bin ich Mondsüchtig?

2 Antworten

Also es ist so, dass ich bei Vollmond nie schlafen kann

Uteausmuenchen hat dazu einen guten, wissenschaftliche Beitag geschrieben.

Schlafen / Mond : Seriöse Untersuchungen sehen da keinen direkten Zusammenhang. Es sei denn man glaubt daran - das ist dann wie Placebo.

Raum abdunkeln und gut ist.

 Der Mond hat nicht die Bedeutung wie viele glauben. Jupiter z. B. hat 63 Monde. Ganymed ist der größte Mond des Sonnensystems. Unser Mond ist lediglich der fünftgrößte Mond im Sonnensystem und seine Auswirkung auf die Erde und speziell den Menschen wird oft erheblich überschätzt.

Oft wird da die Gravitation ( Anziehungskraft ) ins Spiel gebracht. Aber ein dicker Mensch der direkt neben Dir steht übt - zumindest physikalisch - eine größere Anziehungskraft auf Dich aus.

Der Mond ist für den Schlaf ebenso wichtig - oder unwichtig - wie eine Glühbirne an Deiner Decke und die muss man auch ausschalten.

Ich wünsche Dir alles Gute

Hallo Elsilily,

nein, Du bist nicht mondsüchtig.

Nur allzu gerne wäre man irgendwie was "Besonderes" und deswegen würde Dir es vielleicht besser gefallen, "mondsüchtig" zu sein, als die profanere, aber dafür zutreffendere Erklärung: Du unterliegst einem bekannten psychologischen Effekt. Der unbewusst im Gehirn ablaufenden Mustererkennung.

Das funktioniert ein wenig so wie bei den optischen Täuschungen. Ein Beispiel wäre das hier:

Bild zum Beitrag

Was siehst Du?

Die allermeisten Menschen sehen hier ein weißes Dreieck. Nur: Wirklich hingemalt sind da schwarze Kugeln mit Ausschnitten und ein paar Linien. Es ist unser Gehirn, das das weiße Dreieck ins Bild setzt. Es verbindet die Bildinformationen zu einem ihm logisch erscheinenden Muster. Und zwar unbewusst. Wir haben keinerlei Einfluss darauf. Wir bilden uns also nicht ein, ein Dreieck zu sehen, sondern die Art und Weise wie unser Gehirn arbeitet, sorgt dafür, dass wir tatsächlich eines sehen.

Und so ist das mit dem armen Mond auch.

Nein, der Vollmond stört unseren Schlaf nachweislich nicht... jedenfalls nicht, wenn er uns nicht genau ins Gesicht scheint im Bett.

Das belegen sehr große Untersuchungen:

Was sagen denn nun Studien tatsächlich aus?

Die österreichischen Schlafforscher Klösch und Zeitlhofer haben sich 2003 gefragt: Hat die Mondphase Einfluss auf die Schlafqualität.

Untersucht wurden in ihrerr Studie Schlaftagebuchaufzeichnungen (jeweils 14 Tage) von je knapp 200 Gesunden und Patienten mit anerkannten Schlafstörungen über einen Zeitraum von 6 Jahren (1997-2002). Von den insgesamt 5152 zur Verfügung stehenden Nächten waren 189 Nächte (3,67%) während des Vollmondes, 152 (2,95%) während des Neumondes, 176 (3,41%) zum Zeitpunkt des "zunehmenden" und 174 (3,38%) zum Zeitpunkt des "abnehmenden" Halbmondes beurteilt worden. Die restlichen 4461 Nächte (86,59%) waren somit "neutrale" Nächte und dienten als Referenz.

Ich zitiere:

In keiner der zur Verfügung stehenden subjektiven Schlafbeurteilungen konnte ein signifikanter Unterschied zwischen den Vollmond-/Neumondnächten, den Nächten während des zunehmenden/abnehmenden Mondes und den als "neutral" eingestuften gefunden werden. Dies gilt gleichermaßen für Gesunde, Patienten, Männer und Frauen. Auch konnte keine Zunahme in der Anzahl der erinnerten Träume beobachtet werden. 

Und das ist nur ein kleiner Teil der Daten, wie das Max-Planck-Institut vermeldete:

"Um Zufallsbefunde zu vermeiden, wie sie in Studien mit geringer Teilnehmerzahl möglich sind, untersuchten die Wissenschaftler nun Schlafdaten von 1.265 Probanden aus 2.097 Nächten. „Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen“, berichtet Martin Dresler, Neurowissenschaftler am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und Donders Institute for Brain, Cognition and Behaviour in Nijmegen, Niederlande. „Wir konnten keinen statistisch belegbaren Zusammenhang zwischen menschlichem Schlaf und den Mondphasen aufzeigen.“

Im Rahmen dieser Untersuchungen fand sein Team weitere unveröffentlichte Analysen von über 20.000 Schlafnächten, welche ebenfalls keinen Einfluss des Mondes feststellen konnten. Dass diese Ergebnisse nicht veröffentlicht worden sind, könnte ein Beispiel für eine verzerrte Veröffentlichungspraxis sein, wie sie beispielsweise auch als „Schubladenproblem“ bekannt ist. Darunter versteht man das Phänomen, dass viele Untersuchungen zwar durchgeführt, aber nie veröffentlicht werden – sie verbleiben stattdessen in der Schublade der Forscher."

