Chessbase-Datenbank wirklich empfehlenswert?
Oh, das ist ein tolles Themenspecial und ich könnte wohl zig Fragen stellen, bin ich doch seit über 20 Jahren schon aktiver Vereinsspieler und bekomme selbst nicht genug von diesem tollen Spiel.
Also Danke schonmal für die Zeit und Mühe zur Beantwortung der hoffentlich vielen schönen Fragen.
Meine (erste) Frage:
Meine DWZ ist momentan bei knapp über 1700 und mein Verein relativ klein. Pro Jahr versuche ich an einigen größeren Turnieren teilzunehmen. Bisher aber stets nur mit mäßigem Erfolg. Denn bei einigen Eröffnungen habe ich immer Probleme und ich kann mich nicht richtig vorbereiten. Zwar schaue ich mir auf Youtube einige Videos an. Aber wenn mein Gegner sich gut mit der Eröffnung auskennt, mache ich dann im Laufe des Spiels doch irgendwann meist früher gravierendere Fehler als mein Gegner. Mir fehlt da oft noch das richtige Gefühl, um gute Möglichkeiten (Opfer etc.) zu erkennen.
Aber das ist nichts neues und scheint vielen Leuten so zu gehen. Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich spiele mit dem Gedanken, mir mal die Chessbase-Datenbank zu kaufen, die allerdings um die 200 Euro kostet. Denn ich möchte mir sehr gerne Schachpartien speziell zu bestimmten Eröffnungen anschauen, die auch ausführlich kommentiert werden (am besten auf deutsch).
Als Weißer speziell zu Partien zum Morra-Gambit und als Schwarzer speziell zu Partien zum Rousseou-Gambit und Spanische Varianten mit f5 und allgemein zu guten Eröffnungen gegen Damen-Gambit, weil ich da nicht so richtig ein gutes Gefühl gegen d4 habe.
Meine Bedenken neben dem Preis sind, dass man am PC das Schachbrett und die Ideenvielfalt doch anders wahrnimmt als am richtigen Brett. Und finde ich da zu meinen gerade erwähnten Eröffnungen wirklich genug kommentierte Partien auf Deutsch, damit keine Missverständnisse auftreten und ich mich besser vorbereiten kann für kommende Turniere?
Und wenn ich die Datenbank käuflich erworben habe, bleibt sie dann bestehen oder muss ich sie jedes Jahr wieder aktualisieren, damit ich weiterhin Zugriff habe? Fand das im Internet etwas verwirrend mit dem Kaufen und Aktualisieren und unterschiedlichen Versionen.
Tut mir leid für den langen Text. Über eine hilfreiche Antwort würde ich mich trotzdem sehr freuen 😊
1 Antwort
Gerade auf dem Level von etwa 1700 brauchst du dich nicht allzu sehr mit Eröffnungstheorie zu beschäftigen. Gerade viele Bücher und Videos versprechen schnelle Erfolge, sind aber oftmals für eine nachhaltige schachliche Entwicklung eher weniger förderlich. Viel besser ist Taktik- und Endspieltraining. Taktik kann man über Onlineplattformen (lichess/chess.com) trainieren, aber es gibt auch sehr sehr gute Bücher für alle Levels, angefangen von der Stappenmethode (Muss!) hin zu The Woodpecker Method (sehr empfehlenswert!) bis hin zu kniffligeren Taktiksammlungen (Perfect your Chess). Ein absolutes Muss im Bereich Endspiele ist insbesondere im Amateurniveau (U2300) das Durcharbeiten von „Silmans Endspielkurs“ und/oder „100 Endspiele, die Sie kennen müssen“.
Mit vielen dieser sehr prinzipiellen Herangehensweisen bist du dann auch viel besser dafür gewappnet, in unbekannten Eröffnungsstellungen die richtigen Antworten auch ohne Theoriewissen zu finden!
Eine Chessbasedatenbank war früher eine der besten Möglichkeiten, an viele Schachpartien zu kommen. Heute gibt es aber auch viele Informationen und Partien frei verfügbar, so dass du für dich entscheiden musst, ob es am Ende den Mehrwert für dich hat.
Ein Hinweis noch von unserem Sportdirektor Kevin Högy: Wenn man eine Vorliebe für Eröffnungen hat und sich unbedingt damit beschäftigen will, rät er eindringlichst von Büchern/Videokursen ab, die halbseidene Eröffnungen empfehlen. Eine Trickvariante mag für einen Überraschungspunkt gut sein, langfristig lernt man hiervon aber nichts. Hier gilt ganz klar: Von Hauptvarianten lernt man am meisten – immerhin sind sie nicht umsonst Hauptvarianten, weil sie (für beide Seiten) spielbar sind, Pläne und Ideen sind bestens ausgearbeitet. So lernt man auch viel darüber, wie man die entstehenden Mittelspiele korrekt handhabt. Eröffnungen müssen natürlich immer zur Person passen, aber in einer idealen Welt würde er empfehlen, mit Weiß und Schwarz Spanisch zu spielen, weil es die komplexeste klassische Eröffnung ist. Wer zum Beispiel mit Schwarz sich für die Saitzev-Variante als sein Hauptrepertoire entscheidet, lernt automatisch je nachdem, für welchen Hauptpfad Weiß sich entscheidet, das Spielen von sizilianischen (d6+e5), königsindischen, symmetrischen und benoniartigen Bauernstrukturen. Nicht umsonst gilt Spanisch als die Königin der Eröffnungen. Wer Spanisch spielen kann, kann Schach spielen. Gleiches gilt auf ähnliche Weise für den ganzen Komplex des klassischen Damengambits (1.d4 d5 2.c4 e6). Auch hier lernt man unsagbar viel, was einem für die weitere schachliche Entwicklung helfen wird.