Bin ich arrogant oder habe einfach nur hohe Erwartungen?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wenn man sein eigenes intellektuelles Potential gut einstufen kann und dann feststellt, dass man mit Menschen, die auf einem ähnlichen Niveau agieren, weit besser auskommt als mit weniger talentierten Leuten, dann ist das keineswegs eine arrogante Grundhaltung. Wichtig ist nur, dass du immer offen bleibst für Begegnungen, selbst wenn du in den ersten Gespächen feststellen solltest, dass der andere etwas karg oder gehemmt agiert. Manche Menschen müssen erst "auftauen", sie müssen erst ein gewisses Vertrauen entwickeln, ehe sie sich intellektuell artikulieren können.

Arrogant ist man erst, wenn man abschätzig über andere urteilt und vor allem, wenn man durch Worte und durch sein Verhalten anderen zu verstehen gibt, dass man sie wegen (vermeintlicher Defizite) geringschätzt oder gar verurteilt. Sich gleichgesinnte Mitmenschen für die Begegnung herauszusuchen und bevorzugt mit ihnen gemeinsame Gespräche oder Unternehmungen zu planen, ist jedoch völlig normal und keineswegs als moralisch fragwürdig zu bewerten.

Woran machst Du denn fest, dass Du so schlau bist?

Ich finde Menschen schwierig, die andere abwerten, weil dahinter sehr oft der Wunsch steckt, sich selbst zu erhöhen und damit eben auch ein Selbstwertproblem auszugleichen. Das kann im persönlichen Kontakt an verschiedenen Stellen sehr anstrengend werden.

Unabhängig davon: ich arbeite u.a. mit Menschen, die kognitive Einschränkungen/ eine Intelligenzminderung haben. Ganz davon abgesehen, dass ich sie selbstverständlich uneingeschränkt respektiere und ihnen auf Augenhöhe begegne, fasziniert mich ihre Perspektive auf die Welt immer wieder. Viele ebenso simple wie kluge Dinge, die mich zum Nachdenken anregen, kommen häufig nicht von den Menschen, die sich für klug halten, sondern von denen, die einen ganz neuen und anderen Blick auf das Leben haben.

pxpgnintj 
Fragesteller
 10.09.2022, 10:08

Interessant

0

Mit Arroganz hat das nichts zu tun. Man kann depressiv werden, wenn man ständig unterfordert ist. Dann ist es normal, dass der Geist gefordert werden möchte. Viele Menschen betiteln es aber als Arroganz, weil sie sich selbst oft minderwertig fühlen, wenn sie auf dem Papier 'weniger intelligent' sind als andere. Das liegt aber eher an deren Selbstwertgefühl, als daran, dass du arrogant wärst.

Du kannst dich einlassen, auf wen du lustig bist.

Es stellen sich für dich halt dann zwei Fragen im Leben:

1. Bist du dazu fähig, intelligente Leute von weniger intelligenten Leuten zu unterscheiden oder gehst du nach selbst postulierten Merkmalen, die mit der Realität nur bedingt übereinstimmen? Ich bin selbst Mitglied in einem Verein, in dem die Mitglieder eine mindest-Intelligenz vorweisen müssen und kann berichten, dass es schon sehr viel Hybris bedarf, such anzumaßen, typische Anzeichen für hohe Intelligenz erkennen zu wollen außer hoher Intelligenz selbst.

2. Nimmst du in Kauf, dass sich nach deiner Einschätzung "durchschnittliche" und darunter liegende Personen dann auch das Interesse an dir verlieren?

Woran machst du fest, ob jemand intelligenter oder weniger gebildet ist als du? Daran, wie sich jemand ausdrückt, wie schnell er Probleme erkennen und lösen kann oder womit er sich in seiner Freizeit beschäftigt?

Intelligenz ist ein Wert, auf den du dich nicht allzu sehr fixieren solltest. In einer deiner anderen Fragen schreibst du, dass du Psychotherapeut werden willst. In dem Beruf wirst du es mit vielen Menschen zu tun haben, die dir intellektuell unter- als auch überlegen sind, und dann darfst du dir da nicht die Rosinen herauspicken. Zumal du bei intelligenten Menschen Gefahr läufst, gezielt von ihnen manipuliert zu werden.

Lerne, allen Menschen zuzuhören, denn das könnten morgen deine Patienten sein. Lerne aber auch, dich zum Selbstschutz abzugrenzen, wenn sie nicht in deinen Freundeskreis gehören. Sonst wirst du nur ausgenutzt.