er ihn in seinen Reden im altrömischen Sinne als Gegensatz zur Muße (otium), andererseits nutzt er ihn in philosophischen Werken, um beispielsweise die Tugendlehre der Stoiker zu kennzeichnen, die das Streben nach Tugend um ihrer selbst willen favorisieren. In seinem Werk "De re publica" betont Cicero die zentrale Rolle von "virtus" im politischen Kontext, insbesondere in Zeiten der Krise der römischen Republik. Er entwickelt sein Verständnis von politisch ausgerichteter "virtus" und argumentiert, dass politisches Engagement vor persönlichem Vergnügen (Voluptas) Vorrang haben sollte. Cicero zeigt auf, dass die innere Notwendigkeit, sich zu vervollkommnen, stärker ist als die Verlockungen des Genusses, und illustriert dies mit historischen Beispielen, wie etwa Cato, der als Vorbild für Fleiß und römische Tugendhaftigkeit dient, die im Staatsdienst ihre wahre Bestimmung und Erfüllung erfährt. Cicero definiert "virtus" als eine natürliche Anlage des Menschen, die politische Tätigkeit erfordert und nicht nur theoretisches Wissen umfasst, sondern auch praktische Umsetzung erfordert. Er argumentiert, dass politische Tugend notwendig ist, um das Gemeinwohl zu verteidigen und zu fördern. Er hebt die Leistungen der Staatsmänner hervor, die durch ihre Gesetze und Sitten die Grundlagen für eine funktionierende Gesellschaft gelegt haben. Cicero betont, dass Virtus (Tugend) vier Kardinaltugenden umfasst: Sapientia (Weisheit), Iustitia (Gerechtigkeit), Fortitudo (Tapferkeit) und Temperantia/Modestia (Selbstbeherrschung). Er zeigt auf, dass "virtus" nicht nur persönliche Tugend, sondern auch politisches Engagement für das Gemeinwohl erfordert. Die moralischen Werte, die die Grundlage der Gesellschaft bilden, sind laut Cicero das Ergebnis tugendhafter Staatsmänner, die das Gemeinwohl (salus communis) über persönliche Interessen stellen. Insgesamt unterstreicht Cicero die enge Verbindung zwischen "virtus" und politischem Handeln sowie die Verantwortung der Staatsmänner, moralische Werte zu fördern und zu schützen. Er plädiert dafür, dass die römische Virtus als Grundlage für die res publica betrachtet werden sollte, die ein gerechtes Staatswesen zum Wohle aller garantiert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – LK Latein