Auslandsjahr läuft nicht gut?

2 Antworten

Hm, also ich schreibe jetzt im ersten Absatz etwas Negatives, um das dann ab dem zweiten Absatz zu relativieren und auch etwas Positives zu schreiben.

Also ja, das klingt in der Tat nicht gerade wie das erfolgreichste Austauschjahr, das jemals absolviert wurde. Und ja, ich denke darauf hättest du erheblichen Einfluss gehabt, aber damit hätte du eben vor 4, maximal 3 Monaten anfangen müssen. In dem verbleibenden Monat wirst du höchstwahrscheinlich maximal das eine oder andere schöne Erlebnis herausholen können, sowas wie eine Freundschaft wird da vermutlich nicht mehr entstehen können.

Aber. Das ist absolut kein Grund, dich zu hassen.

Du hast den Austausch durchgezogen, nicht abgebrochen und größeren Ärger gab es auch nicht? Dann gehört deine Austauscherfahrung immerhin auch nicht zu den katastrophalsten, und du hast Durchhaltevermögen bewiesen. Du schreibst “wenn ich von so vielen anderen Leuten höre wie toll...”, ja aber von den Leuten, die nach einem Monat aus den teilweise unnötigsten Gründen abbrechen, hört man halt auch einfach viel seltener, nicht wahr? Es gibt sie aber, das garantiere ich dir, und du gehörst offensichtlich nicht dazu, und das ist gut!

War es bei dir auch so, dass du dich im Voraus riesig darauf gefreut hast, „als Persönlichkeit, charakterlich zu reifen“? Exakt das passiert gerade. Reifen heißt NICHT, am Ende eines Austauschs festzustellen, dass man von Anfang an und ausnahmslos bis zum Ende alles ganz toll gemacht hat. Im Gegenteil das, was du gerade machst, nämlich zu reflektieren, was das Austauschjahr eventuell hätte sein können, hätte man sich an dieser oder jener Stelle anders verhalten, das ist Reifen. Mit den Erkenntnissen, die du aus dieser Reflexion gewinnst, werden deine zukünftigen Erlebnisse im Leben, eventuell ja auch zukünftige Austauscherfahrungen, tendenziell erfolgreicher werden, als sie geworden wären, hättest du diese 5 Monate nicht gemacht und die Erkenntnisse nicht gewonnen.

Menschen sind unterschiedlich. Während für den einen Sechszehnjährigen die Herausforderung eines Austauschs darin besteht, sich wie ein Abenteurer in ein exotisches Entwicklungsland zu begeben, wo er überhaupt nichts versteht, nicht einmal weiß, was das genau ist, was da abends auf dem Teller zum Abendessen liegt, wo es fließend Wasser und Strom nur zu bestimmten Tageszeiten gibt, wo vielleicht eine andere Religion vorherrschend ist - so wäre es für einen anderen Sechszehnjährigen schon eine Herausforderung, ohne seine Eltern für ein paar Monate woanders in Deutschland zu leben, und dasselbe in einem englischsprachigen Ausland ist schon an der Grenze zur Überforderung. Diese Unterschiede bleiben nicht unbedingt für immer so bestehen, manche fangen klein an und überholen in ihrer Entwicklung bis ins Erwachsenenalter andere, die ursprünglich höher angefangen hatten, aber da dann halt stehen geblieben sind. Und außerdem ist es ja auch kein Wettbewerb, wer sich mehr traut, die krasseren Sachen erlebt und hinterher die spannenderen Geschichten erzählt.

Und dann hattest du eben auch nur bisher 4 Monate, letztendlich dann 5 Monate. Nicht umsonst empfehlen Austauschorganisationen, ein ganzes Jahr zu machen, weil je nach Land und Austauschschüler die Eingewöhnungszeit mehrere Monate in Anspruch nimmt. Wenn man dann keine Zeit mehr, endlich eingewöhnt auch noch was mit seinem Austausch anzufangen, ist das natürlich ärgerlich, aber nicht deine Schuld.

Als Vorschlag dafür, was du jetzt noch machen kannst in dem verbleibenden Monat: Setzt dir doch kleine (realistische!) Ziele, so eine Art bucket list. So in der Art „Bis zum Ende meines Austauschs will ich herausgefunden haben, ob es Clubs an meiner Schule gibt“ oder „Bis zum Ende will ich wenigstens jemanden gefragt haben, ob er mit mir ins Kino geht“ (selbst wenn die Antwort dann vielleicht nein lautet). Und dann, aber das wirst du schon ahnen, wirst du aber auch über deinen Schatten springen müssen, um diese Ziele abzuarbeiten ;)

Alles Gute!

shadowmaster403 
Fragesteller
 29.05.2022, 04:16

Vielen Dank erstmal. Um auf den ersten Abschnitt einmal zu resgieren, ich würde behaupten ich hab seit Anfang an alles mögliche gemacht um Kontakte zu knüpfen. Zudem hatte ich auch schöne Erlebnisse als ich am Anfang mich noch sehr viel mit deutschen getroffen hab und vieles erleb hab. Ich tue mich gerade allerdings nur schwer damit, zu sehen das ich wahrscheinlich den nächsten Monat fast komplett Zuhause sitzen werden. Ob es Clubs gibt habe ich bei sehr vielen nachgefragt und kaum eine Antwort erhalten. Das einzige Ziel was ich jetzt nur noch hab ist nicht mehr jeden Tag Zuhause zu sitzen. Vielen Dank dennoch 🥰.

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Ja Auslandsjahr ist ansich fast immer der Horror. Man wird da halt eben öfters überall so auf eine Indirekte Art abgelehnt weil man halt nicht Interessant ist und die wenigsten bock haben sich mit jemanden zu unterhalten der nur schwer ihre Sprache spricht und anders ist,ist halt normal...