Deutscher Kaiser oder Kaiser der Deutschen? Otto von Bismarck

3 Antworten

Du darfst nicht vergessen, dass das Deutsche Reich aus einem Bund, nämlich dem Norddeutschen Bund hervorgegangen ist, dem sich auch die süddeutschen Fürsten und Könige im Krieg gegen Frankreich angeschlossen hatten. Das deutsche Kaiserreich war auch als deutscher Nationalstaat immer noch ein Bundesstaat mit regierenden Bundesfürsten. Lediglich die Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen waren republikanisch verfasst.

Bismarck war daran interessiert, dass das neue Reich ein Integrationssymbol bekam, den Kaisertitel. Damit sollte natürlich auch an die sakrale Bedeutung des alten Heiligen Römischen Reiches angeknüpft werden.

Der preußische König war im Norddeutschen Bund jedoch Primus inter Pares, also Erster unter Gleichen. Da gehörte schon einiges Geschick dazu, die Fürsten zu bewegen, dem preußischen König, die Kaiserkrone anzutragen.

Bismarck überzeugte den König von Bayern, der wegen seiner  Märchenschlösser in arger Geldnot war, mit einer stattlichen Summe, dem Preußen die Kaiserkrone anzutragen. Der Titel Kaiser von Deutschland wäre bei den regierenden deutschen Fürsten jedoch nicht durchsetzbar gewesen, weil sie dann Untertanen eines Kaisers gewesen wären.

Wilhelm aber wollte nichts anderes akzeptieren und wehrte sich bis zum Schluss gegen den Titel Deutscher Kaiser. So wäre die Kaiserproklamation beinahe geplatzt, wenn der badische Großherzog Friedrich, Wilhelms Schwiegersohn, nicht noch in letzter Minute mit Bismarck absprach, nicht den Titel zu verkünden, sondern nur den Kaiser Wilhelm hochleben zu lassen.

Österreichische Befindlichkeiten interessierten zu diesem Zeitpunkt niemanden, weil Österreich 1871 schon seit vier Jahren aus dem "deutschen Spiel" war und als Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (k. u. k. - Monarchie) mit dem Kaiser von Österreich an der Spitze firmierte.

Weil es bereits einen Kaiser in Deutschland gab: In Österreich-Ungarn. Hätte sich Wilhelm I. "Kaiser der Deutschen" genannt, hätte das suggeriert, er sei der Kaiser aller Deutschen, also auch der Österreicher. Als "deutscher Kaiser" war nicht dieser einmalige Anspruch da. Es konnte auch mehrere deutsche Kaiser geben. In diesem Fall war es einer im Deutschen Reich und einer in Österreich-Ungarn.

Sammy275 
Fragesteller
 20.04.2015, 20:36

Ich verstehe nicht ganz... Österreich hat doch nicht zum Deutschen Reich gehört??

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Jonnymur  20.04.2015, 20:45

@Sammy275 Das habe ich ja auch geschrieben. Das Deutsche Reich war der deutsche Nationalstaat innerhalb Deutschlands - deshalb "Kleindeutsche Lösung". Deutschland umfasste den gesamten deutschsprachigen Raum (also auch Österreich) und jeder dessen Muttersprache deutsch war, war ein Deutscher. "Deutschland" war eine Nation, aber kein Staat. Zudem wird "Deutschland" oft als Synonym für das "Deutsche Reich" verwendet, aber es sind unterschiedliche Dinge.

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Vielleicht hat er ihn nicht als den rechtmäßigen Kaiser Deutschlands anerkannt ? Das ist aber heute wohl nur noch schwer nachzuvollziehen. Bismarck war ein guter mann ✌

earnest  20.04.2015, 18:39

Bismarck war ein guter Mann - schenkt' uns Blut und Eisen.

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