Noch neuere Untersuchungen bestätigen dies:

https://www.researchgate.net/profile/Jose_Haba-Rubio/publication/283261567_Bad_sleep_Don%27t_blame_the_moon_A_population-based_study/links/56325a0d08ae584878091f92/Bad-sleep-Dont-blame-the-moon-A-population-based-study.pdf

Kleine, statistisch weniger gut abgesicherte Untersuchungen finden mitunter Abweichungen in den Gruppen verschiedener Mondphasen, nur mit zum Teil widersprüchlichen Ergebnissen - manchmal schlafen also die Teilnehmer der Vollmondgruppe sogar länger. Und das ist genau, was man von statistisch schwachen Untersuchungen erwarten würde: mal so, mal so.

Also: Wir haben eine überwältigende Datenlage, die belegt, dass der Mond unseren Schlaf nicht auf irgendwelche mystische Weise beinflusst. Dass wir dennoch sehr oft einen anderen Eindruck haben, liegt an uns - nicht am Mond.

Auch dafür, dass es an uns liegt, gibt es Untersuchungen: In Bezug auf den Mond wurde das einmal in einer netten kleinen Studie von Mc Farlane und seinen Kollegen nachgewiesen. Sie ließen ihre Studienteilnehmerinnen ein paar Monate lang Tagebuch führen über ihre täglichen Stimmungen. Am Ende des Zeitraumes gab es ein Interview, in dem die Teilnehmerinnen unter anderem (und ohne darauf vorbereitet zu sein) gefragt wurden: "Hatten Sie den Eindruck, dass Ihre schlechten Stimmungen mit dem Vollmond zusammenhingen?" Rund 1/3 der Teilnehmerinnen sagte "Ja". Interessant ist nun aber, dass sich dies in den an den jeweiligen Tagen entstandenen Aufzeichnungen gar nicht fand. Erst die Erinnerung hat diese Korrelation bei den Teilnehmerinnen erzeugt; an den Vollmondtagen selbst bestand die schlechte Stimmung gar nicht.

Und da liegt das Problem: Unser Gehirn sucht in zufällig schwankenden Ereignissen, die uns unangenehm sind, nach Mustern. Das ist uns evolutionär angeboren. Wir sehen in jedem Busch den Tiger, der uns anspringen könnte - weil es für unsere Vorfahren zwar harmlos war, 20x umsonst vor einem leeren Busch davonzulaufen, aber fatal, auch nur einmal den verborgenen Tiger nicht zu entdecken.

Deswegen erkennt unser Gehirn überall Muster. Wir können gar nichts dagegen machen. Das ist wie bei den optischen Täuschungen.

Nicht schlafen zu können ist uns unangenehm. Unser Gehirn sucht deshalb nach einer Erklärung... bevorzugt sogar eine unpersönliche Erklärung. Der Mond ist der perfekte Sündenbock. Über die krusierenden Mythen über ihn halten wir ihn für verdächtig... und unsere psychologisch beeinflusste Wahrnehmung lässt uns Muster erkennen, die nicht da sind.

Haben wir erst einmal den Mond im Verdacht, laufen wir in die Falle der selektiven Wahrnehmung: Wir registrieren Gegenbeispiele sehr viel schlechter als Positivbeispiele. Während Du Dich jedesmal bestätigt fühlst, wenn Du einmal wieder bei Vollmond nicht schlafen kannst, denkst Du Dir eben nicht "Vielleicht stimmt das mit dem schlechten Schlaf bei Vollmond gar nicht", wenn Du bei Vollmond gut geschlafen hast oder bei einer anderen Mondphase schlecht schläfst. Ohne das gleichwertige Erfassen von Gegenbeispielen können falsche Eindrücke aber nicht mehr behoben werden: Der Effekt ist selbstverstärkend.

Deswegen glauben recht viele Menschen von sich, bei Vollmond schlecht zu schlafen, auch wenn - wie oben gezeigt - Studien belegen, dass diese Häufungen nur "gefühlt" sind.

Ich rate Dir zu einem sauber geführten Schöaftagebuch. Nach zwei, drei Jahren wirst Du einsehen, dass Du bei allen möglichen Mondphasen mal schlecht schläfst, genau wie manchmal auch bei Vollmond bestens.

Im Moment ist übrigens nicht Vollmond...

Grüße

 - (Vollmond, mondsüchtig)