Deutsche Filme und Serien?


23.01.2024, 09:55

Der beste deutsche Film, meiner persönlichen Meinung nach, ist „das Boot“ und zwar die Langversion. (6 Teiler) Und gehört auch zu meinen persönlichen Top Ten aller Zeiten. Aber ansonsten… na ja

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich weiß, was Du meinst, aber man sollte hier nicht von „deutschen Filmen und Serien“ sprechen, das wäre zu stark verallgemeinert. Präziser und entsprechend richtiger wäre es zu sagen: Von Filmen und Serien unserer jetzigen zeitgenössischen BRD.

In der Weimarer Republik hatte Deutschland ein großartiges Kino und ganze Genres wie z. B. der subtile Gruselfilm („Nosferatu“) waren – man mag es heute kaum glauben – tatsächlich eine deutsche Erfindung.

Auch in der frühen BRD der 50er Jahre wurden farbenprächtige und teilweise witzige Heimatfilme gedreht, denen die spätere Linkspresse das Adjektiv „schnulzig“ verliehen hatte, die aber mit ihrer seelenvollen und authentischen Darstellung durchaus bleibenden kulturellen Wert aus einer Zeit des Wiederaufstiegs nach der Katastrophe beanspruchen können. Später hat die BRD dann mit den Winnetou-Filmen das revolutionäre, zugleich aber auch idealistische Denken einer ganzen Jugendgeneration geprägt und schließlich errangen Kult-Schauspieler wie der legendäre Klaus Kinsky echten Weltruf.

Auch die bundesdeutsche Humorkultur mit Legenden wie Otto Waalkes, Didi Hallervorden, Loriot und zig anderen knüpfte in den 80ern hervorragend an frühere Humoristen wie Heinz Rühmann und Heinz Erhardt an.

Fast vergessen ist heute, dass wir selbst in exotisch-aufwändigen Genres wie Science Fiction (Raumpatrouille Orion) und Fantasy (Die unendliche Geschichte) bedeutende Beiträge zur Filmkultur geleistet haben. In diesen Zeiten war zumindest die Filmkultur der Bundesrepublik noch relativ frei vom geistestötenden Zwang neulinker „politischer Korrektheit“ und marxistischer Phantasiefeindlichkeit.

Der Niedergang setzte erst nach der Wiedervereinigung und der Integration innerhalb des EU-Systems ein. Also die 90er und die Jahrtausendwende etwa. Damals ging es los mit den öden Seifenopas, die den Alltag durchschnittlicher junger Leute thematisierten („Gute Zeiten, schlechte Zeiten“). Naturalistische Krimiserien wie „Tatort“ oder „SOKU Leipzig“ werden seitdem mehr und mehr zur monotonen sozialistischen Einheitskost des deutschen Fernsehens. Die Schauspieler in diesen Serien wirken hölzern, wie Aufziehpuppen, der ganze Duktus der Darstellung schwer, kalt, bierernst. Sans génie et sans esprit. Die legendäre deutsche Humorkultur ist verkommen zu blassen Gauklern wie Oliver Kalkhofe oder „Stromberg“ und allgemein scheinen die TV-Produktionen der jetzigen, späten Bundesrepublik sich nur noch an ein vorwiegendes Unterschichten-Publikum zu richten und dem blossen Tittytainment oder Skandal-TV zu dienen. In dieser Hinsicht spiegelt das BRD-Fernsehschaffen das der ebenfalls in Degeneration befindlichen USA durchaus wieder. Dort drüben aber gibt es immerhin ein höheres technisch-formales Niveau bei diesen Produktionen. Alles, was noch ein gewisses kulturelles Niveau hat im Filmschaffen kommt heute aus Ländern wie Tschechien, Frankreich oder Ungarn.

In der DDR war diese Entwicklung übrigens ähnlich. Mit einfachen Mittel durchaus gut gemachte Historien- sowie vor allem Märchenfilme („Die Geschichte vom kleinen Muck“ usw.) in der Zeit des Aufbaus, jedoch immer plattere und einförmigere Unterhaltung in der späten DDR der 80er Jahre.


Hinterfrager1 
Fragesteller
 24.01.2024, 10:29

Congratulations! Auf eine solche Antwort wie die deine hab ich tatsächlich nur gewartet. Du verdienst nicht nur den „hilfreich Stern“, sondern eine weitere Auszeichnung, die es noch geben müsste.

Ich stimme dir zu 100 % zu. In allen Punkten.

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Ich finde allgemein Deutsche Filme und Serien nicht so toll (Dokus zählen nicht) und könnte jetzt auch nicht irgendwelche auzählen die mir gefallen


Hinterfrager1 
Fragesteller
 23.01.2024, 09:50

Dann geht es dir wohl so wie mir.

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Deutsche Dokumentationsfilme- und Serien finde ich durchaus ansprechend.


Hinterfrager1 
Fragesteller
 23.01.2024, 09:52

Von Dokus habe ich nicht gesprochen. Die sind meistens ganz gut, da hast du recht.

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Ja, mir geht es auch so. Ich denke, dass hat etwas mit der Schauspielerausbildung zu tun. Diese ist sehr klassischlastig und auch heute noch geprägt von Regisseuren wie Brecht und Fassbinder. Es geht halt rein nur um die Aussage, selten um reine Unterhaltung,,ausser natürlich der Billigquatsch der Eigenproduktionen der Fernsehsender, vor alkem dort ARD und ZDF. Dazu kommt das niedrige Budget und immer die gleichen Schauspieler. Und es wird schlimmer, weil der politische Einfluss grösser geworden ist. Bloß nicht irgend jemanden auf die Füsse treten. In Deutschland ganz übel. Es gibt Ausnahmen fpr mich. Bin Fan von Stromberg und Mord mit Aussicht. Ruhig nal anstandslos den Finger in die Wunde legen mir nem Augenzwinkern. Gefallen hat mir mal sehr der Film 'Shoppen' über speeddating, Whisky mit Wodka und zb Kirschbütenhanami. Da hats auch mal meinen Nerv getroffen.


Hinterfrager1 
Fragesteller
 23.01.2024, 10:42

Danke für deine Einschätzung

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Das auf nur deutsche zu begrenzen..: es gibt auch genügend Müll aus anderen Regionen! Das ist meiner Meinung nach auch immer eine Frage des Betrachters


Hinterfrager1 
Fragesteller
 23.01.2024, 09:58

Da hast du natürlich völlig recht.

Ich beziehe mich aber hauptsächlich auf die öffentlich-rechtlichen, die meinen, sie müssten ihre Pflicht und Schuldigkeit tun und immer wieder was Neues produzieren. Meistens kommt nur schwachsinniger Dünpfiff dabei heraus

Selbst Tatort, früher von mir gemocht, wird immer sinnbefreiter meiner Meinung nach.

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Luca747  23.01.2024, 09:59
@Hinterfrager1

Und das beste daran ist dann wenn sie sich das auch noch eingestehen müssen 😬

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